Geheimnis um einen nächtlichen Brand
und wartete eine günstige Gelegenheit ab, um ein paar Eier stehlen zu können.
„Wie sah der Mann aus, der sich in den Büschen versteckte?” fragte Flipp. „Fiel ihm eine Haartolle in die Stirn? Hatte er hervortretende blaue Augen?”
„Seine Augen habe ich nicht gesehen”, antwortete der Landstreicher. „Aber die Haartolle stimmt. Er flüsterte mit jemand.”
Das war etwas Neues. Bodo Piek hatte sich mit einem anderen Menschen zwischen den Büschen verborgen. Waren etwa zwei Personen an dem Verbrechen beteiligt?
Die Geschichte wurde immer rätselhafter. War es möglich, daß Bodo Piek und Herr Rüchlein das Haus gemeinsam angesteckt hatten? Die Kinder wußten nicht mehr, was sie denken sollten.
„Hören Sie mal …”, begann Flipp noch einmal.
Aber der Landstreicher hatte genug von dem Verhör.
„Gib mir jetzt die Stiefel”, sagte er, die Hand danach ausstreckend. „Ich sage nichts mehr. Sonst werde ich noch in die Sache verwickelt. Ich will nichts damit zu tun haben. Ich bin ein ehrlicher Mensch.”
Schweigend zog er die Stiefel an. Die Kinder konnten kein Wort mehr aus ihm herausbekommen. „Er scheint plötzlich stumm geworden zu sein”, sagte Flipp ärgerlich. Kopfschüttelnd sahen die Kinder dem Alten nach. Er schien es recht eilig zu haben. Die Stiefel waren ihm ein wenig zu groß, aber sonst ganz bequem.
Dicki seufzte. „Die Sache wird immer geheimnisvoller. Es haben sich also zwei Menschen in dem Garten versteckt. Einer von ihnen war unzweifelhaft Bodo Piek. Aber wer war der andere? Na, vielleicht haben Gina und Rolf auch etwas Neues erfahren.”
Während der Landstreicher sich in der Laube befand, hatte Purzel immerzu böse geknurrt. Dicki hatte ihn am Halsband festgehalten, damit er sich nicht auf den alten Mann stürzte. Nun begann der kleine Scotchterrier plötzlich freudig zu bellen.
„Da kommen Gina und Rolf”, sagte Betti. „Ich bin neugierig, was sie zu erzählen haben.”
Hat Herr Rüchlein ein schlechtes Gewissen!
Gina und Rolf wollten gleich nach dem Frühstück zu Herrn Rüchlein gehen.
„Womit sollen wir unseren Besuch aber erklären?” fragte Gina. „Herrn Rüchlein können wir doch nicht gut um Wasser bitten. Ich weiß wirklich nicht, was wir sagen sollen.”
„Könnten wir nicht einen Ball in seinen Garten werfen?” meinte Rolf nach kurzem Überlegen.
„Wozu denn das?”
„Um ihn wiederzuholen, du Dummchen. Begreifst du nicht? Wir klettern einfach über die Mauer und suchen in Herrn Rüchleins Garten nach dem Ball. Dann wird er uns wahrscheinlich sehen und fragen, was wir dort machen. Und schon knüpfen wir ein Gespräch mit ihm an.”
„Ach so. Ja, das könnte gehen. Wir wollen es jedenfalls versuchen.”
Rolf warf seinen Ball in den Nachbargarten. Schnell liefen die Geschwister zur Gartenmauer und kletterten hinüber. Auf der anderen Seite standen dichte Büsche. Sie wanden sich durch die Zweige, traten auf den Rasen hinaus und taten, als suchten sie den Ball. Sie konnten ihn ganz deutlich sehen, denn er lag am Rande eines Rosenbeetes.
Aber sie gingen eifrig umherspähend hin und her und riefen sich allerlei zu, um die Aufmerksamkeit von Herrn Rüchlein auf sich zu lenken.
Plötzlich öffnete sich ein Fenster im Erdgeschoß des Hauses, und ein alter Mann guckte heraus. Es mußte Herr Rüchlein sein. Sein Kopf war vollkommen kahl. Er hatte einen langen struppigen Bart und trug eine Hornbrille, deren starke Gläser seine Augen sehr groß erscheinen ließen.
„Was sucht ihr hier?” fragte er.
Rolf lief zu ihm hin und sagte höflich: „Entschuldigen Sie bitte unser Eindringen. Wir suchen unseren Ball. Er ist über die Mauer geflogen.”
Ein heftiger Windstoß fuhr durch den Garten. Er blies Gina die Haare ins Gesicht. Er zerrte an Herrn Rüchleins Bart und raschelte in den Papieren, die vor ihm auf dem Schreibpult lagen. Eins von ihnen flatterte in die Höhe und segelte aus dem Fenster. Herr Rüchlein griff hastig danach, konnte es aber nicht mehr erhaschen. Rolf hob es auf und reichte es dem alten Herrn durchs Fenster. Das starke Papier hatte eine gelbliche Farbe und war mit sonderbaren Zeichen bedeckt.
„Was für ein merkwürdiges Blatt!” sagte Rolf.
„Es ist ein Pergament.” Herr Rüchlein blickte Rolf mit kurzsichtigen Augen an. „Es ist sehr, sehr alt.”
„Wirklich?” Rolf tat, als interessiere er sich ungemein für das Pergament. „Wie alt ist es?”
Herr Rüchlein freute sich offenbar über das unerwartete Interesse des
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