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GEHEIMNISSE DER NACHT

GEHEIMNISSE DER NACHT

Titel: GEHEIMNISSE DER NACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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festzuhalten und auf die CD zu achten, die sie zwischen die Seiten geklemmt hatte, während sie sich an den Abstieg machte. Gott sei Dank hatte sie nicht noch mehr mitgenommen.
    Endlich kam sie auf dem Vorsprung an. Hier, dachte sie. Hier muss er gelandet sein. Sie fuhr mit den Händen über den Felsen, als könne sie ihn noch dort spüren, doch da war nichts. Waren die kleinen Flecken, die sie dort sah, Blut? Es konnte genauso gut Salzwasser sein, oder Regen, oder Tau.
    „Wo bist du hin, Dante?“ Sie blickte nach rechts und nach links und fand dennoch nichts. Unter sich nur Meer und Felsen. Er konnte nicht ins Meer gegangen sein, oder doch?
    Beim Blick nach oben wurde Morgan mulmig zumute. Ob es mir wohl gelingt, wieder hochzuklettern? dachte sie besorgt. Doch dann blieb sie stehen und starrte das Gestrüpp aus Ranken an und die Öffnung, die vor ihr lag. „Eine Höhle“, flüsterte sie.
    Mit einem Arm teilte sie die Ranken auseinander und kroch vorwärts, in die vollkommene Dunkelheit und die ewige Kälte des tiefen Felsens hinein. Sie zog ihren Schal enger um sich und bemühte sich, den Weg vor sich zu erkennen. Sie streckte ihren freien Arm aus und bewegte ihn vor sich nach beiden Seiten, während sie in kurzen abgehackten Schritten vorwärts ging. Sie erwartete Spinnweben. Da waren keine. Nur glatter, kalter Stein unter ihren dünn besohlten Schuhen. Sie erwartete ständig, an ein Ende zu stoßen. Vielleicht einen Abgrund. Sie setzte die Füße noch vorsichtiger. Aber der Boden fiel nicht ab.
    Ihr Verstand schlug Alarm. Sie musste umkehren. Doch alles andere, ihr Instinkt, ihr Herz und diese unsinnige Sehnsucht nach Dante ließen eine Umkehr unmöglich werden. Es war wie ein Zwang, vorwärts zu gehen. Es gab nichts, wovor sie Angst haben musste, sagte sie sich selbst immer wieder, während die Dunkelheit sie verschluckte. Was war schon das Schlimmste, das ihr passieren konnte? Sterben? Das musste sie sowieso.
    Mittlerweile streckte sie ihre Hand nicht mehr von sich, sondern fuhr stattdessen damit an der Wand entlang. Als Morgan bemerkte, dass der Weg eine Kurve machte, blieb sie erschreckt stehen. Okay, okay. Sie nahm sich Zeit, sich zu orientieren und ihren Weg zu ertasten. Die Wände waren nicht verschwunden, der Gang war nur breiter geworden. Sie tastete die Wand ab und folgte ihr, bis sie an einen Bereich kam, der sich anders anfühlte als der Rest. Stahl statt Stein. Ihre Finger tasteten sich an den Rand vor, und sie merkte, sie hatte eine Tür gefunden. Sie fand den Griff, einen eisernen Ring, und zog, dann drückte sie, zog wieder und drückte und zog, bis das Ding sich bewegte, wenn auch nur ein wenig. Lieber Gott, das würde nicht leicht werden. Besonders, weil sie sich heute so schwach fühlte. Dennoch, sie legte ihre wertvollen Bücher beiseite, sammelte jedes kleinste bisschen Kraft, das noch in ihr steckte, und bearbeitete weiter die schwere Tür, bis es ihr endlich gelang, sie weit genug zu öffnen.
    Sie musste eine Pause machen und sich gegen den unebenen Fels zurücklehnen. Sie war vollkommen außer Atem und rang nach Luft. Und während sie ihren Herzschlag beschwor, sich zu beruhigen, nahm sie etwas wahr. Etwas … was sich in ihrem Bewusstsein regte. Eine Wahrnehmung außerhalb ihrer normalen Sinne sagte ihr, dass sie ihm nah war. Dante. Er war hier, irgendwo. Sie hob ihren Kopf, suchte mit der Kraft ihrer Gedanken, tastete die Luft förmlich nach ihm ab, fand ihn, jetzt stärker, als eine Art Vibration genau in der Mitte ihrer Stirn.
    „Dante …“, flüsterte sie, und ihr Herz zog sich in ihrer Brust zusammen. Wieder spürte sie dieses hohle Verlangen in ihrem Bauch. Sie drückte sich von der Wand ab, bückte sich, um den Boden abzutasten, fand ihre Bücher, presste sie an sich und drückte sich dann durch den Spalt in der jetzt etwas offen stehenden Tür in den Raum dahinter. „Dante, bist du hier?“
    Keine Antwort. Pechschwarze Dunkelheit, und doch hallte ihre Stimme nicht so wider, wie sie sollte. Sie bewegte sich, benutzte wieder ihre Hand, um die Form und Größe des Raumes abzuschätzen. Flache Wände, nicht gerundet. Und er roch anders. Ihr Schenkel stieß gegen etwas, das schaukelte, und ihre Hand schnellte vor, um es aufzufangen.
    Ein kleiner Tisch.
    Und darauf … eine Laterne. Dann sollten …
    Ja, sie tastete sich über den Tisch und fand Streichhölzer. Sie musste in dem Raum unter ihrem Arbeitszimmer sein, schoss es ihr durch den Kopf, und wieder klopfte ihr Herz im

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