Geheimnis Um Mitternacht
sagte, was sie empfand, oder doch versuchte, sie dazu zu bringen, ihre Meinung zu ändern. Francesca hatte recht. Sie, Irene, war eine Frau, die davon überzeugt war, dass man sein Leben mit Verstand und nicht durch Gefühle regeln sollte, und in dieser Beziehung schien es vermutlich etwas seltsam, dass sie eine solche Ehe, die andere für einen vernünftigen Vorschlag halten mussten, ablehnte. Ob ihre Ängste sie vielleicht daran hinderten, das zu tun, was das Beste für sie und ihre Mutter war?
Schnell verdrängte sie diesen Gedanken wieder. „Ich lasse mich von meinem Verstand leiten. Ich weiß, welche Konsequenzen eine Heirat haben kann, und daher unterlasse ich es, mich von meinen Hoffnungen zu etwas Törichtem verleiten zu lassen."
Francesca nickte. „Natürlich. Lassen Sie uns nicht mehr davon sprechen."
Sie begann, von anderen Dingen zu reden. Irene war überrascht, dass sie sofort bereit war, das Thema fallen zu lassen. Sie plauderten über dies und das, und Irene dachte, dass es sehr einfach war, Francesca zu mögen. Sie sprach vielleicht nicht über ernsthafte oder tiefgründige Dinge, aber es war angenehm, mit ihr zu reden, und es gelang ihr, auch alltägliche Dinge interessant scheinen zu lassen. Sie lachte viel und hatte großen Charme, und Irene überlegte, dass sie der anderen Frau vielleicht nur nie eine richtige Chance gegeben, sondern sie vorschnell als töricht und oberflächlich abgetan hatte. Auch wenn sie nicht über weltbewegende Themen sprachen, zeigte sie Intelligenz und Witz, und sie hatte eine Wärme an sich, die selbst dem Klatsch seinen Stachel nahm.
Langsam fuhren sie durch den Park und hielten häufig an, um mit Reitern oder den Insassen anderer Kutschen zu plaudern. Ganz offensichtlich kannte Francesca die meisten Mitglieder des Ton, und jeder schien gerne mit ihr zu sprechen.
Lady Fenwit-Taylor, die mit ihrer schüchternen Tochter in einer schwerfälligen schwarzen Kutsche saß, winkte Francesca zu und lehnte sich aus dem Fenster, um mit ihrer lauten und tragenden Stimme eine Unterhaltung anzufangen. Sie war scheinbar eine enge Freundin von Francescas Mutter, und es war abzusehen, dass dieses Gespräch einige Zeit dauern würde.
Irene lehnte sich in ihrem Sitz zurück, schenkte der Unterhaltung der Frauen nur geringe Aufmerksamkeit und ließ ihre Gedanken schweifen. Sie kamen ärgerlicherweise zurück zu ihrem Treffen mit Lord Radbourne am Abend zuvor, aber sie versuchte, das Thema gänzlich zu ignorieren. Sie würde es diesem Mann nicht erlauben, immer wieder Platz in ihrem Denken zu beanspruchen.
Sie hörte, dass eine andere Kutsche hinter ihnen näher kam. Irene drehte sich nicht um, aber dann vernahm sie eine bekannte Männerstimme.
„Lady Irene. Ich habe Sie gefunden."
Hitze durchfuhr sie, dann Kälte. Für einen Augenblick hatte sie das absurde Gefühl, dass ihre Gedanken ihn herbeigezaubert hatten. Mit klopfendem Herzen wandte sie sich um.
„Lord Radbourne."
er Earl sprang aus seinem hohen gelben Einspänner und eilte mit langen Schritten zu Francescas Kutsche herüber.
Irene wandte sich abrupt und voller Misstrauen an Francesca. „Haben Sie das arrangiert?", zischte sie. Aber auch Francesca starrte Lord Radbourne überrascht an. „Nein!" Sie schüttelte den Kopf. „Ich schwöre, das habe ich nicht.
Ich hatte keine Ahnung, dass er hier sein würde."
Sollte Lady Haughston nicht die Wahrheit sagen, war sie wirklich eine exzellente Schauspielerin.
„Verdammt", murmelte Irene leise. „Ich habe aber auch nie Glück.' „Lord Radbourne, ich bin überrascht, Sie hier zu sehen", sagte Francesca, als er näher trat. „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie zu den Leuten gehören, die nachmittags eine Ausfahrt im Park machen."
„Tue ich auch nicht", antwortete er kurz angebunden. „Ich habe Sie gesucht."
„Tatsächlich?" Francescas Augenbrauen hoben sich ein wenig, und ihr Gesicht nahm einen leicht hochmütigen Ausdruck an, der normalerweise dazu diente, unangemessene Ambitionen zu unterdrücken oder Unhöflichkeit zu tadeln.
Auf den Earl hatte ihr Ausdruck allerdings keinerlei Wirkung. Er stellte sich neben ihre Kutsche und sprach weiter, nachdem er den Damen in dem anderen Gefährt kurz zugenickt hatte.
„Ich habe Lady Pencully vor wenigen Minuten zu Lord Wyngates Haus begleitet", sagte er zu Irene, ohne Zeit auf eine Begrüßung oder Höflichkeiten zu verschwenden. „Lady Pencully war gekommen, um Sie zu einer kleinen Zusammenkunft in Radbourne Park
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