Geheimnis Um Mitternacht
fuhr Lady Odelia fort und nickte ihr zu. „Die Sache ist die: Ich brauche Ihre Hilfe und bin gekommen, um Sie um einen Gefallen zu bitten."
„Natürlich", murmelte Francesca, während ihr Verstand voller Angst zu ergründen versuchte, welch ohne Zweifel unangenehme Aufgabe die Dame für sie im Sinn haben könnte.
„Der Grund, warum ich hier bin ... nun, ich werde ganz offen sprechen. Ich bin hier, weil ich eine Ehefrau für meinen Großneffen suche."
Den Worten der eindrucksvollen alten Dame folgte ein Moment entgeisterten Schweigens. Francesca starrte sie an, und dann wanderte ihr Blick unwillkürlich zu Rochford.
„Ich ... ich ...", stotterte sie und fühlte, wie ihre Wangen sich röteten.
„Nein, nicht für ihn!", rief Lady Odelia und ließ ein beinahe gackerndes Lachen hören. „Bei dem da versuche ich es schon seit fast fünfzehn Jahren. Aber selbst ich habe die Hoffnung inzwischen aufgegeben. Nein, die Linie der Lilles wird durch diesen Idioten Bertrand gesichert werden müssen, wenn sie denn fortgesetzt werden soll." Sie seufzte tief bei dieser Aussicht.
„Es tut mir leid." Francescas Wangen waren flammendrot. „Ich meinte ... Nun, ich bin mir nicht sicher, dass ich Sie verstehe."
„Ich spreche von dem Enkel meiner Schwester."
„Oh. Ich bin nicht... Ich glaube nicht, dass ich Ihre Schwester kenne, Mylady."
„Pansy", sagte Lady Odelia und seufzte erneut. Ihr Ausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass sie ihre Schwester nicht besonders hoch schätzte. „Wir waren vier - neben den drei Kindern, die schon früh starben natürlich. Ich war die Älteste, und dann kam mein Bruder, der natürlich der Duke wurde. Er war Rochfords Großvater. Danach folgten unsere Schwester Mary und schließlich die Jüngste, Pansy. Pansy hat Lord Radbourne geheiratet. Gladius.
Verdammt alberner Name. Seine Mutter hat ihn ausgesucht, eine törichte Frau wie keine andere. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Das Problem ist Pansys Enkel Gideon. Lord Cecils Sohn."
„Oh." Francesca kannte den Namen. „Lord Radbourne."
Lady Odelia nickte. „Ja, ich denke, jetzt verstehen Sie mich. Sie werden den Klatsch gehört haben."
„Nun ja ..." Francesca wirkte ein wenig hilflos.
„Es ist sinnlos, es abzustreiten. Der Ton hat die letzten Monate von kaum etwas anderem gesprochen."
Francesca nickte. „Natürlich."
Odelia hatte recht. Francesca - zusammen mit dem gesamten Ton und tatsächlich ganz London - hatte den Klatsch gehört. Vor vielen Jahren, als er gerade vier Jahre alt gewesen war, war Gideon Bankes, der Erbe des Radbourne-Titels und Besitzes, zusammen mit seiner Mutter entführt worden. Weder der Junge noch seine Mutter wurden je wieder gesehen. Dann, Jahre nachdem er schon lange für tot gehalten worden war, war Gideon wieder aufgetaucht.
Das und seine Erbschaft des Titels und des Besitzes des Earl of Radbourne waren einige Wochen lang das Tagesgespräch gewesen. Jeder, den Francesca kannte, hatte eine Meinung zu dem Thema - wie der plötzlich wieder aufgetauchte Erbe wirkte, wo er all die Jahre gewesen war und ob er vielleicht ein Hochstapler sei. Es hatte mehr Fragen als Fakten gegeben, denn nur wenige Leute hatten den neuen Earl getroffen.
Francesca blickte wieder hinüber zu dem Duke. In den letzten Monaten hatte sie ihn hin und wieder bei verschiedenen Festen gesehen, aber er hatte nie ein Wort über den Erben verloren, der plötzlich wieder aufgetaucht war. Tatsächlich war ihr gar nicht bewusst gewesen, dass Rochford in irgendeiner Weise mit der Banksr-Familie verwandt war. Diese Tatsache bestätigte nur ihre Meinung, dass der Duke of Rochford der verschwiegenste Gentleman war, den sie kannte. Wie typisch für diesen Mann, dachte sie mit einem leichten Aufwallen von Ärger.
„Ich bin mir sicher, dass das, was Sie gehört haben, zum größten Teil falsch ist", bemerkte Lady Odelia. „Ich werde Ihnen am besten die ganze Geschichte erzählen."
„Oh, nein, ich bin mir sicher, dass das nicht nötig ist", begann Francesca, hin und her gerissen zwischen Neugierde und dem überwältigenden Bedürfnis, Lady Odelia schnell wieder aus ihrem Haus zu bekommen.
„Unsinn. Sie müssen die Wahrheit hören."
„Lassen Sie es sich einfach erzählen", riet Rochford Francesca. „Sie wissen, dass das einfacher ist."
„Sei nicht so unverschämt, Sinclair", wies seine Tante ihn zurecht.
Francesca bemerkte leicht säuerlich, dass Rochford in keinster Weise eingeschüchtert zu sein schien.
„Nun", fuhr Lady
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