Geheimnisse des Himmels
deinem Alter war, habe ich auch ihr eines meiner Kleider geschenkt. Ich freue mich sehr, dass du diese Tradition weiterführst.“
„Sie kannten meine Mutter?“
„Nur in jungen Jahren. Sie war ein sehr hübsches Mädchen, so wie du.“
Evelyn lachte wieder. „Wie wär’s damit? Dieses nachtblaue würde zu deinen Augen passen“, sagte Evelyn aufgeregt und zeigte Kaithlyn eines der Kleider. Sie streichelte liebevoll über den glänzenden Stoff.
„Evelyn, lassen wir Kaithlyn sich erst einmal umsehen. Wie wäre es mit einem Kaffee?“
Mr Karacord legte Evelyn beruhigend seine Hand auf die Schulter.
„Aber selbstverständlich. Ich bin heute nur so fröhlich und aufgeregt. Hach, es ist wunderbar. Kaffee, natürlich.“
Sie rauschte hinter den Tresen durch eine Tür in ein Hinterzimmer.
„Sieh dich in Ruhe um, Kaithlyn. Zudem möchte dir gerne etwas zum Geburtstag schenken, also such dir noch etwas außer dem Kleid aus“, sagte Mr Karacord.
„Aber Großvater, ich -“
„Keine Widerrede. Ich möchte es so.“ Er lächelte. „Ich habe schließlich vierzehn Jahre keine Gelegenheit dazu gehabt.“
„Danke“, murmelte sie verlegen. Es war ein Unterschied, ob sie ein Geschenk von Freunden erhielt oder von…einem Fremden. Sicher. Mr Karacord war ihr Großvater. Sie hatte angefangen ihn so zu nennen, aber er war eben auch ein unbeschriebenes Blatt in ihren Augen. Ein Blatt, das sie nur langsam mit Worten füllen konnte.
„Ich sehe mal nach Evelyn.“
Er ließ Kaithlyn und Harlow alleine.
„Harlow, hast du das gehört?“
Kaithlyn bückte sich zu Harlow herunter.
„Es ist doch schön, dass dein Großvater dir etwas schenken möchte. Und diese verrückte Frau auch, nicht?“ Harlow sah sich um. „Alles funkelt so schön.“
„Ehrlich gesagt habe ich auch noch gar nicht darüber nachgedacht, was ich anziehe. Ich glaube, dass es eine sehr festliche Feier wird. Ich habe gar nichts Passendes. Ich meine alles ist so riesig und prachtvoll und ich…ich bin es einfach nicht gewohnt.“
„Dass jemand nett zu dir ist?“, murrte Harlow. Kaithlyn seufzte. Harlow war in dem großen Anwesen von Mrs Koirbet aufgewachsen, oder? Sie konnte sich vorstellen, dass all das normal war. Der Reichtum, Diener, die einem alles nachtrugen. Vielleicht war Harlow es so gewohnt? Kaithlyn war nicht arm. Bei ihrer Tante ging es ihr immer gut. Das Leben auf Custocorward war einfach anders gewesen. Sie sollte das Geschenk einfach annehmen.
Kaithlyn sah sich den Laden genauer an. Jedes Kleidungsstück hier schien etwas Besonderes zu sein. Die Kleider waren atemberaubend und die Farben wunderbar außergewöhnlich. Die meisten Kleider waren jedoch zu ausgefallen für ihren Geschmack: hohe Krägen, Rüschenärmel, Ballonröcke…sie würde lächerlich darin aussehen. Kaithlyn wusste nicht wie lange es dauerte, bis sie etwas fand was ihr gefiel, doch irgendwann hielt sie ein Kleid in der Hand, das ihr zusagte. Es war aus schwarzer Spitze und sah sehr elegant aus. Inzwischen war Evelyn wieder bei ihr, sie schien es nicht allzu lange ausgehalten zu haben zu warten. Sie war von Kaithlyns Wahl absolut begeistert. Nachdem Kaithlyn es anprobiert hatte, verbot sie ihr in einen Spiegel zu sehen, weil sie meinte es sähe fantastisch aus und Kaithlyn solle sich erst darin betrachten, wenn alles perfekt aufeinander abgestimmt sei. Wie entzückend.
„Sehr elegant, ich habe noch passende Schuhe dazu und Handschuhe. Warte ich hole sie mal…vielleicht auch noch eine Handtasche? Mh…“
Schon war sie wieder weg. Mit ihrer hektischen Art erinnert mich Evelyn stark an Mr Roberts , dachte Kaithlyn amüsiert. Evelyn kam mit drei Kartons wieder.
„Ich packe alles ein“, sagte sie und nahm Kaithlyn das Kleid ab. Da ihr Großvater gesagt hatte, er wolle ihr etwas schenken, schlenderte Kaithlyn zu den Schmuckregalen. Hier lagen Ketten, Ringe und Uhren auf Samt gebetet. Kaithlyn hatte sich nie etwas aus Schmuck gemacht. Ihr fiel dennoch etwas ins Auge. Es war ein kleiner Handspiegel aus Silber, in dessen Fassung etwas eingraviert war. Kaithlyn wollte einen Blick auf ihr Spiegelbild werfen und erschrak so plötzlich, das sie eine Kleiderstange umstieß. Sie starrte ein zweites Mal in den Spiegel. Sie hatte ein Gesicht darin gesehen! Sie hatte es nicht genau erkennen können, aber da war eindeutig ein Gesicht gewesen. War jemand in dem Spiegel?
„Evelyn, was ist das für ein Spiegel?“, fragte Kaithlyn. Evelyn verschnürte gerade die
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