Geheimnisse des Himmels
weitergelaufen“, sagte Melora und ging ein paar Schritte weiter.
„Komm wir sehen nach.“
Sie kamen dem dunklen Ende des Wegs immer näher, während sie abwechselnd Harlows Namen riefen. Kaithlyn war dankbar für Meloras Hilfe. Sie wirkte nicht mehr spöttisch, sondern leicht beunruhigt.
„Harlow! Das ist nicht lustig!“
Kaithlyn begann, sich allmählich Sorgen zu machen. Wie konnte sie Harlow nur aus den Augen verloren haben? Eben war sie doch noch vor ihnen gewesen.
„Wir sollten nicht weitergehen“, sagte Melora plötzlich. Sie hielt Kaithlyn am Arm zurück.
„Was?“, sagte Kaithlyn verdutzt.
„Wir sollten dort nicht weiter gehen. Irgendwas stimmt nicht….“, sagte Melora und ihre Stimme klang zittrig. Dann hörten Sie urplötzlich ein grelles Miauen.
„HARLOW!“, schrie Kaithlyn. Sie wollte losrennen, aber Melora hielt sie weiter fest.
„Nicht weiter, sagte ich!“, zischte sie.
„Aber hast du das nicht gehört? Das war Harlow! Vielleicht ist etwas passiert!“, sagte Kaithlyn hektisch.
„Nicht Kaithlyn, hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Etwas stimmt nicht!“
„HARLOW!“, schrie Kaithlyn weiter und riss sich von Melora los. Melora funkelte sie aufgebracht an.
„Bleib hinter mir“, sagte sie barsch und ging widerwillig voran. Kaithlyn folgte ihr.
„Schneller“, drängte Kaithlyn sie unnachgiebig. Überraschenderweise standen sie, nach einigen Metern, auf einen runden Platz, dessen Boden aus ebenmäßigen Steinen bestand. Moos wuchs zwischen den Ritzen. Die Büsche und Bäume, die zuvor ihre Wege flankiert hatten, waren nun besonders hochgewachsenen Hecken gewichen. Das Grün und die Zweige wuchsen dicht wie eine störrische Mauer aneinander. In dem wilden Kreis der Hecken taten sich einige Lücken auf, die schmale Pfade freigaben.
„Ein Labyrinth“, stöhnte Melora.
„Wenn wir weiter gehen verlaufen wir uns.“
Kaithlyn zählte die Aus – und Eingänge. Sieben. Sieben mögliche Wege.
„HARLOW!“, rief sie erneut. Melora öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Kaithlyn kam ihr zuvor.
„Ich weiß, was du denkst - “
Kaithlyn betrachtete die hohen, dichten Hecken. Die trübe Dunkelheit, die sich wie Nebel über die Pfade legte, weil sie verwildert und ungestüm vor sich hin vegetierten. Sie sah dem Schimmer von Ahnungslosigkeit und Befangenheit in Meloras Augen aufglimmen.
„- aber ich lasse Harlow nicht alleine zurück. Du musst nicht mitkommen.“
„Deine Sicherheit geht vor, verstanden?“, sagte Melora eindringlich.
„Nein“, widersprach Kaithlyn ärgerlich.
„Nein. Was ist, wenn sie sich verlaufen hat oder verletzt ist?“
„Es ist –“
„Ein Garten“, beendete Kaithlyn Meloras Satz.
„Wenn Fye dort wäre, würdest du ihn zurück lassen, ohne zu wissen was passiert ist?“
Das war melodramatisch, aber es zeigte Wirkung. Melora errötete leicht.
„Schon gut“, sagte sie geschlagen. Sie streckte ihre linke Hand aus, bog ihren Daumen, Zeige – und Mittelfinger, zusammen, sodass diese ein Zeichen formten.
„Aber ich gehe vor.“
Sie entschieden sich für einen mittleren Pfad.
„Reiche Menschen und ihre abstrusen Vorlieben“, meckerte Melora. Der Wind ließ die Blätter rauschen und die Zweige knacken. Kaithlyn rief weiter nach Harlow. Nach weniger als vier Minuten vernahm sie ein leises Murren.
„Da lang“, sagte Kaithlyn, ging nach rechts und war nun um einige Schritte schneller als Melora. Ob sie sich verirrten oder nicht, war Kaithlyn mittlerweile egal, sie wollte nur noch Harlow finden. Warum erfüllte sie solche Panik?
„Harlow, wo bist du?“, flüsterte sie fast unhörbar.
Kaithlyn ging noch schneller. Sie rannte fast, ohne darauf zu achten wohin sie lief. Der Pfad wurde noch dunkler, so als würde hier das Licht langsame erlischen; verschluckt von den hochgewachsenen Heckenmauern, die sich zueinander bogen und nacheinander griffen, als wollten sie aus den Gängen Tunnel erschaffen. Kaithlyns Schatten flackerte über die Erde, während sie hastig weiter Ausschau nach ihrem Kianki hielt.
„Kaithlyn, nicht so schnell!“, hörte sie Meloras Stimme, die langsam erstarb. Doch Kaithlyn ging unbeirrt weiter. Sie drehte sich nicht um und blieb nicht stehen. Einen Herzschlag lang erstarrte sie als sie ein Glöckchen klingen hörte.
„Harlow?“
Endlich antwortete ihr Harlows Stimme; dumpf und leise.
„Kaithlyn“, wimmerte Harlow. Kaithlyn starrte die Hecke zu ihrer linken Seite an. Harlow musste irgendwo
Weitere Kostenlose Bücher