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Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Nase mit seinem Taschentuch. Die ersten Minuten waren ein verwirrendes Durcheinander. Die Erwachsenen begrüßten sich geräuschvoll, die Kinder stellten Fragen und rannten umher, am Kamin verscheuchte die Katze fauchend einen allzu aufdringlichen jungen Hund. Annabelle vermutete, dass es nach der ersten Aufregung ruhiger werden würde. Aber im Grunde genommen hielt das Chaos den ganzen Abend über an. Zwischendurch bemerkte sie immer mal wieder das eisige Lächeln ihrer Mutter, Jeremys lockere, fröhliche Art, sich zu unterhalten, und Simons halb amüsierte, halb verärgerte Miene, weil alle seine Mühen, das Tohuwabohu zu ordnen, nichts fruchteten.
    Simons Vater Thomas war ein großer, stattlicher Mann mit ein wenig ernsten Gesichtszügen. Ab und zu milderte ein Lächeln das sonst so Furcht einflößende Mienenspiel, ein Lächeln, das längst nicht so charismatisch wie Simons war, aber dennoch einen gewissen Reiz hatte. Annabelle, die während des Dinners neben ihrem Schwiegervater saß, fiel es nicht schwer, sich mit ihm zu unterhalten. Während die beiden Mütter leider keinerlei gemeinsamen Gesprächsstoff zu finden schienen, nicht unbedingt aus gegenseitiger Ablehnung, sondern weil sie unfähig waren, aufeinander einzugehen. Lebensstil und Erfahrungen, die sie und ihre Ansichten geformt hatten, konnten ja auch nicht verschiedener sein.
    Das Essen bestand aus dicken Scheiben gut durchgebratenen Beefsteaks mit Yorkshire-Pudding und äußerst wenig Gemüse. Annabelle dachte kurz an die vorzügliche französische Küche, die sie während ihrer Hochzeitsreise genossen hatte, unterdrückte einen Seufzer und verzehrte artig das mächtige Stück Rindfleisch.
    Es dauerte nicht lange, da verwickelte Meredith Annabelle in ein Gespräch. „Sie müssen uns von Paris erzählen, Annabelle. Mutter und ich reisen in Kürze auch zum ersten Mal auf den Kontinent.“
    „Oh, wie schön“, freute sich Annabelle. „Wann geht es denn los?“
    „Nächste Woche. Über Calais fahren wir quer durch Europa bis nach Rom. Mindestens anderthalb Monate werden wir unterwegs sein.“
    Man unterhielt sich über die Reise, bis das Hausmädchen kam, den Tisch abzuräumen. Die Familie ging ins Wohnzimmer, wo Tee und Süßigkeiten gereicht wurden. Zur Freude der Kinder setzte sich Jeremy zu ihnen auf den Fußboden am Kamin, spielte mit ihnen Mikado und half, den jungen Hund in Schach zu halten. Annabelle saß nicht weit entfernt, beobachtete ihr fröhliches Spiel und unterhielt sich mit Simons älterer Schwester.
    Zwischendurch bekam Annabelle mit, dass Simon, mit seiner Mutter aus dem Zimmer verschwand. Sicherlich stellte Mrs. Hunt ihrem ältesten Sohn viele Fragen zu seiner überstürzten Hochzeit und zu seiner Ehe.
    „Oh je!“, rief Jeremy. „Der Welpe hat einen Bach gemacht.“
    „Jemand muss dem Mädchen Bescheid sagen“, meinte Sally daraufhin gelassen, während die Kinder in grölendes Gelächter über ihren schlecht erzogenen jungen Hund ausbrachen.
    Da Annabelle nahe der Tür saß, sprang sie sofort auf. Im Nachbarzimmer traf sie auf das Hausmädchen und informierte es über das kleine Missgeschick. Sofort rannte das Mädchen mit ein paar Lappen ins Wohnzimmer, und Annabelle wäre ihr auch sofort gefolgt, hätte sie nicht aus der Küche Mutter Berthas leise, missbilligende Stimme gehört.
    „… liebt sie dich denn, Simon?“
    Stocksteif blieb Annabelle stehen und wartete auf Simons Antwort. „Die Menschen heiraten aus vielerlei Gründen.“
    „Also nicht“, folgerte Bertha sofort. „Das überrascht mich überhaupt nicht. Frauen wie sie haben kein …“
    „Sei vorsichtig“, unterbrach Simon sie leise. „Du sprichst von meiner Frau.“
    „Sie ist ein Schmuckstück an deinem Arm, wenn du dich in den höheren Kreisen bewegst“, ließ sich Simons Mutter nicht einschüchtern. „Aber würde sie dich auch ohne dein Geld geheiratet haben? Wird sie auch in schlechten Zeiten zu dir halten? Hättest du doch nur einen Blick für die Mädchen gehabt, mit denen ich dich verheiraten wollte. Molly Havelock oder Peg Larcher, gute, kräftige Mädchen, die in allen Lebenslagen ehrliche Gefährtinnen wären …“
    Mehr wollte Annabelle nicht hören. Sie nahm sich zusammen und ging zurück ins lärmende Wohnzimmer. Das kommt davon, wenn man heimlich lauscht, schalt sie sich. Die Kritik verletzte sie, obwohl ihr auch klar war, dass Simons Familie keinerlei Grund hatte, sie zu mögen. Und mit einem Mal fiel ihr auch auf, dass sie zwar

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