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Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Titel: Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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deutschen Generalstabschefs Franz Halder, der kategorisch feststellte: Die »Alpenfestung« war »nichts als ein Hitler’sches Hirngespinst«?

    Sowjetische Truppen rückten im Frühjahr 1945 auch Richtung Alpen vor: Soldaten der Roten Armee überqueren in der Nähe von Wien eine Behelfsbrücke.
    Ullstein Bild, Berlin (Voller Ernst)
    Militärisch war die »Alpenfestung« zu keinem Zeitpunkt eine ernste Bedrohung für Deutschlands Gegner. Sie war nie mehr als eine alliierte Selbsttäuschung, die durch eine deutsche Irreführung verstärkt wurde. Es war eine Geisterfestung wie die Geisterarmee des Generals Wenck, von der sich Hitler in Berlin Rettung erhoffte – beides existierte bestenfalls auf dem Papier und war nicht mehr als eine militärische Fantasterei.
    Und doch führte diese Potemkin’sche Phantomfestung aufseiten der Alliierten zu Entscheidungen, die dem Krieg in den letzten Wochen eine andere Richtung gaben, denn die Amerikaner hatten daraufhin ihre Angriffsplanungen geändert.
    Die politische Utopie, die mit der Illusion einer Fluchtburg in den Alpen verbunden war, hatte freilich keine Chancen. Ihre geistigen Väter aus der zweiten und dritten Garde der NS -Hierarchie betrachteten die »Alpenfestung« als Faustpfand in Verhandlungen mit dem Westen und wollten von hier aus mit ihm gemeinsam gegen den bolschewistischen Feind im Osten marschieren. »Wenn das so weitergeht, werden wir in ein paar Tagen ein Telegramm vom Westen kriegen«, hatte Göring nach seiner Flucht aus Berlin in die bayerischen Berge fantasiert.
    Tatsächlich blieben diese kruden politischen Hoffnungen im Frühjahr 1945 unerfüllt. Heute steht fest: Die »Alpenfestung« war ein aussichtsloses Unterfangen. Und doch hatten die Ereignisse rund um Berchtesgaden langfristige Folgen – militärisch, politisch und psychologisch. Denn zum Ende des »heißen« Krieges wurden hier erste Weichen für neue Koalitionen in der Zeit des Kalten Krieges gestellt.
    Nicht zuletzt verbinden sich mit der »Alpenfestung« neben dem Streben nach hehrer wissenschaftlicher Erkenntnis auch heute noch ganz profane materielle Interessen. Bis auf den heutigen Tag suchen Historiker und Abenteurer in den bayerischen und österreichischen Alpen nach den Schatzkammern des »Dritten Reichs«. Irgendwo hier in den geheimen Stollen und abgelegenen Tälern sollen die NS -Funktionäre, angeführt von Hermann Göring, Ernst Kaltenbrunner und anderen führenden Nazis, versucht haben, nicht nur sich selbst, sondern auch die Kunstschätze und Devisen des »Dritten Reichs« in Sicherheit zu bringen. Gefunden wurde bislang wenig. Kein Wunder also, dass die Suche nach dem Gold der spöttisch »Goldfasane« genannten Nazi-Führungsriege noch heute manche Gemüter bewegt.
    Was also ist dran an der »Alpenfestung«? Wie konnte ein Gerücht entstehen, das die modernsten Armeen zum Narren halten konnte? Welche unterschiedlichen Ziele verfolgten die Nazis in Berlin und Berchtesgaden in der Endphase des von ihnen entfesselten Weltenkampfes? Und welche Geheimnisse verbergen sich möglicherweise heute noch in tiefen Alpentälern und unergründlichen Bergseen?
    Wie eine fixe Idee entsteht
    Die Übersichtskarte der Alpenregion im SHAEF trug die Zweifel andeutende Aufschrift »Das nationale Bollwerk nach Agentenberichten«. Und doch barg der Plan mit seinen vielen roten Fähnchen eine Menge Sprengkraft. Sie markierten deutsche Stellungen, die in dem rund 40000 Quadratkilometer großen Gebiet der bayerischen und österreichischen Alpen vermutet wurden. Zwar klebte auf den meisten der Zusatz: »unbestätigt«. Dennoch beeindruckte allein die große Zahl der Markierungen und legte die Botschaft nahe: Hier existiert ein waffenstarrendes gefährliches Terrain.

    Bei Dwight D. Eisenhower, Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa (an der Karte), liefen seit Herbst 1944 beunruhigende Meldungen über die »Alpenfestung« ein.
    Getty Images, München (Fox Photos)
    Die vielen Einzelmeldungen, die seit Herbst 1944 aus verschiedenen Quellen in Eisenhowers Schaltzentrale eingingen, mündeten am 25. März 1945 in einen resümierenden Bericht mit beängstigenden Zahlen: 200000 bis 300000 SS -Soldaten und kampferprobte deutsche Gebirgstruppen seien in den Alpen zusammengezogen worden, um in gut ausgebauten Stellungen Widerstand zu leisten, ja sogar den Gegenangriff vorzubereiten. Diese deutschen Kräfte verfügten über beste Ausrüstung, denn sie erhielten ihren Nachschub aus unterirdischen

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