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GEHEIMNISSE DER NACHT

GEHEIMNISSE DER NACHT

Titel: GEHEIMNISSE DER NACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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nicht in die forschenden Augen. „Es war nicht leicht, ihr zu erklären, warum du deine eigene Schwester aus dem Haus wirfst, Morgan. Wenn das Gespräch dir eindringlich schien, dann nur, weil ich einen Weg finden musste, dein Verhalten zu rechtfertigen.“
    Es war als Spitze gemeint und traf ins Herz. Es tat weh, von der einzigen Person, die ihr nie geschadet hatte, auf einmal gemaßregelt zu werden.
    Er streckte seine Hand nach ihrer aus und hielt sie sanft fest. „Ich will dir nicht wehtun, Liebes. Es ist dir nur gar nicht ähnlich, so unfreundlich zu sein.“
    „Und dir sieht es nicht ähnlich, dich gegen mich zu stellen“, flüsterte sie.
    „Oh, Morgan, nein. Nicht gegen dich. Nie, niemals gegen dich.“
    „Und was hast du dann mit dieser Frau ausgeheckt? Ihr habt geschwiegen wie Gräber, als ich den Raum betreten habe. Ihr habt etwas besprochen, was ich nicht hören sollte.“
    Er fuhr mit der Hand durch ihr Haar. „Nur, weil ich nicht will, dass du dich aufregst, so krank wie du gerade bist. Ich wollte nicht, dass sie dich nach Erklärungen ausfragt, und ich wollte nicht, dass du versuchen musst, ihr welche zu liefern. Das ist alles.“
    In ihren Augen brannten Tränen, die sie jedoch tapfer fortblinzelte. Es war ihr egal, sagte sie sich selbst, wenn ihr bester Freund, dem sie am meisten von allen vertraute, sie betrog. Sie brauchte ihn nicht. Sie brauchte nur Dante.
    „Trink deinen Tee, Schatz. Komm schon.“
    Er hob die Tasse und hielt sie ihr hin.
    Sie nahm die zerbrechliche Porzellantasse aus seiner Hand und nickte langsam. „Ich glaube, ich befolge deinen Rat und gehe rauf in mein Zimmer. Ich nehme den Tee mit und trinke ihn im Bett.“
    „Das ist eine gute Idee.“
    Hilfsbereit trat er auf sie zu, um ihr aufzuhelfen und sie zur Treppe zu führen. „Ich scheine in letzter Zeit einen furchtbar leichten Schlaf zu haben“, erwähnte sie beiläufig, während er neben ihr ging und eine Hand um ihren Ellenbogen gelegt hatte. „Muss daran liegen, dass ich so lange alleine gelebt habe. Wahrscheinlich habe ich mich an die Stille gewöhnt.“
    „Ich werde leise wie eine Maus sein, Liebes. Du brauchst deinen Schlaf.“ Er blieb stehen und öffnete ihre Schlafzimmertür für sie. Sie entbot ihm ein dünnes, gehorsames Lächeln, küsste ihn auf die Wange und trat ein.
    „Gute Nacht, Morgan“, sagte David und schloss die Schlafzimmertür.
    Sie durchquerte ihr Schlafzimmer bis zu den Terrassentüren, öffnete sie und trat hinaus. Dann drehte sie die kleine Tasse um und goss ihren Inhalt aus. Die steife Meeresbrise verstreute den Tee bereits zu tausend Tropfen, ehe er auf den Boden kommen konnte.
    Mit einem Seufzen ging Morgan zurück, blickte auf ihr ordentlich gemachtes Bett, auf den weißen Satinmorgenmantel, der von einem der Bettpfosten hing, und die leere Tasse in ihrer Hand. Sie musste es überzeugend aussehen lassen. David war kein Idiot.
    Sie stellte die Tasse auf ihren Nachttisch. Dann zog sie die Decke zurück und brachte sie in Unordnung, um sie danach wieder herzurichten, legte Kissen darunter, die sie immer wieder umschichtete und aufschüttelte, ehe sie die Decke darum feststeckte. Dann trat sie zurück an die Schlafzimmertür, um aus demselben Blickwinkel daraufzublicken, wie David, wenn er nach ihr sah. Sie wusste, er würde nach ihr sehen.
    Gut. Es sah gut aus. Genau, als würde sie im Bett liegen, in den Decken vergraben, mit dem Rücken zur Tür.
    Sie zog ihre Jeans aus, dann ihren Pullover und ließ sie gut sichtbar auf dem Boden liegen. Sogar ihre Tennisschuhe und die weißen Socken. Dann zog sie den Morgenmantel an. Und endlich, als letztes Detail, schloss sie die Terrassentüren wieder und ließ die Jalousien hinter den durchsichtigen Gardinen hinab. Sie schloss auch alle anderen Jalousien in ihrem Schlafzimmer und ließ den Raum in Dunkelheit versinken. Jetzt würde es noch schwieriger werden, auszumachen, dass sie nicht wirklich im Bett lag, jedenfalls ohne das Licht anzumachen, und sie glaubte nicht, dass David sie wecken würde, um das zu tun.
    Endlich ging sie auf Zehenspitzen zu ihrem Kleiderschrank, nahm sich einen warmen, großen Schal aus weichem schwarzem Filz von einem Bügel, und legte ihn sich um die Schultern. Sie schlüpfte mit den Füßen in winzige Slipper, wie Ballerinas, nur waren sie aus Samt. Dann ging sie leise zur Schlafzimmertür.
    Dort musste sie stehen bleiben, weil ihre Atmung außer Kontrolle geraten war. Zu schnell und zu laut, um nicht bemerkt zu

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