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Geheimnisse der Lebenskraft Chi

Titel: Geheimnisse der Lebenskraft Chi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Meech
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besitzt, dass es alte Verbindungen neu knüpft und in diesem Sinne religiös ist. Je länger ich den Wegen meines Chi folge, desto deutlicher spüre ich die alte Faszination der Natur, meines eigenen Körpers und all der Rätsel der Schöpfung.

DER RUF
    Zur Konsolidierung des großen und kleinen Kreislaufs lasse ich einen weiteren Kurs bei Dr. Chow folgen. Schon nach wenigen Sitzungen wird das Schweifen des Chi so natürlich wie der Atem. Zweimal schlafe ich auf der Untersuchungsliege ein, und Dr. Chow weist mich nach der Lektüre meiner Geständnisse zurecht. Ich muss wach bleiben, sagt er. Das Chi wird stärker, wenn man sich darauf konzentriert.
    Das gibt mir zu denken. Wenn meine bewusste Sammlung Einfluss auf das Chi hat, dann … beeinflusst mein Bewusstsein die Materie, sofern man Chi dazurechnen darf. Könnte das hinter dem sogenannten Beobachtereffekt in der Physik stecken? In der modernen Quantenphysik gilt ja, dass sich die Eigenschaften oder Zustände von subatomaren Teilchen durch den Akt der Beobachtung ändern. Misst man den Ort eines Elektrons, bleibt sein Bewegungsimpuls unerkennbar; misst man den Impuls, kann man nichts über den Ort sagen.
    Also: Wenn ich Chi geistig ermesse, wird es stärker. Mir ist neuerdings sogar aufgefallen, dass ich seinen Aufenthaltsort ändern kann, wenn ich die Aufmerksamkeit auf einen anderen Körperteil lenke. Das Chi scheint in der Hand zu sein, aber wenn ich mich auf die Füße konzentriere, geht es auch dorthin.

    Nach ein paar weiteren Sitzungen auf der Liege endet der faule Teil dieses Weges zu Gesundheit und Glück.Von jetzt an muss ich Chi Gong im Sitzen praktizieren, das ist die nächste Sprosse auf der Chi-Gong-Leiter. Man sitzt dabei auf einem Stuhl, die Hände ruhen entspannt auf den Knien, die Füße stehen schulterbreit auseinander. Die Wirbelsäule wird ganz gerade gehalten, damit man möglichst wenig Chi an den Stuhl abgibt, und man trägt lockere Kleidung, um das Chi auch an der Körperoberfläche mühelos zirkulieren zu lassen.
    Die ungewohnte Haltung macht sich nach einiger Zeit in Form von neuen, vielfältigen Empfindungen bezahlt. Einmal habe ich einen Chi-Bart, das Chi hängt mir wie ablaufender Sirup vom Kinn. Ein andermal zieht sich eine Ameisenstraße rings um meine Taille, einer Linie folgend, die mir später als Dai mai oder Gürtel-Leitbahn benannt wird; sie dient der Regulierung der Gallenblase. Gelegentlich kommen Chi-Kopfschmerzen, wie ich sie auch im Liegen manchmal hatte, aber jetzt sind sie deutlicher. Beim Blick in den Spiegel wirkt meine Haut gesünder. Wo Blut hinkommt, da geht auch Chi hin, erklärt Dr. Chow. Dann erreicht das Chi alle Körperzellen.
    Drei Monate später, Abschluss meiner letzten Sitzung dieses zweiten Teils. Dr. Chow begleitet mich zur Tür und klopft mir leicht auf die Schulter. Mit leiser Stimme ermahnt er mich, eifrig zu üben. Schon am nächsten Morgen würde ich am liebsten anrufen und mich erneut anmelden, überlege es mir jedoch anders. Wozu weitere Kurse nehmen, wenn ich beide Kreisläufe ohne Weiteres selbst in Gang setzen und halten kann?
    Dr. Chow bleibt jedoch nicht lange ohne einen Meech. Mein Bruder Richard möchte unbedingt mehr über chinesische Medizin wissen und gibt dieser Wissbegier nach, indem er
Dr. Chow zuerst als Patient konsultiert und dann als Chi-Gong-Schüler aufsucht. Der Verlauf seiner ersten Sitzung setzt alle in Erstaunen. Nach kurzer Zeit entfacht das Chi seinen Dantian, züngelt zum unteren Ende der Wirbelsäule, dann beginnen die Lao gong in den Handflächen zu pulsieren.
    Mein Bruder ist ein Naturtalent, und Dr. Chow so beeindruckt, dass er Richard zusammen mit mir ausbilden möchte. Zwischen zwei Brüdern, erklärt er, kann ein freundschaftlicher Wetteifer entstehen, der beide anspornt, in immer noch größere Höhen zu streben. Eine fesselnde Idee, aber ich habe ja beschlossen, die Schulung nicht fortzusetzen, und das lasse ich ihn durch seinen neuen Emissär wissen. Richard besteht den Kurs mit fliegenden Fahnen und lässt gleich den zweiten folgen. Dann jedoch wird er Koproduzent der zehnteiligen Fernsehdokumentation Millennium: Tribal Wisdom and the Modern World , und das bedeutet, dass er viel auf Reisen sein wird und seine Studien nicht fortsetzen kann. Einmal überbringt er mir eine Nachricht aus der Praxis.
    »Dr. Chow will dich sehen«, sagt er und lässt eine perfekte Imitation folgen: »Peter Meech sagen soll kommen. Muss mehr lernen.«
    Ich antworte: »Bitte sag dem

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