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Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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hat man mir gesagt“, verteidigte sich Lillian. Ihre Stimme klang gedämpft, da sie gleichzeitig in das Rund ihrer am Boden liegenden Kleider stieg, sich hineinbückte und sie sich überstreifte.
    Geflissentlich den Blick auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne gerichtet, meldete sich nun auch der Earl zu Wort. „Ihre Information war korrekt, Miss Bowman“, äußerte er völlig beherrscht. „Diese Lichtung betritt normalerweise niemand.“
    „Und weshalb sind Sie dann hier?“, fragte Lillian mit einem tadelnden Unterton, als gehöre die Gegend ihr und nicht Westcliff.
    Westcliffs Kopf fuhr herum. Der Earl bedachte das amerikanische Mädchen mit einem ungläubigen Blick, dann wandte er sich wieder ab. „Unsere Anwesenheit ist rein zufällig. Ich wollte heute den Nordwesten meiner Ländereien in Augenschein nehmen“, erklärte er kühl und sachlich, legte aber eine leichte, nicht zu überhörende Betonung auf das Wörtchen meiner. „Dort unten auf dem Weg hörten Mr. Hunt und ich Ihr Geschrei. Wir wollten sehen, was los war, und kamen in der Absicht, eventuell Hilfe zu leisten. Im Traum wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass Sie diese Lichtung gebrauchen würden für … für …“
    „Schlagball in Knickers“, ergänzte Lillian hilfreich und streifte dabei ihre Ärmel über.
    Es schien dem Earl unmöglich, diesen lächerlichen Ausdruck zu wiederholen. „In den kommenden fünf Minuten gedenke ich einen Gedächtnisschwund zu bekommen“, sagte er barsch über die Schulter. „Aber zuvor würde ich Ihnen noch raten, in Zukunft von derart hüllenlosen Aktivitäten im Freien Abstand zu nehmen. Es könnte nämlich sein, dass die Nächsten, die hier vorbeikommen, sich nicht als so desinteressiert erweisen wie Mr. Hunt und ich.“
    Trotz ihrer Scham fiel es Annabelle schwer, ein skeptisches Schnaufen zu unterdrücken. Desinteresse? Hunt und der Earl? Hunt hatte sie auf jeden Fall ganz genau angesehen. Und obwohl Westcliffs prüfender Blick wesentlich zurückhaltender gewesen war, sie hatte sehr wohl bemerkt, dass der Earl Lillian kurz und gründlich in Augenschein genommen hatte, bevor er sein Pferd herumriss. Doch in Anbetracht ihrer momentanen halb bekleideten Situation war es wohl kaum der passende Zeitpunkt, sich über Westcliffs scheinheiliges Getue zu beschweren.
    „Danke, Mylord. Und nun, nachdem Sie uns einen so ausgezeichneten Rat erteilt haben, würde ich Sie bitten, sich zurückzuziehen, damit wir uns wieder herrichten können“, sagte Annabelle mit einer Gelassenheit, die sie selbst kaum fassen konnte.
    „Mit Freuden“, knurrte Westcliff.
    Bevor Simon Hunt weiterritt, schien er sich Annabelle, wie sie mit den vor der Brust gehaltenen Kleidern so dastand, ganz genau einprägen zu wollen. Er gab sich völlig beherrscht, aber dennoch glaubte sie, dass sich seine Gesichtsfarbe verändert hatte, dass seine dunklen Augen unmissverständlich glühten. Gern hätte Annabelle diesen Blick mit kühler Gleichgültigkeit erwidert, aber rot vor Scham und völlig aus der inneren Balance fehlte ihr dazu die nötige Selbstsicherheit. Hunt schien noch eine Bemerkung machen zu wollen, hielt sich aber zurück und murmelte nur mit einem spöttischen Grinsen etwas vor sich hin. Dann gab er dem stampfenden, ungeduldig schnaubenden Pferd die Sporen. Im Galopp folgte er Westcliff, der schon über die halbe Lichtung weitergeritten war.
    Beschämt drehte sich Annabelle zu Lillian um, die mit rotem Gesicht, aber ansonsten bewundernswert gefasst dastand. „Ausgerechnet die beiden mussten uns in diesem Aufzug hier entdecken“, sagte Annabelle wütend.
    „Was für eine unwahrscheinliche Arroganz. Das zu lernen, muss Jahre dauern“, war Lillians trockener Kommentar.
    „Wen meinst du? Hunt oder Westcliff?“
    „Beide. Westcliffs Arroganz war vielleicht noch schärfer als Hunts. Imposant. Wirklich eine Meisterleistung.“
    Die beiden blickten einander an. Wütend waren sie auf ihre ungebetenen Zuschauer. Doch plötzlich begann Annabelle schallend zu lachen. „Oh Gott, waren die von den Socken!“
    „Na, wir aber auch“, lachte Lillian. „Die Frage ist nur, wie sollen wir ihnen in Zukunft gegenübertreten?“
    „Wie sollen sie uns gegenübertreten!“, sagte Annabelle. „Sie waren doch die Eindringlinge. Wir haben sie nicht hergebeten.“
    „Richtig …“, begann Lillian und schwieg, als sie vom Picknickplatz ein ersticktes Husten hörte. Evie wand sich auf der Decke, und Daisy stand, die Arme auf die

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