Geheimnis um einen nächtlichen Brand
Habt ihr nicht vielleicht ein Paar für mich übrig?”
„Welche Größe haben Sie denn?” Flipp dachte, er könnte vielleicht von seinem Vater ein Paar alte Stiefel für den Landstreicher bekommen. Aber dieser kannte seine Schuhnummer gar nicht. Er hatte in seinem ganzen Leben niemals Schuhe in einem Laden gekauft.
„Vielleicht hat mein Vater ein Paar Stiefel übrig”, sagte Flipp. „Dann bringe ich sie Ihnen. Oder kommen Sie lieber zu uns. Wir wohnen in derselben Straße wie Herr Schluck, in dem roten Steinhaus. Kommen Sie morgen. Dann werde ich die Stiefel bereitstellen.”
„Ihr werdet bloß wieder den Bobby auf mich hetzen, wenn ich mich im Dorf sehen lasse”, erwiderte der Alte mißtrauisch. Er fischte mit den Fingern einen Bissen aus der Blechdose und steckte ihn in den Mund. „Oder dieser Herr Schluck wird es tun. Er soll sich nur in acht nehmen. Wenn ich reden würde … An dem Tag gingen recht merkwürdige Dinge bei ihm vor. Aber ich will nichts damit zu tun haben.”
Rolf sah auf seine Armbanduhr. „Wir müssen gehen. Kommen Sie morgen in Flipps Haus. Dann können Sie uns mehr davon erzählen. Wir werden bestimmt nichts der Polizei verraten.”
Die Jungen liefen eilig nach Hause. Trotzdem kamen sie zu spät zum Mittagessen. Ihre Mütter waren sehr ärgerlich.
„Wo hast du dich so lange herumgetrieben, Flipp?” fragte Frau Hillmann.
Flipp zögerte mit der Antwort. Er konnte nicht gut die Wahrheit sagen, denn alles, was die Spürnasen unternahmen, war streng geheim. „Ich war mit den anderen zusammen”, murmelte er schließlich.
„Das stimmt nicht, Flipp”, entgegnete die Mutter.
„Betti und Gina sind schon lange zurück – und der dicke Junge auch. Erzähl bitte keine Märchen.”
„Ich war mit Rolf zusammen”, sagte Flipp.
Betti versuchte, ihm aus der Verlegenheit zu helfen, indem sie das Thema wechselte. „Dicki fiel heute von einem Heuhaufen”, erzählte sie.
Die Aufmerksamkeit der Mutter wurde auch tatsächlich von Flipp abgelenkt. „Der dicke Junge?” fragte sie erschrocken. „Hat er sich verletzt? Was wollte er denn auf dem Heuhaufen?”
Flipp befürchtete, daß Betti etwas verraten würde. Daher wechselte er nun rasch das Thema. „Mutti, hat Vati vielleicht ein paar alte Stiefel, die er nicht mehr trägt?” fragte er mit unschuldiger Miene.
„Warum?” fragte die Mutter verwundert.
„Weil ich jemand kenne, der gern ein Paar haben möchte.”
„Warum?” fragte die Mutter wieder.
„Weil ihm die Zehen aus seinen Schuhen gucken”, erklärte Flipp.
„Wem gucken die Zehen aus den Schuhen?”
Flipp rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Nun mußte er wohl oder übel von dem Landstreicher erzählen. Damit verriet er jedoch einen Teil des Geheimnisses. Es war einfach wie verhext. Sie konnten sagen, was sie wollten.
Immer kam das Gespräch irgendwie auf die Tätigkeit der Spürnasen.
„Einem armen alten Landstreicher”, platzte Betti heraus. Flipp sah sie wütend an.
Die Mutter war entsetzt. „Gibst du dich etwa mit Landstreichern ab, Flipp?”
„Ach wo! Er tut mir einfach leid. Du sagst doch immer, wir sollen Mitleid mit Leuten haben, denen es nicht so gut geht wie uns. Ich wollte dem armen Kerl nur zu Stiefeln ohne Löcher verhelfen. Das ist alles.”
„Ach so.”
Flipp atmete erleichtert auf, als seine Mutter sich mit dieser Erklärung zufrieden gab. „Wenn Vati ein Paar Stiefel übrig hat, kannst du sie natürlich für den Mann bekommen. Bist du nun endlich mit dem Essen fertig? Ich will abräumen.”
Nachdem Flipp sein Mahl beendet hatte, liefen die Geschwister in die Laube. „Wie geht es Dicki?” fragte Flipp.
„Er hat sich doch hoffentlich nichts Schlimmes getan.”
„Nein, er hat nur ein paar fabelhafte Beulen”, berichtete Betti. „Die besten, die ich jemals gesehen habe. Sicherlich wird er wieder damit prahlen, bis es uns zum Halse herauskommt. Wie es bumste, als er von dem Heuhaufen fiel! Habt ihr den Landstreicher gefunden? Was hat er gesagt?”
„Nicht viel. Aber wir wissen jetzt jedenfalls, daß er sich nicht in dem Graben versteckt hat und auch nicht durch die Hecke gekrochen ist. Seine Schuhsohlen haben nicht das richtige Muster, und seine Jacke ist nicht grau. Doch hat er alles miterlebt, was an dem Tag bei Herrn Schluck vor sich ging. Rolf und ich werden morgen ein paar Fragen an ihn stellen, wenn er sich die Stiefel holen kommt. Wenn er nur nicht solche Angst vor der Polizei hätte! Wahrscheinlich könnte er uns
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