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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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merkte, dass er einen organisatorischen Rahmen brauchte, um sein Talent zur Geltung zu bringen. Und so redete er auf den Veranstaltungen, die von der DAP organisiert wurden, zog die Leute an, die Spenden gaben und die Parteikasse mit Geld füllten, mit dem Plakate für die nächste Veranstaltung gedruckt werden konnten. Hitler ließ sich über die Schande von Versailles aus, über das zu verachtende System von Weimar, über den vermeintlich allzu großen Einfluss der Juden. Nichts davon war neu oder originell, er bot nur beißende Kritik, keine Lösungen. Aber er traf den richtigen Ton und griff die thematischen Trends der Zeit geschickt auf – das wollten die Leute hören. Denn München war schon in den Kriegsjahren das Zentrum von vielerlei völkischen, extrem nationalistischen und antisemitischen Sekten, Verbänden und Vereinen gewesen – das war der Nährboden, auf dem auch die Hitler’sche Karriere erblühte.

    »Langweiliger Verein«: Der Mitbegründer und zweite Vorsitzende der DAP, Anton Drexler, in typisch bayerischer Tracht, der sogenannten »kurzen Wichs«.
    Bayerische Staatsbibliothek, München

    Hitlers DAP-Mitgliedskarte mit der Nummer 555 – später wurde sie in die Nummer 7 verfälscht. Tatsächlich war Hitler Mitglied Nr. 55, denn die Partei begann ihre Zählung erst bei 500.
    Bayerische Staatsbibliothek, München
    »Der Wunsch, den bedrückenden Pflicht- und Ordnungsansprüchen der bürgerlichen Welt zu entgehen ... hat denn auch ausschlaggebend alle Schritte des Kriegsheimkehrers gelenkt. ... Politik verstand und betrieb er als Beruf dessen, der ohne Beruf ist und bleiben will.«
    Joachim Fest, Hitler – Eine Biographie
    Noch bis zum 31. März 1920 stand Hitler in Diensten der Armee und erhielt seinen Sold, doch dann beschloss er, dass er seinen Lebensunterhalt allein als politischer Redner verdienen wollte. Es war eine Karriereentscheidung, die sich buchstäblich bezahlbar machte.
    Sein Agieren auf der politischen Bühne Münchens erregte die Aufmerksamkeit von Leuten, die Verbindungen in die »bessere Gesellschaft« hatten, darunter der Dichter und Dramatiker Dietrich Eckart, der von Hitler sehr angetan war.
    Er öffnete ihm die Türen zu den Salons wohlhabender Bürger, die ebenso völkisch, nationalistisch und antisemitisch dachten wie Hitler und Eckart. 1920 machte Eckart Hitler in Berlin mit dem damals führenden Lokomotivenhersteller Ernst Borsig bekannt, der seine Sympathie bekundete und in dieser Zeit einer der wenigen Großindustriellen war, die für Hitler und seine Partei spendeten. Doch die meisten frühen Förderer stammten eher aus dem wohlhabenden Mittelstand, wie etwa die Bechsteins, Inhaber der berühmten Pianofabrik in Berlin.
    »Mächtige Gönner in München erkannten in Hitler den unverzichtbaren ›Trommler‹ für die nationalistische Sache. Voller Stolz übernahm Hitler in den frühen zwanziger Jahren den ihm zugewiesenen Part.«
    Ian Kershaw, Hitler, 1889–1936
    Helene Bechstein begegnete 1920 dem im privaten Kreis eher schüchtern wirkenden Agitator mit mütterlichem Wohlwollen. Die Bechsteins bürgten für ein Bankdarlehen von 45000 Mark für Hitler, das dieser nie zurückzahlte – das übernahmen seine neuen Gönner; zudem bekam die Partei fortan regelmäßige Spenden. Das Geld begann zu fließen. Für Hitler und die Partei brachen nun bessere Zeiten an. Helene Bechstein überließ Hitler später noch Schmuck und wertvolle Kunstobjekte, die dieser als Sicherheit einsetzte – etwa für ein Privatdarlehen von 60000 Schweizer Franken, eine immense Summe in einer Zeit, in der die Mark durch die Inflation rapide an Wert verlor. Heiß begehrte, weil stabile, Fremdwährung in die Kasse brachte auch Eckarts Verbindung zum Europa-Repräsentanten des Ford-Konzerns.
    »Ich habe ihm einige Kunstgegenstände zur Verwertung gegeben, mit der Bemerkung, daß er damit machen könne, was er wolle. Es handelt sich bei diesen Kunstgegenständen um solche von höherem Wert.«
    Helene Bechstein 1924 in einem Polizeiprotokoll
    Dessen Chef Henry Ford war ein bekennender Antisemit. Eckart gelang es, bei den Amerikanern eine Spende für die bayerischen Gesinnungsgenossen lockerzumachen – die Verbindung zwischen Ford und Hitler sollte lange andauern: Jahrelang flossen die Spenden, nach der Machtübernahme Hitlers ließ ihm Henry Ford alljährlich als Geburtstagsgeschenk 50000 Reichsmark zukommen. Hitler bedankte sich 1938 mit einem Orden, den er dem US-Industriellen verlieh.
    Im München

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