Geheimnis um einen nächtlichen Brand
Herrn Rüchlein verklagen, weil er mich mißhandelt hat.”
„Na, na! Jetzt kannst du doch noch keine Beulen haben”, entgegnete Frau Miggel. „Herr Rüchlein ist ein netter, anständiger Herr. Er hat dich bestimmt nicht die Treppe hinuntergeworfen. Erzähl doch keine Märchen.”
„Doch, doch, es ist wirklich wahr”, rief Dicki, scheinbar schluchzend. „Mein Körper ist mit Brauschen bedeckt. Sehen Sie nur – hier – und hier – und da! Oh, oh, holen Sie bitte einen Arzt.”
Frau Miggel und Herr Rüchlein sahen mit Entsetzen, daß der Junge wirklich die furchtbarsten Beulen hatte, die in allen Farben schillerten. Mit großen Augen starrten sie auf die merkwürdigen Erscheinungen und kamen gar nicht darauf, daß der Junge sie schon ein paar Tage haben könnte.
„Herr Rüchlein!” rief Frau Miggel vorwurfsvoll.
„Sehen Sie sich den armen Jungen an! Wie konnten Sie ihn nur so mißhandeln. Ich wage gar nicht daran zu denken, was seine Eltern dazu sagen werden.”
Herr Rüchlein war sprachlos. Er sollte schuld daran sein, daß dieser Junge so zugerichtet war? Verlegen schluckend blickte er Dicki an. „Man sollte etwas auf die Schwellungen auflegen”, meinte er schließlich.
„Ich werde es tun, während Sie die Polizei anrufen”, sagte Frau Miggel, die noch immer glaubte, daß mehrere Einbrecher in der Kofferkammer steckten.
Aber Herr Rüchlein hatte keine rechte Lust mehr, die Polizei anzurufen. „Ach, Frau Miggel”, meinte er kleinlaut, „vielleicht sollten wir die Jungen erst um eine Erklärung für ihr sonderbares Verhalten bitten, bevor wir die Polizei benachrichtigen.”
„Lassen Sie jetzt meinen Freund frei”, bat Dicki. „Wir kamen nicht hierher, um Sie zu bestehlen. Es war nur ein dummer Streich. Ich schlage einen Vergleich vor. Wenn Sie uns nicht der Polizei anzeigen, werden wir unseren Eltern auch nichts sagen. Und ich werde meine Brauschen verbergen.”
Herr Rüchlein räusperte sich. Frau Miggel blickte ihn kopfschüttelnd an. „Die Räuber und Diebe waren also nur zwei Jungens! O jemine! Warum haben Sie mich bloß nicht gleich gerufen! Ich hätte die Sache ohne all den Lärm ins Reine gebracht. Deswegen hätten Sie niemand die Treppe runterzuwerfen brauchen.”
„Ich habe ihn doch gar nicht die Treppe hinuntergeworfen.” Herr Rüchlein ging verwirrt nach oben, um Rolf aus der Kofferkammer zu befreien. Danach gingen alle in das Arbeitszimmer. Frau Miggel brachte eine Medizinflasche mit und betupfte Dickis Beulen sorgfältig mit einer Flüssigkeit. Rolf wunderte sich sehr darüber, sagte aber nichts.
„In meinem ganzen Leben habe ich noch nicht solche Beulen gesehen”, rief Frau Miggel, während sie eifrig um Dicki bemüht war.
„Ich bin ein wunderbarer Brauscher”, erzählte Dicki stolz. „Einmal hatte ich eine Brausche, die genau wie eine Kirchenglocke aussah.”
Herr Rüchlein schien jedoch keinen Sinn für Brauschengeschichten zu haben. „Was wolltet ihr nachts in meinem Haus?” fragte er plötzlich scharf.
Dicki und Rolf schwiegen verlegen. Sie wußten nicht recht, wie sie ihr Eindringen erklären sollten.
„Ihr müßt antworten”, sagte Frau Miggel mahnend.
„Ich wette, ihr hattet nichts Gutes im Sinn. Raus mit der Sprache! Sagt, was ihr hier wolltet.”
Als die beiden noch immer keine Antwort gaben, verlor Herr Rüchlein die Geduld. „Wenn ihr mir nicht sofort eine Erklärung gebt, werde ich euch der Polizei übergeben”, drohte er.
„Was wird die Polizei nur zu meinen Beulen sagen?” erwiderte Dicki.
„Ich glaube, du hattest sie schon, bevor du hierher kamst.” Die Stimme von Herrn Rüchlein wurde immer schärfer. „Frau Miggel scheint nicht zu wissen, in welchem Stadium eine Beule gelb wird. Aber ich weiß es.”
Dicki und Rolf erwiderten nichts darauf.
Herr Rüchlein zückte eine Feder. „Eure Namen und Adressen?” fuhr er sie an. „Ich werde nicht nur die Polizei benachrichtigen, sondern mich auch bei euren Eltern beschweren.”
Die Jungen erschraken. Ihre Eltern sollten erfahren, daß man sie nachts in einem fremden Haus erwischt hatte? Nein, das durfte auf keinen Fall geschehen. Rolf entschloß sich, die Wahrheit zu sagen.
„Wir kamen hierher, um einen Schuh zurückzubringen, den wir heute vormittag mitgenommen hatten”, sagte er leise.
Frau Miggel und Herr Rüchlein sahen ihn an, als wäre er plötzlich verrückt geworden.
„Einen Schuh?” fragte Herr Rüchlein schließlich.
„Warum denn? Und warum bloß einen? Was
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