Geheimnisse des Himmels
zusammenpackst. Wir werden heute noch vor Mitternacht, das Haus verlassen. Ich habe in diesem Augenblick keine Zeit, um dir genaueres zu erklären, aber bitte vertraue mir.“
„Was?“, warf Kaithlyn überrascht ein.
„Ist…ist was passiert?“
Keine Zeit? Aber Zeit um genüsslich Tee zu trinken schon?
Sie hatte das Gefühl, das es etwas mit Kaine zu tun hatte.
„Mach dir keine Sorgen. Das ist schon seit längeren so geplant. Wir müssen, bevor du zur Akademie gehst noch jemanden treffen und etwas klären. Kaine wird uns begleiten“, sagte Mrs Abadon, sah Kaithlyn dabei jedoch nicht einmal an.
„Ich werde dir später etwas zu Essen hochbringen, aber nun – “
„Nein“, sagte Kaithlyn verärgert.
„Ich will wissen, was los ist! Warum so plötzlich?“
Ihre Tante seufzte. Kaine schien das alles nicht zu interessieren, er trank weiter Tee.
„Noch ein letztes Mal musst du mir verzeihen, schon bald wirst du deine Antworten bekommen. Es ist notwendig. Bitte“
Kaithlyn drehte sich um, ohne ein weiteres Wort ihrer Tante Relia abzuwarten. Wütend stampfte sie die Treppe hoch und schloss sich in ihrem Zimmer ein. Sie fühlte sich überrumpelt und durcheinander. Zorn stieg in ihr auf. Schon wieder . Relia Abadon, tat es schon wieder. Kaithlyn warf sich aufs Bett und vergrub den Kopf zwischen ihren Kissen.
Eine halbe Stunde später saß Kaithlyn auf dem Boden und war dabei ihren Koffer zu packen. Sie wusste dass es zwecklos war, gegen die Regeln ihrer Tante anzugehen. Ihr war es lieber, das sie freiwillig und mit einwenig Stolz den Befehl folge leistete, anstatt gewaltsam aus dem Haus gezerrt zu werden, wie Relia es sonst sicherlich getan hätte.
Ihre Tante hatte so lange an ihrer Tür geklopft, bis Kaithlyn es nicht mehr aushielt und ihr öffnete. Die beiden trugen einen stummen Blickkampf aus. Relia stellte wortlos ein paar Sandwichs auf ihrem Schreibtisch ab und verschwand wieder.
Noch immer wütend biss sie beleidigt in ein Sandwich hinein und schmiss den nächsten Pullover in den Koffer, der ziemlich unordentlich aussah. Sie raffte sich dann doch noch auf etwas ordentlicher zu packen und bemühte sich so viele Habseligkeiten wie möglich hineinzuquetschen. Es war schwer für ein unbekanntes Ziel zu packen. Ein kleiner Hinweis hätte sie vielleicht besänftigt. Wenigstens ein einziger Hinweis…
Es war merkwürdig nach dem ungeklärten Gespräch mit ihrer Tante und diesem Fremden im Wohnzimmer zusammenzusitzen. Kaithlyn suchte sich einen Punkt an der Wand und fixierte diesen. Sie presste die Lippen aufeinander und brachte all ihre Selbstbeherrschung auf, um nicht erneut unzählige Fragen zu stellen. Der Gedanke dieses Hauses für unbestimmte Zeit zu verlassen, fühlte sich nicht gut an. Jetzt wo die Abreise so kurz bevorstand und Kaithlyn nicht wusste, was auf sie zu kam, hatte sie Angst. Ihr Mund war staubtrocken. Sie fröstelte leicht, obwohl es warm im Raum war. Besorgnis und Unzufriedenheit schnürten ihr die Kehle zu. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
Ihre Tante hatte die Beine übereinandergeschlagen und die Hände im Schoss gefaltet. Sie warf unruhige Blicke auf ihre Armbanduhr. Worauf warteten sie? Kaithlyn seuftzte.
Da ihre Tante beiläufig die Akademie erwähnt hatte, war sie etwas beruhigt. Sie durfte die Schule also besuchen, aber bis zum Beginn des neuen Schuljahres war es noch fast ein Monat. Was würde sie so lange aufhalten? Wohin ging die Reise?
Kaithlyn hatte gerade beschlossen, ihre Fragen nicht länger zurückzuhalten, als Relia einen letzten Blick auf ihre Armbanduhr warf und abrupt aufstand. Kaithlyn klappte den Mund wieder zu.
„Folgt mir“, sagte Mrs Abadon. Sie griff nach einem schmalen Koffer, doch Kaine nahm ihn ihr sofort ab und trug ihn hinaus. Kaithlyn tat es ihm gleich. Ihr Koffer war furchtbar schwer, aber sie verzog keine Miene, auch nicht, als der Griff ihr in die Handfläche schnitt.
Erleichtert stellte sie ihn vor dem Haus wieder ab.
Auf der steinernen Straße stand eine kleine Kutsche. Sie war aus sehr dunklem Holz gefertigt und die breiten Speichen der Räder glänzten im Licht der Abenddämmerung. Zwei große, schlanke Pferde mit muskulösen Körpern und tintenschwarzem Fell waren davor gespannt. Eines von ihnen hatte eine helle Blesse auf der Stirn, die aussah wie ein unförmiger Halbmond. Der Himmel hatte sich rötlich gefärbt und bleifarbene Wolken zogen am Horizont dahin, wie Schiffe, die viel zu langsam davon segelten. Es war
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