Geheimnisse des Himmels
in einen erkennbaren Menschen verwandelten; etwas, das ihre Augen erfassen und realisieren konnten. Es war als hätte dieser den Schleier aus Dunkelheit, Nebel und Kälte abgelegt, der ihn so lange hatte unbestimmt erscheinen lassen.
Sie blickte in das hässliche, entstellte Gesicht eines Mannes.
Er war groß und hünenhaft, hatte breite Schultern, breite Arme und Beine, als bestünde sein ganzer Körper nur aus Muskeln und Haut. Und Narben. Sie zierten seine blasse Haut wie ein abstoßendes Kunstwerk. Es war als hätte jemand Stücke aus seiner ehemaligen Haut heraus geschnitten und sie durch ledrige, wulstige, unebene Teile ersetzt. Vor allem in seinem Gesicht. Seine Augen waren dunkle, abgründige Seen, seine Nase, schief und krumm, die Lippen spröde und farblos. Sein Schädel war kahl und eingedellt.
Kaithlyn zuckte bei seinem Anblick erschrocken zusammen. Sie hatte niemals jemand vergleichbaren gesehen. Es war grauenhaft. Ein Fleisch gewordener Albtraum, dessen Auftreten durch eine Aura aus greifbarem Hass und Zerstörung noch Furcht einflößender wurde.
„Was…wollen Sie?“, keuchte Kaithlyn.
„Wer – sind - Sie?“
Der Mann lachte. Es war ein grauenhaft böses Lachen. Mit einem weiteren Schritt stand er direkt vor ihr. Sie konnte den bitteren Geruch von Nässe und Schweiß gemischt mit etwas andrem wahrnehmen. Der Mann murmelte etwas Undeutliches. Er packte ihre Handgelenke, riss sie aus der Starre die ihr schlotternder Körper dank des Eises angenommen hatte, presste sie ruckartig gegen die Hecke und drückte ihr mit einer Hand die Luft an der Kehle ab. Völlig machtlos Harlow weiter festzuhalten, entglitt sie Kaithlyns Griff und schlug mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden auf. Das Geräusch von Harlows Aufprall verursachte ihr Übelkeit. In Kaithlyns Kopf begann ein Sturm aus Gedanken zu kreisen. Sie spürte, dass ihre Beine wieder frei waren. War sein Gemurmel ein Zauber gewesen? Sie rang nach Luft, während sie versuchte die Hand des Mannes von ihrer Kehle zu befreien. Wieder schossen ihr Tränen in die Augen und mit einem letzten Funken Trotz in den tauben Gliedern trat sie mit aller Kraft um sich.
„Das hat keinen Zweck“, zischte die dunkle Stimme des Mannes gebieterisch.
„Mein Eisregen lähmt deinen Körper. Langsam und schmerzvoll…“
Kaithlyn fühlte sich ausgelaugt und es stimmte ihr Körper wurde schwerer. Ihre Muskeln schmerzten, als wäre sie soeben einen Marathon gelaufen. Die Kälte legte sich wie eine frostige Hülle um sie.
„Du kennst mich also wirklich nicht? Dabei gehören wir doch zu einer großen, glücklichen Familie.“
Wieder lachte er laut auf.
„Drachenclan“, spottete er. Er presste Kaithlyn noch fester gegen die Hecke und sie spürte, die Äste die hart in ihren Rücken stachen, begann zu röcheln und ihre Kehle wurde staubtrocken.
„Nun dann solltest du dir meinen Namen nun gut einprägen.“
Seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
„Anthony Green.“
Er lächelte gehässig.
„Du bist die kleine Hayworth.“
Kaithlyn schnappte nach Luft, doch die Panik in ihrer Brust, heiß und glühend, wie feurige Kohlen, erschwerten ihr simples Atmen als sei es ein übernatürlicher Akt.
„Das alles tut aber nichts zur Sache…“
Er lockerte seinen Griff. Das taube Gefühl ihrer Beine ließ nach und an dessen Stelle trat stechender Schmerz, der durch ihren Körper zu laufen begann. Wie Nadelstiche hämmerte das unsägliche Gefühl auf sie ein und machte sie ganz benommen. Als Green seine Hand ihrer Kehle entzog, gab es nichts mehr, das sie aufrecht hielt und sie sackte zu Boden. Um Harlow hatte sich eine kleine Pfütze aus Blut gebildet. Sie hatte die Augen geschlossen. Kaithlyn schluchzte leise. Sie kämpfte verbissen gegen den Unwillen ihrer bleiernen Glieder an und richtete ihren Oberkörper auf.
„Oh? Du bewegst dich noch?“
Green sah ihr belustigt zu. Kaithlyn zog Harlow an sich und mühte sich ab aufzustehen.
„Wie interessant…das wird ein lustiges Spiel“, hauchte Green tonlos.
Kaithlyn spuckte ihm vor die Füße.
„Du Monster, das wirst du noch büßen“, sagte sie mutig und voller Abscheu.
„Willst du etwas gegen mich kämpfen?“
Dasselbe widerwärtige Lachen erklang.
Kaithlyn schwor eine Mauer in ihrem Kopf herauf, die versuchte, den Schmerz und die Kälte auszuschalten. Sie sah Harlow in ihrem Armen liegen. Verletzt. Blutend. Harlow würde sicher sterben wenn Kaithlyn ihr nicht half. Sie würde Kaithlyn
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