Geheimnisse des Himmels
Letorian, die unter Befehl der Wächter stehen, sind auch noch da. Für den Fall das ein Wächter seine Insel verlässt regeln Sie doch seine Angelegenheiten“, sagte Kaithlyn.
„Ja, aber wir reden hier von neun verlassenen Inseln. Das ist wie ein toter Winkel. Es wird leicht übersehen und es könnte zum Verhängnis werden“, sagte Rose angestrengt.
„Du redest wie ein Verschwörer, Rose.“
Doch Kaithlyn wusste, das Rose recht haben könnte.
„Wenn selbst wir darauf kommen, werden es wohl auch der König und seine Berater eingeplant haben. Machen wir uns vorerst keine Sorgen darüber. Davon hab ich nämlich genug“, sagte Kaithlyn und stand auf.
„Lass uns rein gehen, mal sehen was die anderen so treiben.“
„Mh. Okay.“
„Komm Harlow“, rief Kaithlyn. Als sie zurück ins Anwesen durch die Eingangshalle gingen, fiel Kaithlyn auf, dass viel mehr Bedienstete umher wuselten als sonst. Eigentlich hatte sie seit ihrer Ankunft nicht so viele Menschen gesehen. Einige trugen Vasen umher, andere schoben Servierwagen. Kaithlyn erkannte ein Mädchen unter ihnen. Sie hatte kurze blonde Haare und ihre Ohren sahen aus wie kleine Flügel, die zwischen ihren Haaren hervorstanden.
„Was ist denn hier los?“, sagte Rose und sah einem Mann nach, der sich abmühte, eine besonders große, blaue Steinvase zu tragen.
„Hannah“, rief Kaithlyn dem Mädchen zu. Hannah schob eine Geschirrkarre aus einem Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. „Hallo, Hannah“, sagte Kaithlyn, als sie und Rose, gefolgt von Harlow näher traten.
„Oh, Miss, Sie erinnern sich an meinen Namen?“, sagte Hannah erschrocken.
„Das sind Rose und Harlow.“
Kaithlyn zeigte erst auf Rose, dann auf Harlow. Hannah nickte beiden zu und sah Harlow verwundert an. Schüchtern senkte sie den Blick.
„Kannst du uns sagen, was hier los ist?“
„Vorbereitungen für das Bankett, Miss Hayworth.“
Jetzt ist es schon ein Bankett?
„Okay“, sagte Kaithlyn. „Kommst du auch aufs Fest?“
„Oh, nein, Miss“, sagte Hannah verwirrt.
„Ich lade dich ein.“
„Das kann ich nicht annehmen“, sagte Hannah und sah sich verunsichert um. „Ich muss jetzt weiter arbeiten.“ Kaithlyn rief ihr noch hinterher, doch Hannah rauschte blitzschnell davon als wolle sie mit dem Geschirrkarren ein Wettrennen gewinnen.
„Sie war kaum älter als wir“, sagte Rose. „Woher kennst du ihren Namen?“
„Hab sie halt kennengelernt. Komm lass uns mal schauen, wo die alle hin wollen.“
„Kaithlyn, lass das mal lieber sein, es soll doch eine Überraschung werden.“
Sie ließ nicht locker.
„Vielleicht fragen wir mal Mr Roberts?“
„Er wird schweigen wie ein Grab. Aber ich mache dir einen Vorschlag. Ich spioniere ein klein wenig herum und finde heraus, wo meine Eltern sind. Wir treffen uns später in deinem Zimmer, okay?“, schlug Rose vor.
„Sollen wir nicht zusammen gehen?“, fragte Kaithlyn hartnäckig.
„Geh“, befahl Rose und lachte verheißungsvoll.
Es war niemand im Wohnraum. Kaithlyn fragte sich wo Melora und Kaine abgeblieben waren. Sie stellte das Bild ihre Familie gut sichtbar neben das Bett und legte das Päckchen samt Brief auf einen leeren Stuhl. Noch immer standen zwei Koffer unausgeräumt vor ihrer Kommode. Vielleicht sollte ich sie ausräumen, um die Zeit totzuschlagen? Das tat sie dann auch. Harlow spielte mit einem Paar Socken, das prompt unters Bett rollte.
„Hey, hol es wieder.“
Harlow verschwand unter dem Bett. Sie kam Sekunden später mit einem paar grauen Wollsocken und ein paar Staubfusseln im Fell wieder hervor. „Da ist noch etwas“, sagte Harlow, kroch zurück unters Bett und schob etwas vor sich heraus. Es war ein mit Stoff überzogenes Kästchen. Auf dem Stoff ringelten sich Linien; die Scharniere glänzten silbern. Kaithlyn sah es einen Moment lang an, dann fiel es ihr wieder ein. Sie hatte es bei ihrer Abreise von Mrs Koirbet bekommen. Sie hatte gesagt, sie hätte es im Auftrag ihrer Eltern für Kaithlyn aufbewahrt. Kaithlyn wollte es nicht öffnen, weil sie sich von Informationen überflutet fühlte; hatte beschlossen später hineinzusehen. Mehr Neuigkeiten hatte sie damals nicht verkraftet. Nun war sie neugierig. Ihr Herz pochte laut.
Kaithlyn hob es aufs Bett. Sie versuchte es zu öffnen, doch es war verschlossen. Sie sah sich das Schloss des Kästchens genauer an. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Es war ein äußerst merkwürdiges Schloss; es hatte noch nicht einmal eine Öffnung, in die
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