Geheimnisse des Himmels
Geschmack haben.
Ihre Schuhe hinterließen Abrücke in der zentimeterdicken Staubschicht des Bodens als sie weiter ging und sich immer noch neugierig umsah. Ihr Blick fiel auf ein großes Porträt, das auf einem Fenstersims stand. Eine junge Frau mit goldblondem, langem gelocktem Haar lächelte ihr entgegen. Sie trug ein rubinrotes Kleid aus Spitze und an ihren auf dem Schoß gefalteten Fingern trug sie einen auffälligen Ring. Kaithlyn beugte sich nach vorne. Ein silberner Ring, in den ein Zeichen eingelassen war. Kaithlyn glaubte, es zu kennen.
Diese Zeichen, dieses Siegel…konnte das sein? Kaithlyn war sich nun sicher. Es war jenes aus ihrem Traum. Die Erinnerung stach so scharf aus ihrem Gedächtnis heraus, als habe sie soeben ein Foto davon geschossen. Sie erkannte es nun deutlich wieder. Ihr Herz schlug wie wild. Konnte dies ein bloßer Zufall sein? Sie schluckte und suchte das Bild nun nach Hinweisen ab. In der unteren Ecke stand in verblasster Handschrift:
Für meine gute Freundin Harlow Hayworth
Kaithlyn las die Widmung erneut. Sie traute ihren Augen kaum. Könnte es sein, das diese Frau eine Verwandte von ihr war? Den Namen Hayworth gab es nicht besonders oft. Nicht das Kaithlyn ihn häufig gehört oder gelesen hätte. Gab es außer Tante Relia noch jemanden? Kaithlyn suchte das Bild weiter ab, doch mehr als diese Widmung fand sie nicht. Das Porträt schien ihr nicht besonders alt. Es war fast frei von Staub, im Gegensatz zu den anderen Sachen, die hier herumstanden. Es konnte vielleicht bis vor kurzen noch irgendwo anders gehangen haben. Kaithlyn dachte angestrengt nach. Soweit sie wusste hatte sie außer ihren Eltern und ihrer Tante Relia niemanden.
Hatte ihre Tante gelogen? Kaithlyn hatte noch nie einen Stammbaum ihrer Familie gesehen und Fotos von ihren Eltern gab es auch nicht. Vielleicht lebte Harlow Hayworth und wusste nicht einmal, dass es Kaithlyn gab. Das war wohl eher unwahrscheinlich, dachte sie. Ihre Tante war zwar verschlossen und verheimlichte viel, aber so etwas würde selbst sie nicht verschweigen.
Kaithlyn fiel urplötzlich wieder ein, dass sie nach oben gegangen war, weil sie ins Bad wollte und die anderen sie bestimmt schon vermissten. Als sie gerade den Raum verlassen wollte, machte es laut Klick . Sie drehte sich erschrocken um.
Angestrengt horchte sie in die Stille hinein. Kaithlyn ging einige Schritte zurück und sah wie etwas in einem der Spiegel aufblitzte.
Klick.
Erneut dasselbe Geräusch. Sie sah in einen ovalen Spiegel mit Eisenrahmen und tatsächlich blitze etwas darin. Etwas wurde darin gespiegelt. Kaithlyn drehte sich um.
Klick. Klick. Klick.
Kaithlyn rührte sich nicht. Das Blitzen und Klicken schien denselben Ursprung zu haben. Hinter den Kisten zu ihrer Linken regte sich etwas. Kaithlyn trat nach vorne und schob eine Holzkiste zur Seite. Dort war nichts. Ein Schatten huschte an ihr vorbei. Vor Schreck stieß sie eine der anderen Kisten um und der gesamte Inhalt verteilte sich lautstark über den Boden.
Klick.
Da war es wieder. Hinter einer anderen Kiste. Vorsichtig lugte sie dahinter. Kaithlyn atmete erleichtert aus. Eine kleine silberweiße Katze rollte sich über den Boden im Staub und spielte
mit einem Plastikball, der jedes Mal, wenn sie darauf biss, das klickende Geräusch verursachte. Sie trug kein Halsband, nur eine Schleife, an der eine goldene Kugel und ein winziger Schlüssel hingen. Die Goldkugel spiegelte das dumpfe Licht des Kronleuchters und ab und zu fiel ein Lichtstrahl in einen der vielen Spiegel. Die Katze schnurrte und Kaithlyn musste lächeln.
„Du hast mich aber erschreckt.“
Sie streckte die Hand aus und die Katze legte ihren Kopf hinein.
„Wie kommst du denn hierher? Hast du dich verirrt?“, fragte jemand und es war nicht Kaithlyn, die das sagte. Sie drehte sich um. Da war niemand. Woher kamen dann diese Fragen?
„Ist da jemand?“, sagte sie leise.
„Das habe ich gesagt!“
Kaithlyn sah die Katze an. Für einen Moment hatte sie doch wirklich gedacht, dass die Katze gesprochen hätte. Doch soweit sie wusste, taten Katzen das nicht.
„Warum siehst du mich so an?“
Tatsächlich, ohne die Schnauze zu öffnen, sprach die Katze erneut. Kaithlyn konnte sie deutlich hören.
„Du…kannst…sprechen?“, fragte Kaithlyn zaghaft.
„Nein. Als sprechen würde ich es nicht bezeichnen. Sagen wir du hörst meine Gedanken. Miau. Aber sprechen so wie die Menschen es tun, kann ich auch, obwohl ich das nicht sehr gerne
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