Geheimnisse des Himmels
ungewöhnlich kalt, wie Kaithlyn fand. Als ob die Temperatur sich der Atmosphäre zwischen ihr und Relia anpassen würde. Unbeständig und frostig.
Immerhin verriet ihr das Gepäck ihrer Tante, das sie mit ihr reisen würde. Der Gedanke, jemanden an ihrer Seite zu haben, dem sie vertraute, war beruhigend. Kaithlyn vertraute Relia. Nicht uneingeschränkt, weil die ständigen Sorgen Zweifel säten, aber sie vertraute ihr genug, um nach ihren Regeln zu leben; ihr ins Unbekannte zu folgen. Obwohl die Beiden ihre Differenzen hatten, glaubte Kaithlyn tief in ihrem Herzen daran, das ihre Tante wirklich gute, vernünftige Absichten hatte. Trotz all der Wut musste Kaithlyn sich diese Tatsache eingestehen.
Sie hob den Kopf und sog die frische Luft ein, um einen klaren Kopf fassen zu können. Sie musste jetzt aufmerksam sein und beobachten, was um sie herum geschah.
„Kaithlyn.“
Sie kannte diese Stimme.
„ Mr Aveda?“, fragte sie und blinzelte mehrmals, um sich davon zu überzeugen, dass Rose´ Vater wirklich vor ihr stand.
„Guten Abend.“
Er lächelte wissend.
„Was machen Sie denn hier?“
„Er ist einer der wenigen verlässlichen Menschen in unserem Umfeld“, erklärte Mrs Abadon.
„Ich habe ihn gebeten, uns heute Abend zu unserem Zielort zu fahren.“
„Sie sind unser Kutscher?“
Mr Aveda tätschelte sanft ihre Schulter. Wortlos machte er sich daran, die Koffer auf die Dachablage zu hieven und festzubinden. Sie wollte ihm helfen, doch er schüttelte den Kopf.
„Schon erledigt“, sagte er freundlich. Er betrachtete Kaithlyns ratloses Gesicht.
„Mach dir keine Sorgen, Kaithlyn. Du wirst schon sehen, es kommt alles in Ordnung.“
Es kommt alles in Ordnung? Was wusste er, was sie nicht wusste?
„Weiß Rose, dass Sie hier sind?“
„Nein. Ich denke du hast das Recht ihr das alles später selber zu erklären.“
„Also wissen Sie, wo es hingeht?“, fragte Kaithlyn ungläubig.
„Ich weiß nicht besonders viel, da musst du schon deine Tante fragen“, er zwinkerte mit einem Auge und sprach dann leise weiter.
„Hier ganz in der Nähe, oberhalb eines Berges liegt eine Villa. Sie gehört einer alten Freundin deiner Tante. Dorthin werden wir jetzt fahren. Ich begleite euch den Weg dort hin und damit ist meine Aufgabe auch schon wieder beendet.“
„David“, rief Mrs Abadon empört, die das Gespräch zwischen ihnen gehört hatte.
„Tante Relia?“, fragte Kaithlyn vorsichtig.
„Was machen wir dort?“
Zu ihrer Verblüffung antwortete ihre Tante.
Hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie Kaithlyn so überrumpelt hatte?
„Wie David bereits gesagt hat, werden wir jemanden besuchen. Das Anwesen ist nicht unser eigentliches Ziel. Wir treffen uns dort mit Freunden .“
Sie hielt inne. Das letzte Wort hatte sie ausgesprochen, als sei es eine Beleidigung ihres Stolzes auf andere angewiesen zu sein. Kaithlyn dachte darüber nach, ob es ihrer Tante überhaupt möglich war, eine solche Bindung einzugehen. Hilfe anzunehmen. Vertrauen zu schenken. Das alles zählte zu einer guten Freundschaft. Vielleicht gab es eine Seite an Relia, die sie nicht kannte? Eine Relia, die lächelte und es genoss Gesellschaft zu haben; Gespräche zu führen. Die andere dazu brachte sie tatsächlich richtig gern zu haben.
„Wir werden uns dort nicht lange aufhalten.“
Jetzt schien sie der Meinung zu sein, genug gesagt zu haben, denn sie schwieg wieder. Ihr tiefes, abwehrendes Schweigen, das wie eine persönliche Duftnote immer an ihr haftete.
Mr Aveda streckte seinen Arm an ihr vorbei und öffnete die Tür der Kutsche.
„Wir wären dann so weit“, sagte er und rieb sich gedankenverloren mit einer Hand über den dicken Bauch. Kaithlyn hatte diese Angewohnheit schon öfters bei ihm beobachtet. Es war ein Zeichen von Unruhe. Das Lächeln, das ihn im Gesicht klebte, war also nur halbherzig und aufgesetzt. Sie musste sich wirklich bemühen, ihre Zunge im Zaum zu halten. Sie warf einen beiläufigen Blick auf Kaine. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und schnürte den Sattel seines Pferdes enger. Als er aufstieg, schnaubte es laut unter der Last seines Herrn.
„Warum kommt der mit?“, flüsterte sie Mr Aveda zu.
Sie meinte Kaine. Irgendwie hatte er eine einschüchternde Wirkung auf sie, wie er dort, so hoch zu Ross saß und finster auf sie hinab spähte, als wäre er über sie erhaben.
„Kaithlyn“, ermahnte Mrs Abadon sie erneut.
„Was gibt es nun schon wieder?“
Frustriert presste Kaithlyn die
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