Geheimnis Um Mitternacht
Das ist viel zu gefährlich."
„Unsinn!", erwiderte Lady Odelia barsch. „Ich bin mehrere Male dort gewesen. Als wir jünger waren, natürlich, was, Pansy? Es ist nicht gefährlich, solange man sich nicht von der Gruppe entfernt und sich verläuft."
„Lord Cecil hat nie jemandem erlaubt, dort hinzugehen", erwiderte Lady Teresa steif.
„Ohne Zweifel wollte er nicht, dass alle Welt dort herumspaziert", bemerkte Lady Odelia. „Das wäre natürlich nicht wünschenswert. Aber ich habe nie gehört, dass die Höhlen wirklich gefährlich wären. Du, Pansy?"
„Nein, Liebes", antwortete ihre Schwester und fügte freundlich in Teresas Richtung hinzu: „Ich nehme an, dass Cecil nur besonders vorsichtig war, was dich und Timmy anging. Und er wollte keine Fremden dort. Solche Leute hätten vielleicht die Gesteinsformationen beschädigt. Aber die Höhlen sind sehr sehenswert. Ungewöhnlich."
„Das hört sich genau richtig an", sagte Piers, und alle jüngeren Teilnehmer der Gesellschaft zögerten nicht lange, ihm zuzustimmen.
„Ich bin mir sicher, dass die Köchin einige Picknickkörbe für uns füllen kann", fügte Francesca mit einem vielsagenden Blick zu Irene hinzu.
Irene wusste, was dieser Blick bedeutete. Sie sollte mit der Haushälterin und der Köchin wegen der Essenskörbe sprechen, da sie während der letzten Woche für die Absprachen mit der Küche und die Haushaltsangelegenheiten verantwortlich gewesen war. Sobald das Frühstück beendet war, ging sie hinab in die Küche.
Die Haushälterin Mrs. Jeffries schien eine Vorliebe für sie entwickelt zu haben. Irene war sich nicht sicher, warum das so war, aber sie vermutete, dass es viel mit der Unfähigkeit von Lady Teresa und Lady Pansy als Herrinnen des Hauses zu tun hatte. In den letzten Tagen hatte die Haushälterin sich in zunehmendem Maße an Irene gewandt, und selbst der Respekt einflößende Horroughs hatte sich in den seltenen Fällen, in denen er sich bei einer die Gäste betreffenden Sache nicht sicher war, mit ihr besprochen.
Doch schien es Irene heute, als ob das Lächeln, mit dem Mrs. Jeffries sie begrüßte, besonders strahlend ausfiel und dass noch ein wenig mehr Ehrerbietung in den Versicherungen der Haushälterin lag, dass sie die Körbe vorbereiten und um ein Uhr zu den Höhlen bringen lassen würde. Irene bemerkte auch, dass die Bediensteten ihr heimliche Blicke zuwarfen, während sie miteinander tuschelten und verstohlen lächelten.
Konnte es sein, dass die Dienerschaft schon von ihrer Verlobung mit Gideon wusste? Es schien unmöglich, da es erst in der vorigen Nacht passiert war. Aber natürlich erfuhren die Bediensteten immer alles zuerst. Ohne Zweifel war ein Dienstmädchen in der Nähe gewesen und hatte mit angehört, als Gideon seiner Großmutter oder Großtante davon erzählt hatte.
Irene gab vor, nichts von all dem zu bemerken. Sobald ihr Gespräch mit der Haushälterin beendet war, verließ sie die Küche und ging auf ihr Zimmer, um sich umzuziehen.
Während sie sich im Spiegel betrachtete und ihr Kleid auszog, fiel ihr auf, dass die Bediensteten - und vielleicht sogar Lady Odelia - auch von ihrem Gesicht hätten ablesen können, dass etwas Besonderes vorgefallen sein musste.
Als sie zum Frühstück hinuntergegangen war, war ihr nicht bewusst gewesen, dass ein Strahlen des Glücks auf ihrem Gesicht lag, das sie unmöglich verstecken konnte. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen leuchteten, und ihr Mund sah so aus, als wollte sie jeden Moment in ein Lächeln ausbrechen.
Sie betrachtete sich, wandte den Kopf in die eine, dann in die andere Richtung, versuchte, einen würdevolleren -
oder wenigstens weniger offensichtlichen - Ausdruck anzunehmen. Aber es dauerte nur eine Minute, bis sie lachend aufgab. Was machte es schon, wenn alle anderen errieten, dass sie bis über beide Ohren verliebt war. Im Moment war ihr nur die Zukunft mit Gideon wichtig. Tatsächlich konnte sie es kaum erwarten, dass ihr neues Leben endlich begann.
Aber zuerst musste sie noch den letzten Tag der Gesellschaft hinter sich bringen. Sie freute sich darauf, die Höhlen mit Gideon zu erkunden, also zog sie schnell ihr Reitkostüm an, steckte die kecke kleine Kappe auf ihrem Kopf fest und rückte sie schräg zurecht, sodass die glänzende schwarze Feder sich um ihr Gesicht legte und ihre Wange umschmeichelte. Hohe schwarze Stiefel und schwarze Lederhandschuhe komplettierten das Ensemble, und sie drehte sich ein letztes Mal vor dem Spiegel. Ihr gefiel das
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