Geheimnisse des Himmels
sie zu einer glänzenden Tür, die vollkommen aus Metal war.
Der Raum dahinter war nicht besonders groß.
Die Dielen zu Kaithlyns Füßen waren aus Rosenholz und die Wände cremefarben gestrichen. Ein einziger breiter Vorhang aus dünnem silbernem Stoff bedeckte eine der vier Wände und hüllte sie vollkommen ein. Fenster gab es keine.
Kaithlyn erblickte Mrs Koirbet, die auf der einen Seite des Vorhanges stand und ihre Tante, Melora und den Butler, Albert, die auf der anderen Seite standen. Zusammen mit Fye, Kaine, Harlow und ihr wirkte der Raum sichtlich überfüllt. Dazu kam, dass ihre Koffer ebenfalls hier hochgebracht worden waren und einige andere, fremde Gepäckstücke ihnen Gesellschaft leisteten und noch mehr Platz wegnahmen. Kaithlyn konnte förmlich spüren, wie die Luft dünner wurde, als sie zwischen Fye und Kaine schweigend verharrte. Sie suchte den schmalen Raum ein weiteres Mal ab und kam zu dem Schluss, dass der Vorhang ein Geheimnis bürgen musste. Wieso sonst sollten sich alle hier versammeln?
„Es ist also an der Zeit“, sagte Mrs Koirbet.
„Die Reise kann weiter gehen.“
Die alte Dame hob eine Hand, griff nach einer dicken Kordel, die seitlich am Vorhang baumelte und riss mit einem kräftigen Ruck daran. Der Vorhang schnellte nach links und gab einen riesigen Spiegel frei, der fast bis zur Decke reichte und in die Wand eingelassen war, die nicht wie die anderen mit einer Tapete überzogen war, sondern aus grauen Backsteinen bestand. Er hatte einen silbrig blau schimmernden Rahmen. Als Kaithlyn näher trat, um ihn genauer zu betrachten, merkte sie, dass er keine Spiegelung ihrer Figur warf. Die Oberfläche wirkte wie ein seidiger Nebel, in dem schattenhafte Umrisse aufflackerten.
„Melora und Fye, ihr geht zuerst.“
Mrs Koirbet klopfte mit ihrem Gehstock auf den Boden, als sei es das Zeichen für die beiden sich zu beeilen. Melora griff nach einer klobigen Tasche, Fye nach einem Koffer.
„Guten Durchgang“, flötete die alte Dame munter. Melora schenkte ihr ein Lächeln. Kaithlyn stockte der Atem, als Melora ohne zu Zögern durch den Spiegel hindurchging und darin verschwand. Fye tat es ihr nach. Kaithlyn blinzelte. Sie rieb sich mehrmals die Augen. Da waren gerade zwei Personen vor ihrer Nase durch einen Spiegel gegangen. Ihre Silhouetten waren mit dem Glas verschmolzen. Es hatte sie einfach so verschluckt. Starr vor Faszination und Ratlosigkeit sah sie auf die Stelle, an der die Beiden verschwunden waren.
„Ist das wirklich passiert oder träume ich?“, platzte es aus Kaithlyn heraus. Mrs Koirbet lachte heiser. Ihre Tante kniff die Augen zusammen, als würde ihr nicht gefallen, das Kaithlyn erfuhr, welche Magie hier am Werk war. Richtig! Magie!
„Das war Magie!“
Mrs Koirbets runzlige Lippen formten ein gnädiges Lächeln.
„Eine der zwei Arten von Magie. Man nennt es Mercudimagie. Alltagsmagie. Diese Form des Reisens heißt Zeitsprung“, sagte Mrs Koirbet verheißungsvoll, als sie Kaithlyns Miene sah.
„Ein Zeitsprung bringt einen, innerhalb Sekunden an verschiedene Orte. Es gibt zu diesem Spiegel ein Gegenstück, der Ort an dem man nach Betreten dieses Spiegels ankommt. Man muss nur eine Verbindung zu dem gewünschten Ziel erstellen. Man nennt diese Reisespiegel auch Porta und in diesem Fall bringt er dich zum Anwesen deines Großvaters.“
„Warum ist er dann nicht zu uns gekommen?“, fragte Kaithlyn.
„Porta funktionieren nur in eine Richtung“, sagte Mrs Koirbet.
„Das ist ihr größter Nachteil. Sie ermöglichen eine schnelle, unbeschwerliche Reise, aber immer nur in eine Richtung und auch nur, wenn ihr Gegenstück aktiv ist.“
„Warum kenne ich diese Art zu reisen nicht“
Der Spiegel sah ganz gewöhnlich aus, nicht anders, als den der bei ihr zu Hause stand.
„Es ist nicht die Art des einfachen Volkes, auf solche Weise zu reisen. Porta sind sehr teure Luxusartikel“, antwortete Mrs Koirbet.
„Eine weitere Erklärung würde zu lange dauern. Verzeih, Kind.“
Kaithlyn nickte verstehend und sah nun ihre Tante erwartungsvoll an.
„Wir sehen uns bald wieder“, sagte Relia und es klang traurig. Sie streckte die Arme aus und Kaithlyn ließ sich erneut von ihr umarmen. Dieses Mal lag etwas Ängstliches in der Berührung, als fürchte Relia Kaithlyn zu verlieren. Sie sah ihrer Tante forschend ins Gesicht, aber sie schien wie immer. Disziplinierte Haltung und Gleichmütigkeit vereint. Wahrscheinlich irrte Kaithlyn sich.
Mrs Koirbet winkte Kaithlyn
Weitere Kostenlose Bücher