GEHEIMNISSE DER NACHT
Schultern. „Sie brauchen ihre Mutter. Max fühlt sich gerade, als würde sie jeden verlieren, der ihr etwas bedeutet. Und Morgan – Gott, das Mädchen hat niemanden, außer diesem Sumner. Wenn du jetzt keine Verbindung zu ihr aufbaust, dann bekommst du vielleicht nie mehr die Gelegenheit dazu.“
Sie wendete sich ab, vielleicht, dachte er, um ihre Tränen zu verbergen. „Sie wollte nicht einmal ihre Zwillingsschwester umarmen. Warum glaubst du, schert sie sich dann um mich?“
„Das weißt du nicht, wenn du es nicht versuchst, Lydia.“
„Sie haben es so lange ohne mich geschafft …“
„Und sie stehen beide kurz vor dem Zusammenbruch.“
Sie biss sich auf die Lippe. Es tat ihm leid, sie so sehr zu bedrängen, und er beschloss, den Rückzug anzutreten. „Wenigstens habe ich dich zum Nachdenken gebracht.“
„Das hast du.“
„Okay. Dann lassen wir das jetzt. Du solltest dich auch ausruhen. Max wird die ganze Nacht wach bleiben wollen, um das Haus ihrer Schwester zu beobachten, und ich weiß ganz genau, du wirst sie nicht allein lassen.“
„Du doch auch nicht.“ Lydia lächelte ihn an.
„Natürlich nicht.“ Er stand auf und ging auf die Kaffeemaschine in der kleinen Nische am anderen Ende des Zimmers zu.
„Sie liebt dich, weißt du das eigentlich?“
Lydias Worte ließen ihn auf der Stelle erstarren. Für einen kurzen Moment befürchtete er, auch sein Herz würde stehen bleiben, aber nein, das stimmte nicht. Es schlug heftig genug, um heißes Blut in sein Gesicht zu pumpen. „Das glaubt sie jetzt. Aber das dauert nur, bis ein junger Kerl in ihrem Alter daherkommt und sie von den Socken reißt. Bis dahin tue ich so, als merke ich nichts.“
„Zu ihrem eigenen Besten?“
„Und zu meinem.“
„Weil ihr am Ende bloß beide leiden müsst?“, fragte sie.
Er antwortete nicht, aber er konnte gerade noch die Kraft aufbringen, wieder auf die Kaffeemaschine zuzugehen. Er fand einen Becher und füllte ihn.
„Weißt du, manchmal glaube ich, wenn ich in die Zukunft hätte sehen können, wenn ich nur gewusst hätte, dass meine Liebe zu Kimbra mir am Ende diesen fürchterlichen, herzzerreißenden Schmerz einbringt, sie zu verlieren, vielleicht hätte ich mich dann am Tag, als wir uns begegnet sind, umgedreht und nie zurückgeblickt. Vielleicht wäre ich das Risiko nicht eingegangen.“
Er nickte langsam, als verstünde er vollkommen.
„Und dann wird mir klar“, fuhr sie fort, „dass das der größte Fehler meines Lebens gewesen wäre. Lieber Gott, wenn ich an die schönen Momente denke, die mir entgangen wären. Die Tage, die wir hatten … die Nächte.“ Sie schniefte. „Nein. Ich würde jedes Leid ertragen für die Liebe, die wir hatten. Jedes. Ich würde niemals tauschen. Nicht einmal, wenn mein Schmerz dann spurlos verschwindet.“
Lou nippte an seinem Kaffee und verwendete seine ganze Energie darauf, so zu tun, als ob ihre Moral ihm vollkommen entgangen wäre. War sie natürlich nicht. Aber wenigstens konnte er so tun.
Keith
21. KAPITEL
„Aber es ist noch nicht einmal dunkel draußen.“
„Ich weiß“, sagte David sanft. „Aber, Morgan, du bist vollkommen ausgelaugt.“ Sein Tonfall, seine Augen, alles so besorgt. Voll von Liebe und Sorge. Und doch verbarg er etwas vor ihr. Das wusste sie einfach. Und es war nicht nur die Tatsache, dass er versuchen wollte, sie unter Drogen zu setzen, damit sie die Nacht durchschlief.
Sie sollte verdammt sein, ehe sie ihn das tun ließ.
„Komm schon, Liebes. Trink den Tee, und dann geh rauf in dein Bett. Du brauchst die Ruhe.“
Morgan beäugte die Teetasse. Zweifellos versetzt mit den Beruhigungsmitteln, die Dr. Hilman ihm heute zugesteckt hatte. Wenn er nur wüsste, dass ihr Leben davon abhing, Dante wiederzusehen, davon, ihn zu überzeugen, zu tun, was er tun musste, um sie unsterblich werden zu lassen …
Sie setzte den Tee an ihre Lippen und tat so, als würde sie trinken. Senkte den Becher wieder und tupfte sich dann mit einer Serviette, die sie vom Couchtisch nahm, die vergiftete Flüssigkeit von den Lippen. „Ich tue, was du sagst, David, wenn du mir verrätst, was du und diese blonde Frau zu besprechen hattet, als ich euch heute Morgen zusammen gesehen habe.“
Mit durchdringendem Blick sah er sie an. „Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich habe ihr nur mitgeteilt, wo sie ihre Freunde findet. Ihr angeboten, sie in die Stadt mitzunehmen.“
„Es sah nach mehr aus.“
Nachlässig hob er die Schultern, aber er sah ihr
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