Geheimnis Um Mitternacht
erfunden hat. Also kann man diese Möglichkeit ausschließen. Er hat seinem Diener gesagt - wenn wir ihm glauben wollen -, dass Lady Selene ihm einen Brief hinterlassen hat, in dem stand, dass sie Sie mitnahm und weglief."
„Ein Brief, den nur er gelesen hat", warf Gideon ein. „Er hat auch meiner Großmutter davon erzählt, aber ich habe nicht den
Eindruck gewonnen, dass sie ihn tatsächlich gelesen hat. Sie hat nur gesehen, wie er damit in der Luft herumgefuchtelt hat. Wie günstig für ihn."
„Wollen Sie damit sagen ... Denken Sie, dass Ihr Vater ... sie ermordet hat?" Irenes Stimme wurde bei diesen Worten ganz leise, als sie ob den Ereignissen Realität verleihen würde, indem sie sie aussprach.
Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich ... Die Zofe schien Angst vor ihm zu haben. Selbst seine Mutter gibt zu, dass er ein hitziges Temperament hatte. Dass ich von einem Mörder gezeugt wurde, ist wirklich kein sehr angenehmer Gedanke. Aber welche anderen Möglichkeiten bleiben denn noch, wenn sie nicht weggelaufen ist?
Sollen wir wirklich glauben, dass sich jemand ins Haus geschlichen, sie entführt und dann getötet hat? Nachdem sie sie gezwungen haben, einen Brief an meinen Vater zu schreiben, damit es so aussieht, als wäre sie freiwillig gegangen?"
Irene seufzte. „Das scheint unwahrscheinlich." Sie machte eine nachdenkliche Pause und fuhr dann fort: „Aber wenn Ihr Vater sie getötet hat, was ist dann mit Ihnen passiert? Wie sind Sie ganz allein in London gelandet? Das macht überhaupt keinen Sinn. Sie waren sein einziges Kind, sein Erbe. Er hätte Sie nicht nach London gebracht und Sie dort zurückgelassen."
Er zuckte die Schultern. „Das ist in der Tat seltsam. Nichts scheint die Aristokratie mehr zu beschäftigen als die Erbfolge. Dasselbe trifft zu, wenn Owenby sie getötet hat. Er hätte mich nicht nach London gebracht. Aber wer kann es sonst gewesen sein? Wer würde meine Mutter tot und mich weg wünschen?"
„Nun, der naheliegendste Kandidat wäre Ihr Onkel", stellte Irene fest. „Er ist der Einzige, der einen Vorteil davon hätte, wenn Sie nicht mehr da wären. Schließlich war er nach Ihnen der Erbe Ihres Vaters. Und vielleicht glaubte Jasper, dass Ihr Vater nicht noch einmal heiraten würde, wenn er so in Trauer versunken ist."
„Ja, das ist möglich, bis auf einige kleine Punkte - der erste davon ist, dass Onkel Jasper meine Mutter liebte."
„Das behauptet er zumindest", erwiderte Irene.
Gideon hob die Augenbrauen. „Meine Güte, Sie sind wirklich misstrauisch. Aber gut, wir haben in der Tat nur sein Wort dafür. Aber der zweite Einwand ist, dass er zu der Zeit in Indien war.
Meine Großmutter hat das bestätigt."
„Er hätte jemanden anheuern können", widersprach Irene. „Er hätte einen Mann schicken können, um Sie beide loszuwerden, aber der Mann hat es nicht über sich gebracht, ein Kind zu töten, also hat er Sie einfach irgendwo ausgesetzt."
Gideon warf ihr einen langen Blick zu. „Sie haben eine erschreckend lebhafte Fantasie."
Sie verzog das Gesicht. „Oder - und das hört sich für mich plausibel an - Lady Teresa. Wussten Sie, dass sie und ihre Emilie tatsächlich hier in der Gegend gelebt haben?"
„Nein." Er sah überrascht aus. „Aber ist sie damals nicht noch ein Kind gewesen?"
„Sie ist nicht mehr so jung. Ich denke, dass sie damals fünfzehn war." Irene bemerkte seinen zweifelnden Blick und fuhr fort: „Nun ja, es ist ein wenig jung, aber sie hatte es sich vielleicht in den Kopf gesetzt, die Countess of Radbourne zu werden, und beseitigte, was ihr dabei im Weg war - Sie und Ihre Mutter."
„Würde man mich jetzt ermorden, käme Sie sicherlich für das Verbrechen infrage, da stimme ich Ihnen zu. Aber es ist ein wenig weit hergeholt, dass sie mit fünfzehn so einen Plan ausheckte und dann auch noch ausführte. Und wie hätte sie mich nach London schaffen sollen?"
„Schon gut. Es ist in der Tat keine besonders realistische Idee", gab Irene zu.
„Und vergessen Sie nicht den Brief. Wer auch immer meine Mutter getötet hat, musste sie vorher noch dazu bringen, diesen Brief zu schreiben."
Er schwieg einen Moment und sagte dann: „Oder vielleicht war es tatsächlich so, wie mein Vater und Owenby gesagt haben. Meine Mutter floh mit ihrem Liebhaber und nahm mich mit. Vielleicht kann Onkel Jasper einfach nicht glauben, dass die Frau, die er liebte, mit einem anderen Mann davongelaufen ist. Sie hat meinen Vater mit seinem Bruder betrogen. Ist es
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