Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
der frühen 1920er-Jahre öffnete Eckart für Hitler die Türen zum betuchten Bürgertum und zu mittelständischen Unternehmern. Es galt als chic, den radikalen Volkstribun Hitler zu abendlichen Veranstaltungen in den Salons dieser Schicht einzuladen. Da und dort wurden Schecks ausgestellt, Spendenzusagen gemacht.
Ford sagte mir, dass er zur finanziellen Unterstützung Hitlers mit dem Erlös aus dem Verkauf von Automobilen und Lastwagen, die er nach Deutschland geschickt hatte, beigetragen habe.
Winifred Wagner über ein Treffen mit Henry Ford in den USA
Der völkische Schriftsteller Dietrich Eckart wurde zu einem frühen Förderer Hitlers.
Bayerische Staatsbibliothek, München
»Bekennender Antisemit«: US-Automobilkönig Henry Ford (links, hier 1928 mit seinem Sohn Edsel) spendete jahrelang hohe Summen an die NSDAP.
Getty Images, München (Popperfoto)
Der neue Star der rechten Szene war ein überaus erfolgreicher Geldbeschaffer für die Partei – und für sich. Ein Gehalt von der Partei bekam der erfolgreiche Frontmann indes nicht, das wäre mit seiner Rolle als »Enfant terrible« nicht zu vereinbaren gewesen, so das Kalkül Hitlers. Und es nutzte seinem Ansehen, nur »ehrenamtlich« den Chefposten innezuhaben. Bei der nun florierenden Geldbeschaffung entstand eine Grauzone, wie der Publizist Wulf Schwarzwäller in seinem Buch Hitlers Geld ausführt: »Wurde Bares an ihn übergeben, so wurden niemals Quittungen verlangt oder gegeben. … Es stand ganz in Hitlers eigenem Ermessen, was er an die Parteikasse abführte. Fragten ihn Parteigenossen gelegentlich, womit er eigentlich seinen Lebensunterhalt verdiene, so konnte er äußerst unwirsch werden. … Kam die Frage auf sein Einkommen, so konterte Hitler, daß er sich für die Partei gesundheitlich aufopfere, wochenlang manchmal ›ausschließlich von Tiroler Äpfeln‹ lebe.« Um diesen Eindruck zu untermauern, blieb er in seiner bescheidenen Wohnung in der Thierschstraße bei seiner mütterlichen Vermieterin wohnen. Ansonsten war Bescheidenheit nicht seine große Stärke. Schon im Herbst 1920 hatte er von der Partei verlangt, ihm einen »Kraftwagen« zu stellen – das Automobil war damals ein teures Privileg der begüterten Schichten. Das Fahrzeug, so Hitler, solle ihm eine gewisse Würde verleihen und seinen Stil von dem der linken, proletarischen Konkurrenten unterscheiden, denn die gingen zu Fuß oder führen Straßenbahn. Tatsächlich kratzte der Schatzmeister in der Parteikasse Geld für ein altes Vehikel zusammen, das jedoch ständig liegen blieb. Entnervt schaffte Hitler schließlich eine gebrauchte »Selve«-Karosse an – von dem ihm gespendeten Geld. Zum Ausgleich verlangte er von der Partei einen Chauffeur, den sie ihm gewährte. Derart mit den Attributen bürgerlichen Wohlstands aufgewertet, erschien Hitler schon damals manchem Parteigenossen als »König von München«. Auch politisch nahm er nun vollends die Zügel in die Hand: 1920 wurde er zum ersten Vorsitzenden der Partei, die nun NSDAP hieß, gewählt; ausdrücklich wurden ihm »diktatorische Vollmachten« gewährt. Die meisten Spendengelder führte er gewiss an die Partei ab, denn er betrachtete sie als eine Art Privatunternehmen, in das es zu investieren galt. Für sich selbst, so schreibt Wulf Schwarzwäller, betrachtete Hitler »Geld eigentlich nur als Mittel, sich privat ein angenehmes und mäßig flottes Leben zu machen. … Für Rücklagen oder gar wertbeständige Anlagen interessierte er sich zunächst kaum.«
»Hitler wußte, er war der einzige Star der Partei, und er war alles andere als zurückhaltend, wenn es um die Ausnutzung der Macht ging, die ihm diese Position verlieh.«
Ian Kershaw, Hitler, 1889–1936
»Der König von München«: Hitler inszenierte sich als erfolgreichen Aufsteiger.
Bayerische Staatsbibliothek, München
Für eine Handvoll Dollars
Das taten andere. Wirtschaftlich stellte schon Ende 1920 sein früher Mentor Dietrich Eckart entscheidende Weichen. Der erkannte: »Die Parteien fangen an, das Volk gründlich zu bearbeiten. Wie das gemacht wird, weiß man. Durch einen Orkan von Reden, Zeitungsartikeln, Flugblättern. Das kostet Geld. Die Leute müssen doch genau wissen, wer ihre Wohlfahrt am besten vertreten wird, und um ihnen das klarzumachen, bedarf es einer kostspieligen Agitation. Da sind wir glücklich wieder bei den Moneten«, befand er und riet dringend dazu, eine parteieigene Zeitung zu gründen. Er hatte schon etwas im Blick: Der Völkische
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