Geheimnis um einen nächtlichen Brand
her.”
„Dann müssen wir morgen schleunigst Herrn Rüchlein verhören”, sagte Dicki. „Betti und ich haben seine Adresse gefunden.”
„Ach, das ist gut”, sagte Rolf. „Wo wohnt er?”
„Wir fanden die Adresse im Telefonbuch”, erzählte Betti. „Das war nicht weiter schwierig, weil es nur einen Rüchlein darin gibt. Er wohnt in der Meiergasse im Lindenhaus.”
„Das Lindenhaus liegt ja direkt hinter unserem Haus”, rief Rolf überrascht. „Ich wußte gar nicht, wer dort wohnt. Außer einer alten Frau haben wir noch nie jemand in dem Garten gesehen.”
„Die Frau war sicherlich Herrn Rüchleins Wirtschafterin, Frau Miggel”, sagte Dicki.
„Woher weißt du das?” fragte Flipp erstaunt.
„Ach, Betti und ich waren heute auch fleißige Spürnasen. Wir fragten euren Gärtner nach dem Lindenhaus. Er kennt es, weil sein Bruder dort arbeitet, und erzählte uns von Frau Miggel. Sie beklagt sich oft über Herrn Rüchlein. Immer sieht er schmutzig und abgerissen aus, obwohl sie sich alle Mühe gibt, seine Sachen in Ordnung zu halten. Und dann ist er entsetzlich vergeßlich. Sie muß aufpassen, daß er etwas ißt und trinkt. Sie muß ihn daran erinnern, einen Mantel mitzunehmen, wenn es regnet. Und so weiter.”
„Der ist wohl nicht ganz richtig im Kopf”, rief Rolf.
„Ach nein, er ist so ein Dings-ologist”, antwortete Betti.
„Immerfort liest er in alten Papieren und Büchern und ist sehr gelehrt. Aber für andere Dinge hat er keinen Sinn. Er soll sehr wertvolle Dokumente besitzen.”
„Rolf und ich könnten gleich morgen früh zu ihm gehen”, meinte Gina, nach neuen Erlebnissen begierig. „Ich finde, wir verstehen es jetzt schon ganz gut, jemand auszuhorchen. Bestimmt besser als Wegda. Jeder, den Wegda etwas fragt, ist sofort mißtrauisch und hütet sich, zuviel zu sagen. Aber zu Kindern sprechen die Leute ganz offen, ohne sich etwas dabei zu denken.”
Rolf schob das lose Brett der Laubenwand beiseite und nahm sein Notizbuch aus dem Versteck heraus. „Ich muß meine Aufzeichnungen ergänzen”, erklärte er und begann eifrig zu schreiben. Flipp nahm den Stoffetzen aus der Streichholzschachtel, um zu sehen, ob er von der grauen Flanelljacke stammen könnte, die Bodo Piek angehabt hatte. Es sah wirklich so aus.
„Wir konnten allerdings keinen Riß in seiner Jacke entdecken”, sagte er. „Auch seine Hosen waren nirgends zerrissen. Ich habe sie genau besehen.”
Die Kinder starrten nachdenklich auf den grauen Flicken. Dann legte Flipp ihn wieder in die Streichholzschachtel zurück. Er nahm Dickis Zeichnung von den Fußspuren in die Hand und faltete sie auseinander. Grinsend dachte er daran, wie Rolf und er die Zeichnung zum ersten Mal betrachteten und so taten, als sähen sie einen Schwanz, Ohren und Hände darauf.
„Die Zeichnung ist gar nicht so schlecht”, sagte er laut. Dicki strahlte, war jedoch klug genug, zu schweigen. „Ich werde dieses Muster auswendig lernen”, fuhr Flipp fort, „damit ich es sofort wiedererkenne, wenn ich es einmal irgendwo sehen sollte.”
„Ich will es auch auswendig lernen.” Betti blickte ein Weilchen aufmerksam auf das Blatt. Schließlich glaubte sie, das Muster mit geschlossenen Augen nachzeichnen zu können.
Endlich klappte Rolf sein Notizbuch zu. „Ich bin mit meinen Eintragungen fertig. Unsere Indizien haben uns bisher überhaupt nichts genützt. Wir müssen unbedingt feststellen, ob Bodo Piek Schuhe mit Gummisohlen trägt. Herrn Rüchleins Schuhe müssen wir natürlich auch untersuchen.”
„Vielleicht trägt der Täter die Schuhe aber gar nicht”, wandte Dicki ein. „Vielleicht stehen sie in seinem Schlafzimmer oder in einem Schrank.”
„Wir müssen eben auch mal in Herrn Rüchleins Schuhschrank nachsehen”, meinte Rolf leichthin, ohne eine Vorstellung davon zu haben, wie sie das anfangen sollten. „Ich will jetzt einmal kurz den Tatbestand zusammenfassen. Wir hatten vier verdächtige Personen. Frau Mint können wir von der Liste streichen. Da sie an dem Abend von Rheumatismus geplagt war und auf ihrem Stuhl ,klebte’, wie ihre Schwester uns erzählte, kann sie das Haus nicht angesteckt haben. Auch der Landstreicher scheidet aus, denn er trägt weder Schuhe mit Gummisohlen noch eine graue Jacke. Also bleiben nur noch zwei verdächtige Personen übrig.”
„Ich wette, Bodo Piek ist der Täter”, sagte Flipp.
„Warum wollte er uns nicht erzählen, wo er an dem Abend war? Das ist äußerst verdächtig.”
Rolf nickte.
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