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Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Titel: Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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überzeugenden Belegen bringen mich zu der Schlussfolgerung, dass die deutsche Festung eine weitaus weniger gut vorbereitete Angelegenheit werden wird, als uns die Zeitungen glauben machen.«
    Doch warum gingen alle Warnungen in der sich steigernden Hysterie unter? Wieso verzichtete die amerikanische Militärführung auf eine logische Analyse und stützte sich statt auf harte Fakten lieber auf Gerüchte?
    Auf Nummer sicher
    Nachdem sich die fixe Idee in den Köpfen festgesetzt hatte, wurde jede Beobachtung, jede neue Information so interpretiert, dass sie sich in das gefühlte Bedrohungsszenario einordnen ließ.
    Luftaufnahmen von Zügen, die nach Süden fuhren – mussten das nicht Materialtransporte zum Ausbau der »Alpenfestung« sein? Meldungen über Truppenbewegungen in Richtung Alpen – waren das nicht Hinweise darauf, dass sich die Deutschen zum letzten Kampf in die neue Festung zurückzogen? Die Attentate von Werwolf-Kommandos – belegten sie nicht den fanatischen Kampfeswillen der Zivilbevölkerung? Und wenn ein Guerillakrieg geführt werden sollte – wo, wenn nicht im unwegsamen alpinen Gelände?
    Tatsächlich waren die Truppenbewegungen vor allem Fluchtreaktionen. Wohin hätten sich die deutschen Verbände zurückziehen sollen, wenn nicht in den noch unbesetzten Alpenraum? Und die Bedrohung durch die Werwölfe richtete sich fast ausschließlich gegen die eigene Bevölkerung.
    Immerhin: Die unterirdischen Produktionsanlagen existierten nicht nur in der Fantasie. Doch was als besondere Strategie zum Aufbau einer Alpenfestung erschien, war in den meisten Fällen die Umsiedlung kriegswichtiger Industrieanlagen, wie es an vielen Stellen im ganzen Reichsgebiet geschah. Da die Flugabwehr keine Sicherheit mehr gewährleisten konnte, suchte die deutsche Führung nach anderen Möglichkeiten, die Waffenproduktion vor alliierten Bombenangriffen zu schützen. Die Strategie: wichtige Anlagen nach unter Tage zu verlagern. Als besonders geeignet galten ehemalige Bergwerke, vorhandene Stollensysteme oder Straßentunnel. Überall suchte die deutsche Industrie Schutz im Untergrund.
    Im ganzen Reich wurden unter dem Decknamen »Dachs« Anlagen der Ölraffinerie in alte Bergwerke verlegt. Standorte für die unterirdische Herstellung synthetischen Benzins im Rahmen des Geilenberg-Programms, das nach dem Generalkommissar für Sofortmaßnahmen beim Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion benannt war, lagen im Rheinland, in Baden, Württemberg und im Harz.
    Vor allem aber fand man in den Bergen den Weg unter die Erde. Im Sommer 1944 wurden im österreichischen Golling in einem für die Tauernautobahn gebauten Stollen Panzer und Kettenfahrzeuge hergestellt. Nördlich von Graz arbeiteten Häftlinge des KZ Mauthausen in einem Steinbruch der zum SS -Wirtschaftsimperium gehörenden Deutschen Erd- und Steinwerke GmbH für die unterirdische Flugzeugteile- und Panzerherstellung – Codewort »Marmor«.

Deckname »Languste«: Auch große Teile des sogenannten »Volksjägers« He-162 wurden unter der Erde gefertigt.
    Ullstein Bild, Berlin (Süddeutsche Zeitung Photo/Scherl)

Besonders geeignet waren Teile von Brauereianlagen. Unter dem Decknamen »Hering« stellte die »Propeller Gustav Schwarz GmbH Berlin« im Gewölbekeller einer ehemaligen Brauerei Holzpropeller für die deutsche Luftwaffe her. Im oberösterreichischen Ebensee sollte in den Kellern der Brauerei Zipf Treibstoff für die deutsche »Wunderwaffe« V2 hergestellt werden. Auch der größte Bierkeller Österreichs, in dem die Brauerei Schwechat nahe Wien auf 50000 Quadratmetern Gerstensaft gelagert hatte, wurde für Rüstungszwecke umgebaut. Unter dem Decknamen »Karpfen« war hier die Flugmotorenproduktion der Steyr-Werke untergebracht.
    Ein anderer Gewässerbewohner lieferte den Decknamen für die unterirdische Produktion von Rumpfteilen der Heinkel He-162. »Languste« war die Tarnbezeichnung des Umbaus eines ehemaligen Gipsbergwerks im österreichischen Hinterbrühl, wo KZ -Häftlinge den unterirdischen Grottensee komplett auspumpten und den Boden begradigten. Unter dem Tarnnamen »Stichling« gab es in Schwaz eine ganz besondere Einrichtung, auf die Touristen noch heute bei Führungen hingewiesen werden. Im größten Silberbergwerk des Mittelalters entstand im Dezember 1944 die »Messerschmitt-Halle«. Ihre lichte Höhe von 30 Metern ermöglichte das Einziehen mehrerer Betonebenen, sodass auf mehr als 10000 Quadratmeter Fläche Zwangsarbeiter den Schrecken

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