Geheimnisse des Himmels
schon mal mit mir kommen.“
In der Eingangshalle der Villa flackerten unzählige Kerzen. Der Boden war glatt und aus grauem Stein. Ihre Schritte hallten darauf wieder, als seien es die hunderter Personen und nicht zweier. Der weitläufige Raum war bis auf die Kerzenhalter wie leer gefegt und umso deutlicher stachen die verschieden farbigen Türen heraus. Bunte Türen, die einfach nicht her zu passen schienen. Wie Regenbogenfarbende Punkte stachen sie einem ins Auge. Eine Tür war besonders auffällig. Sie war dreimal so groß und breit wie die anderen und hatte einen silbernen Rahmen, wie ihn normalerweise nur Spiegel hatten.
„Warum…?“, setzte Kaithlyn an, fand jedoch keine Worte, um ihrer Frage Ausdruck zu verleihen. Staunend folgte sie Melora, ohne zu darauf achten wo es lang ging. Als sie sich an der riesigen Halle satt gesehen hatte, schenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Melora.
Eins war sicher, sie konnte zaubern und das beeindruckte Kaithlyn, auch wenn sie einen äußerst selbstgefälligen Eindruck machte. Erneut schossen Kaithlyn unglaublich viele Fragen durch den Kopf und sie hatte alle Mühe die Flut der Gedanken zurückzudrängen.
Melora steuerte auf die größte aller Türen zu. Als die beiden sich näherten, sprang sie wie von Zauberhand – und vermutlich war es auch so – auf. Ein riesiger Raum mit gepolsterten Sesseln aller Art und in allen erdenklichen Farben erstreckte sich vor Kaithlyn. Es gab viel zu kleine Sessel, welche mit breiten Armlehen, einfache aus Holz, verzierte und gemusterte. Andere waren mit rotem Samt bezogen und sahen sehr edel aus und wiederum andere schienen aus mehren bunten Teilen zusammen gewürfelt zu sein. Die meisten standen quer durch den Raum verteilt. Eine Reihe von Sesseln stand in einer Art Kreis vor einem großen Kamin, indem ein Feuer loderte. Die Wände waren mit Bücherregalen gesäumt, an den Fenstern hingen klobige blaue Vorhänge und der Raum wirkte sehr überladen und unzusammenhängend vollgestopft.
„Du musst wissen, die Besitzerin dieses Anwesens, Mrs Koirbet, hat einen ausgefallenen Stil“, sagte Melora, als sie Kaithlyns Verwunderung bemerkte.
„Setz dich, wohin du möchtest.“
Ihre Stimme klang übertrieben freundlich, nicht so bösartig wie ihre Worte an Kaine.
„Kann ich dich etwas fragen?“, sagte Kaithlyn nervös.
„Nur zu.“
Melora nahm in einem Ledersessel platz und schlug die Beine übereinander. Kaithlyn versuchte, die Fragen in ihrem Kopf nach der Wichtigkeit zu ordnen. Sie beschloss, beim eben Geschehenen zu beginnen.
„Also, wie hast du das eben gemacht? War das ein Zauber?“
„Oh, das von vorhin? Ja. Ich beherrsche Eiszauber.“
Melora war also tatsächlich eine Magierin.
„Das eben war vielmehr ein Versehen. Weißt du, meine Magie ist stark an mein Gemüt geknüpft und ich war…sagen wir leicht aus der Fassung gebracht, weil ich nicht wusste, dass er kommt.“
Sie biss sich auf die Unterlippe und ihre Finger krampften sich um die Lehnen ihres Sessels.
Oh, ja. Sie konnte Kaine wirklich kein Stück leiden, dachte Kaithlyn.
„Du kennst keine Magier, oder?“
„Nein“, sagte Kaithlyn und schüttelte den Kopf.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du so jung bist. Höchstens vierzehn, oder?“
Kaithlyn nickte. Dieses Mädchen schien einiges über sie zu wissen. In ihrem stechendem Blick lag Neugier, etwas Mitleidiges und Überlegenheit. Kaithlyn wand den Blick ab. Sie hatte da so eine Ahnung, was Melora für ein Mensch war und diese Vorstellung gefiel ihr ganz und gar nicht. Melora war keines Falls froh darüber, hier mit ihr warten zu müssen.
Es wurde totenstill.
Kaithlyn bevorzugte erneut Schweigen gegenüber einer Unterhaltung mit Miss Winterkönigin. Für gewöhnlich hätte sie die Gelegenheit genutzt, jemandem der etwas zu wissen schien mit Fragen zu überrumpelt – so hätte sie es bei jeden anderen getan – aber bei Melora beschlich sie ein mulmiges Gefühl. Kaithlyn wollte ihr nicht ihre ratlose, eingeschüchterte Seite offenbaren. Schon gar nicht einem Menschen, der es genoss andere mit Worten anzugreifen. Sie stand auf und tat so als würde sie die Buchrücken in den Regalen studieren, dabei flimmerten die Buchstaben an ihrem Auge vorbei, ohne das sie ihnen eine Bedeutung zu miss.
Die Tür schwang knarrend zur Seite und ein älterer Herr, mit zur Glatze neigendem weißgrauem Haar, betrat das Zimmer. Er trug einen Anzug und eine Krawatte und sprach sehr höflich. Durch sein Hinken wirkte er
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