Geheimnis Um Mitternacht
Odelia fort. „Ich bin mir sicher, dass Sie sich nicht erinnern werden, da Sie selbst noch ein Kind waren, aber vor siebenundzwanzig Jahren wurden die Frau und der Sohn meines Neffen Cecil entführt. Er erhielt einen Brief mit einer Lösegeldforderung - ein Halsband mit Rubinen und Diamanten, schrecklich hässliches Ding, aber natürlich ein Vermögen wert. Es war seit Generationen in der Familie. Es wurde gemunkelt, dass es ein Geschenk der dankbaren Königin Elizabeth war, als sie den Thron bestieg. Cecil gab ihnen, was sie verlangten, aber weder seine Frau noch sein Kind kamen zurück. Wir nahmen alle an, dass sie getötet worden waren. Cecil war untröstlich, aber er behielt doch immer die Hoffnung, dass sie eines Tages wieder auftauchen würden. Es hat Jahre gedauert, bis er wieder geheiratet hat. Natürlich musste er vorher Selene - das war seine erste Countess - für tot erklären lassen. Zu diesem Zeitpunkt war sie schon beinahe zwanzig Jahre verschwunden. Aber dennoch tat er bei dem Jungen nicht dasselbe. Ich nehme an, dass er es nicht über sich brachte, sich einzugestehen, dass sein Sohn tot war."
Sie zuckte die Schultern und fuhr fort: „Aber als Cecil vor einem Jahr selbst starb, musste etwas geschehen. Falls Gideon irgendwo lebte, war er der Erbe. Doch Cecils zweite Frau Teresa hatte ihm auch einen Sohn geschenkt.
Wenn Gideon also tot war, dann wäre Timothy der rechtmäßige Erbe. Bevor wir rechtliche Schritte einleiteten, schickte ich Rochford los, um zu sehen, ob er etwas über Gideon herausfinden konnte."
Francesca blickte zu dem Duke hinüber. „Dann ... sind Sie derjenige, der ihn gefunden hat?"
Rochford zuckte mit den Schultern. „Ich habe nur sehr wenig dazu beigetragen. Alles, was ich getan habe, war, einen Privatdetektiv anzuheuern, um die Sache zu untersuchen. Er hat Gideon in London gefunden. Er benutzte den Namen Gideon Cooper und hatte ein kleines Vermögen gemacht. Er hatte keine Ahnung, wer er war."
„Er konnte sich an gar nichts erinnern?", fragte Francesca überrascht.
„Offensichtlich nicht - außer an seinen Vornamen natürlich.
Er war erst vier, als er entführt wurde. Er kann sich an nichts vor der Zeit, die er als Waise auf den Straßen Londons verbracht hat, erinnern."
„Aber irgendjemand muss ihn aufgenommen und sich um ihn gekümmert haben", sagte Francesca. „Wussten diese Leute nichts darüber, warum er bei ihnen war? Wo er herkam?"
„Nichts", erklärte Lady Odelia voller Verachtung. „Er sagt, dass er niemals irgendwelche Eltern hatte, dass er mit einem Haufen verrufener Kinder in den Slums im East End aufwuchs. Stellen Sie sich vor, der Sohn eines Earls mit dem Blut der Lilles und der Bankes in seinen Adern, der mit Gott weiß was für Gesindel Umgang hatte." Sie schüttelte den Kopf, und die violetten Federn, die über ihre unmodern hohe Frisur ragten, wippten hin und her.
„Aber wie wussten Sie, dass er Gideon war?", fragte Francesca interessiert. „Wenn er sich nicht erinnern konnte und es niemanden gab, der ihn aufgezogen hat..."
„Oh, er ist es ganz sicher." Lady Odelias Tonfall machte deutlich, dass sie nicht wirklich glücklich über diese Tatsache war. „Er hat ein Muttermal - einen kleinen himbeerfarbenen Fleck neben seinem linken Schulterblatt.
Gideon ist mit genau so einem Mal geboren worden. Pansy und ich konnten uns beide daran erinnern. Natürlich sieht es bei einem Erwachsenen kleiner aus, aber es ist unverkennbar. Ein bisschen wie ein schiefer Diamant. Und natürlich hat er das Aussehen der Bankes. Und die Kinnlinie und das Haar der Lilles."
„Ich verstehe", sagte Francesca nicht ganz aufrichtig. Die Wahrheit war, dass sie Lady Odelias Geschichte zwar interessant fand, aber doch nicht wirklich begriff, warum die Frau sie ihr erzählte. Sie zögerte und sagte dann: „Ich bin mir sicher, dass Sie überglücklich sind, ihn nach all dieser Zeit zurückbekommen zu haben." Sie blickte von Lady Odelia zu dem Duke hinüber, aber in seinem bewusst neutral gehaltenen Gesichtsausdruck fand sich nichts, was ihr weiterhelfen konnte. Sie wandte sich wieder der alten Frau zu. „Ich bin mir nicht sicher ... nun ja, warum Sie meine Hilfe brauchen - oder die irgendeiner anderen -, um für Lord Radbourne eine passende Ehefrau zu finden. Sie kennen jeden. Und sogar besser als ich."
„Es geht nicht darum, eine geeignete Frau zu finden, sondern eine, die willig ist", antwortete Lady Odelia.
Verblüfft sah Francesca sie an. „Aber mit seinem Titel
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