Geheimnis um einen nächtlichen Brand
und Bücher waren sein ein und alles. Er konnte es nicht ertragen, jemand darin kramen zu sehen. Wütend zerrte er Rolf aus dem Zimmer und stieß die fürchterlichsten Drohungen aus.
Dicki schämte sich sehr, daß er es versäumt hatte, Rolf rechtzeitig zu warnen. Vor Furcht bebend, stand er in dem Schrank und horchte.
„Böser Bube!” schimpfte der Gelehrte, während er Rolf die Treppe hinaufstieß. Rolf versuchte vergeblich, sich von seinem Griff zu befreien und ihm alles zu erklären. Herr Rüchlein ließ ihn einfach nicht zu Worte kommen. „Ich werde die Polizei anrufen”, wiederholte er immer wieder.
Dicki wurde angst und bange zumute. Es war schlimm genug, daß Rolf von Herrn Rüchlein erwischt worden war. Aber nun würde er womöglich auch noch Herrn Grimm ausgeliefert werden. Mit klopfendem Herzen hörte Dicki, wie der Gelehrte Rolf oben in einem Zimmer einschloß und dann wieder herunterkam. Nun stürzte Frau Miggel, von dem Lärm aufgeschreckt, aus der Küche, um zu sehen, was es gäbe.
„Diebe und Räuber!” schrie Herr Rüchlein ihr zu. „Ich kam gerade nach Haus und ging in mein Arbeitszimmer.
Da überraschte ich Diebe und Räuber, die hinter meinen Dokumenten her waren.”
Frau Miggel glaubte nun natürlich, es wären ein paar Männer in das Arbeitszimmer eingedrungen. „Wo sind sie geblieben?” fragte sie ängstlich.
„Oben im Kofferraum eingesperrt”, antwortete Herr Rüchlein.
Frau Miggel starrte ihn überrascht an. War es möglich, daß der alte Herr ganz allein ein paar Männer nach oben gebracht und eingeschlossen hatte? Da bemerkte sie, daß er an allen Gliedern zitterte.
„Setzen Sie sich erst einmal ein wenig hin, bevor Sie die Polizei anrufen”, sagte sie beruhigend. „Sie sind ja ganz bleich. Ich werde Ihnen etwas zu trinken holen. Vorläufig sind die Räuber ja sicher untergebracht.”
Herr Rüchlein sank auf einen Stuhl. Sein Herz hämmerte wie rasend. „Nur eine Minute”, keuchte er. „Mir wird gleich wieder besser sein. Ha! Ich habe es den Räubern gezeigt, was es heißt, hier einzudringen!”
Frau Miggel lief in die Küche. Dicki lauschte mit angehaltenem Atem. Er glaubte, Herr Rüchlein wäre in sein Arbeitszimmer zurückgegangen, während der Gelehrte auf einem Stuhl neben der Treppe saß.
„Ich muß Rolf befreien”, dachte er. „Die Gelegenheit scheint günstig zu sein.” Rasch kroch er aus dem Schrank und eilte zur Treppe hin.
Herr Rüchlein wollte seinen Augen nicht trauen, als plötzlich ein zweiter Junge auftauchte, und dazu noch aus dem großen Schrank. Wütend griff er nach ihm. Dicki erschrak und schrie auf. Verzweifelt versuchte er, die Treppe hinaufzulaufen, und zog Herrn Rüchlein ein Stück hinter sich her. Der Alte hatte sich inzwischen erholt. Der Zorn gab ihm seine Kraft zurück, und er klammerte sich wie eine Klette an den vermeintlichen Einbrecher. Dicki zog ihn noch ein paar Stufen höher und riß ihm fast den Mantel vom Leibe. Aber auf halber Höhe der Treppe strauchelte er und fiel hin. Herr Rüchlein stürzte auf ihn.
Dicki schrie wie am Spieß. „Gehen Sie von mir runter! Sie tun mir weh!”
Als Frau Miggel den Lärm hörte, ließ sie das Glas fallen, das sie in der Hand hielt, und eilte in die Diele. Was war denn nun schon wieder los? Steckte denn das ganze Haus voller Räuber? Dicki gelang es endlich, sich unter Herrn Rüchlein hervorzuwinden. Unter gellendem Wehgeschrei kollerte er die Treppe hinunter und landete mit einem dumpfen Bums direkt vor ihren Füßen.
„So eine Frechheit!” rief Frau Miggel. „Was suchst du nachts in fremden Häusern? Wie heißt du, und wo wohnst du?”
Dicki beschloß, sehr erschrocken und wehleidig zu tun. Frau Miggel war eine gutherzige Frau. Gewiß würde sie ihn laufen lassen, wenn sie sich davon überzeugte, daß er nur ein unnützer Junge war, der dumme Streiche machte.
Dicki begann also, mit lauter Stimme zu schreien und zu jammern. Rolf lauschte verwundert. Was war denn nur mit Dicki passiert? Voller Angst schlug er mit den Fäusten gegen die verschlossene Tür der Kammer, so daß der Lärm noch größer wurde. Frau Miggel wußte gar nicht mehr, was sie von all dem halten sollte.
„Der Alte hat meinen Freund oben eingesperrt”, schrie Dicki. „Ich wollte gerade raufgehen, um ihn zu befreien. Da nahm er mich fest, schlug mich und warf mich die Treppe hinunter. O weh! O weh! Ich habe mich furchtbar geschlagen. Was wird meine Mutter nur sagen, wenn sie meine Beulen sieht! Sie wird
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