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Geheimnisse der Lebenskraft Chi

Titel: Geheimnisse der Lebenskraft Chi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Meech
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nicht mehr richtig sei, wenn es früher einmal ging.
    Er überlegt einen Augenblick und sagt dann: »Man kann so. Braucht man aber gutes Gong fu [Kung-Fu]. Heute für die meisten Leute, nein. Für diesen Patienten, nein. Zu gefährlich. Wenn Peter so empfiehlt, dann Leute schrecklich krank. Will Peter Prozess am Hals?« Der Schalk blitzt ihm derart aus den Augen, dass ich lachen muss.
    Ich frage, was es noch für Heiler gebe, denen er geholfen habe. Vor nicht allzu langer Zeit, erzählt er, sei eine Frau mit einem Gichtfuß bei ihm gewesen, aber er habe sie nicht behandelt. Das wundert mich, und so frage ich nach den Gründen. Er sagt, diese Frau sei eine Chi-Gong-Meisterin gewesen oder habe es zumindest behauptet. Im Verlauf der Konsultation äußerte die Frau, kein Chi-Gong-Meister könne Chi weiter als ein paar Zentimeter aussenden, und wer es zu können behaupte, sei ein Scharlatan. Gespannt frage ich, was er geantwortet habe. Er sagt, er habe ihr bestätigt, dass man auf Scharlatane in den Heilberufen ein waches Auge haben müsse. Aber er widersprach ihr, was das Aussenden von Chi angeht und riet ihr, sich mit den chinesischen Forschungen zu beschäftigen. Und schließlich sagte er zu ihr, da sie Chi-Gong-Meisterin sei, könne sie ihren Fuß selbst heilen; wenn er in ein paar Wochen immer noch Beschwerden mache, werde er gern helfen. Danach war die Frau gegangen und nie wieder aufgetaucht.
    »Dann war sie vielleicht doch eine Chi-Gong-Meisterin«, sage ich.

    »Viel Wissen, wenig Kraft«, lautet seine Antwort.
    »Woher wissen Sie, dass sie keine Kraft hat?«
    »Kann wissen, wie viel Chi jemand hat, muss nur hinsehen.«
     
    Ein hochbetagter Mönch im gelben Gewand hält die Praxistür einige Sekunden lang auf, bevor er eintritt. Seine Augen, von einer goldenen Brille umrahmt, mustern die Praxis kurz, und dann tut er niemand Bestimmtem aus voller Brust kund, dass hier eine gute Energie sei und er gleich wieder gehen würde, wenn dem nicht so wäre. Er vertraut sein ganzes Gewicht der Couch an, und seine breite Brust thront über der gemütlichen Rundung seines Bauchs. Da ich ihm gegenübersitze, schaut er mich kurz an, doch dann wendet er den rasierten Rundkopf zum Sprechzimmerfenster. Ein Seufzer entringt sich ihm. Der Doktor spricht mit einem Patienten.
    Ein Reflex von Respekt bewegt mich, den alten Mönch zu fragen, ob er Wasser möchte. Mit einem Krächzen in der Stimme wiederholt er das Wort »Wasser«. Ich bringe ihm eine Schale und erkundige mich, woher er sei. Da er die Hand ans Ohr legt, wiederhole ich die Frage. »Korea«, sagt er mit tiefer, voll tönender Stimme. »Ich hatte da ein Krankenhaus, über zweihundert Betten, aber ich habe mein ganzes Chi weggegeben und musste aufhören.«
    »Und jetzt möchten Sie zu Dr. Chow, um …«
    »Ohne Grund«, unterbricht er. »Ich will einfach mit ihm sprechen.«
    Ich setze mich auf einen der Stühle. Hier haben wir also einen Arzt von hohen Würden, der gern mit anderen Ärzten von hohen Würden konferiert.

    »Wer sind Sie?«, fragt er plötzlich, jetzt ganz Meister. Er blickt mir direkt ins Gesicht. Ich sage meinen Namen, und er hebt wieder die Hand ans Ohr. Ich wiederhole meinen Namen.
    »Ihr Name oder Ihr Führerschein interessieren mich nicht. Wer sind Sie?«
    »Ein Schriftsteller«, sage ich laut genug.
    »Ihr Beruf interessiert mich nicht.Wer sind Sie?«
    Das soll wohl ein Zen-Geplänkel werden. Ich spiele mit und sage: »Ich bin ein Mann.«
    Schon schnellt eine Hand hervor. »Wenn Sie sich anhand Ihres Geschlechts definieren, werden Sie nie irgendetwas klar sehen. Also, wer sind Sie?«
    »Ein Mensch«, sage ich. Die Hand fährt zum Ohr, und ich rufe: »Ein Mensch!«
    Leicht überrascht, weiten sich seine Augen kurz. »Sehr gut. Sie sind ein Mensch, Sie gehören zum großen Meer der Menschheit - wie wir alle.« Ich nicke bestätigend. Jetzt möchte er Papier und einen Stift, und ich hole ihm das Gewünschte. »Ich schenke Ihnen was«, sagt er mit sonorer Stimme und malt einen großen Zacken, der, wie sich dann zeigt, einen Berg darstellt. Er markiert den Fuß des Berges. »Energetisch gesehen ist das hier die Menschheit«, sagt er. Ein Stück den Hang hinauf setzt er eine zweite Marke und stellt fest: »So weit sind Sie.« Ich würde gern fragen, woher er das weiß, aber etwas in seinem Blick lässt mich schweigen. Außerdem habe ich auch nicht mehr viel Lust zu schreien. Noch weiter oben zeichnet er wieder etwas an. »Bis zu dieser Höhe wird Ihr Lehrer

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