Geheimnis um einen Wohnwagen
Dicki.
„Doch, ganz bestimmt. Ich werde die Figuren wieder aufstellen. Ich weiß genau, wie sie standen.”
Dicki stöhnte innerlich. Noch niemals hatte er sich beim Schachspielen so gelangweilt wie heute.
„Warum ist Purzel nur plötzlich aufgesprungen?” fragte Eulalie, während sie die Schachfiguren aufhob.
„Hast du nicht die Maus gesehen? Sie lief dicht an deinem Stuhl vorbei. Purzel wollte sie fangen, aber sie ist ihm natürlich entwischt.”
„Eine Maus?” schrie Eulalie entsetzt. „Ist sie noch im Zimmer?”
„Wahrscheinlich.” Dicki bemerkte verwundert, daß die tüchtige, unerschütterliche Eulalie am ganzen Körper zitterte. Wer hätte gedacht, daß sie sich vor Mäusen fürchtete? Nicht einmal Betti hatte Angst vor Mäusen. „Die Maus war ziemlich groß”, sagte er. „Sieh nur, Purzel schnüffelt schon wieder an deinem Stuhl.”
Eulalie sprang auf und rannte quiekend aus dem Zimmer. Mit einem Seufzer der Erleichterung packte Dicki die Schachfiguren in ihren Kasten und versteckte ihn unter den Nähsachen seiner Mutter. „Dort kann er stehenbleiben, bis Eulalie abgereist ist”, sagte er zu Purzel. „Fang die Maus bitte nicht! Sie hat mir das Leben gerettet.”
Der Abend verlief sehr friedlich. Nach dem Essen schlug Herr Schelle eine Bridgepartie vor. „Eulalie spielt sehr gut”, sagte er zu Frau Kronstein. „Ich werde mit ihr gegen Sie und Ihren Mann spielen. Dietrich wird wohl nicht böse sein, wenn er nicht mitmachen kann.”
Dicki war mehr als zufrieden mit dieser Lösung. Er wollte einen Plan für den morgigen Besuch der Spürnasen auf dem Jahrmarkt machen. Vielleicht war es ganz gut, wenn er sich dazu maskierte. Dann konnte er sich leicht unter die Jahrmarktsleute mischen und sie unauffällig aushorchen.
Sobald die Bridgespieler sich hingesetzt hatten, ging er in seinen Schuppen, zog den Vorhang vors Fenster und steckte eine Petroleumlampe an. Was für eine Maske sollte er wählen?
Nach einigem Überlegen entschloß er sich für einen jungen Burschen, der Arbeit auf dem Jahrmarkt suchte. Er wollte sich so gut maskieren, daß keiner den Jungen wiedererkannte, der heute mit seinen Freunden über den Jahrmarkt gegangen war. Sorgfältig wählte er die Sachen aus, die er anziehen wollte – ein Paar fleckige Hosen, einen abgelegten Regenmantel, ein Paar geflickte Schuhe mit heruntergetretenen Absätzen, dazu gelbe Socken und ein schmuddliges gestreiftes Hemd. In die Manteltasche steckte er noch ein schmutziges Taschentuch. Morgen wollte er sich falsche Zähne in den Mund stecken, sein Gesicht braun schminken und vor allem seine Fingernägel schmutzig machen. Das hatte er einmal vergessen und sich dadurch verraten.
Wie aber sollte er Eulalie los werden? Er würde nicht unbemerkt in seinen Schuppen gehen und sich maskieren können, wenn sie in der Nähe war. Vielleicht konnte er seine Mutter überreden, sie mit einem Auftrag fortzuschicken.
Vor dem Schlafengehen zog Dicki seine Mutter beiseite und bat sie, Eulalie am nächsten Vormittag irgendwie zu beschäftigen. „Ich habe mit den andern Kindern etwas vor”, sagte er, „und kann Eulalie nicht dauernd mitschleppen. Heute waren wir schon den ganzen Nachmittag mit ihr zusammen.”
Frau Kronstein hatte Verständnis für seine Bitte, besonders nachdem sie gerade Eulalie beim Bridgespiel hatte ertragen müssen. Eulalie hatte sehr gute Karten gehabt und jedes Spiel gewonnen. Und dann hatte sie den andern einen langen Vortrag darüber gehalten, wie man richtig Bridge spielt.
„Keine Sorge, das mache ich schon”, sagte Dickis Mutter daher bereitwillig. „Ich werde sie bitten, das Kirchenblatt für mich auszutragen. Es wird ihr bestimmt Spaß machen, durch den Ort zu gehen und alle Leute darüber zu belehren, wie sie ihren Garten in Ordnung halten und ihre Hunde besser erziehen können.”
Dicki lachte und umarmte seine Mutter. „Vielen Dank! Es ist allerdings auch möglich, daß Eulalie die Blätter im Eiltempo austrägt und uns dann nachläuft, um zu sehen, was wir tun.”
„Am besten wird es sein, du steckst dir eine Maus in die Tasche”, riet ihm seine Mutter. „Dann bist du bestimmt sicher vor ihr.”
Die Spürnasen und der Clown
Am nächsten Morgen wartete Dicki, bis Eulalie mit den Kirchenblättern fortgegangen war. Dann ging er in seinen Schuppen und maskierte sich mit großem Vergnügen.
Er schminkte sein Gesicht so braun wie das des Mannes im Schießzelt, klebte sich zottige Augenbrauen an und zerzauste seine
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