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Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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getan zu haben, das ihn maßlos zornig machte.
    Er sah sie an, als wollte er ihr den Hals umdrehen.
    „Sind Sie mir etwa gefolgt?“, fragte sie mit gespielter Ruhe und wunderte sich, wie er es geschafft hatte, im richtigen Moment zu Stelle zu sein.
    „Ich sah Sie durch die Eingangshalle gehen und bemerkte, dass Hodgeham Ihnen folgte. Da wollte ich wissen, was los ist.“
    „Und? Wissen Sie es nun?“
    „Ich bin mir nicht sicher.“ Die Stimme war gefährlich leise. „Annabelle … Haben Sie das gemeint, als Sie sagten, es gäbe Besseres für Sie? Heimlich diesen idiotischen Fettkloss befriedigen? Für ein erbärmliches Entgelt? Schade, für so dumm hätte ich Sie nicht gehalten.“
    „Sie verdammter Heuchler“, schimpfte Annabelle leise. „Sie sind ja nur wütend, dass ich seine und nicht Ihre Mätresse bin. Erklären Sie mir mal, weshalb es so wichtig ist, wem ich meinen Körper verkaufe?“
    „Weil Sie diesen Mann nicht wollen“, zürnte Hunt. „Und Kendall, den wollen Sie auch nicht. Sie wollen mich.“
    Annabelle konnte sich nicht erklären, wieso sie so aufgewühlt war, wieso sie kurz davor war, die Kontrolle zu verlieren. „Lassen Sie mich raten. Sie wollen mir ein einträglicheres Arrangement vorschlagen als das, was ich Ihrer Meinung nach mit Hodgeham habe?“ Sie lachte höhnisch, als sie sein Mienenspiel sah. „Meine Antwort ist nein! Nein! Und nochmals nein! Und nun lassen Sie mich endlich in Ruhe …“
    Sie schwieg erschrocken, da sie noch jemanden kommen hörte. Verzweifelt blickte sie sich um. Wohin konnte sie verschwinden, um nicht mit Hunt gesehen zu werden. Doch bevor sie wusste, wie ihr geschah, zog Hunt sie in das nächste Zimmer und schloss leise die Tür.
    Ungestüm riss Annabelle sich los. Entsetzt wich sie vor Hunt zurück. Im Halbdunkel nahm sie die Umrisse eines Flügels wahr und hätte fast mit ihren Röcken einen Notenständer umgerissen, wenn Hunt ihn nicht im letzten Moment festgehalten hätte. „Wenn Sie Hodgehams Mätresse sein können, warum dann nicht auch meine?“, wollte er wissen. „Sagen Sie nicht, dass Sie mich nicht mögen. Das wäre gelogen. Also, Annabelle, was ist Ihr Preis? Ich zahle, was Sie wollen. Ein eigenes Haus? Eine Yacht? Kein Problem. Entscheiden Sie sich endlich … Ich habe lange genug auf Sie gewartet.“
    Annabelle lachte unsicher. „Meine Güte! Wie romantisch!“, höhnte sie. „Ihrem Antrag, Mr. Hunt, mangelt es an Feingefühl. Außerdem ist Ihre Annahme, dass ich unbedingt irgendjemandes Mätresse werden will, völlig falsch.
    Ich werde Lord Kendall heiraten.“
    Hunts Augen sprühten vor Zorn. „Es wäre die Hölle für Sie, wenn Sie ihn heiraten würden. Er wird Sie niemals lieben. Nicht einmal verstehen wird er Sie.“
    „Ich will nicht geliebt werden“, antworte sie hitzig, da seine Worte sie berührten. „Ich will nur …“ Ein schmerzender Stich in ihrer Brust hinderte sie plötzlich, weiterzusprechen. „Ich will nur …“, versuchte sie es noch einmal, während sie zu ihm aufsah. Seine Miene war kalt und verschlossen.
    Ein Geräusch an der Tür. Die Klinke wurde heruntergedrückt. Annabelle erstarrte. Wenn jetzt jemand ins Zimmer kam, konnte sie all ihre Hoffnungen begraben, Kendall zu heiraten. Blitzschnell zog sie Hunt mit sich in den Alkoven am Fenster. Ein mit Samt gepolsterter Sitz, ein paar achtlos liegen gelassene Bücher, sonst war nichts in dem kleinen Versteck. Mit einem Ruck zog Annabelle den Vorhang zu, und hielt ihre Hand vor Hunts Mund.
    Wahrlich keinen Moment zu früh. Mehrere Personen betraten das Musikzimmer. Sie hörte männliche Stimmen, ein eigenartiges Scheppern und Klirren, und dann zupfte jemand an den Saiten einer Violine. Oh Gott. Die Musiker benutzten diesen Raum, um vor dem Ball ihre Instrumente zu stimmen. Sie war kompromittiert. Und das vor dem gesamten Orchester.
    Durch die Vorhänge schimmerte gerade so viel Licht, dass sie Simon Hunts infames Lächeln erkennen konnte. Ein Wort, ein Geräusch von ihm und sie war erledigt. Sie verstärkte den Druck ihrer Hand auf seinem Mund, mit mörderischen Blicken versuchte sie, ihm zu drohen.
    Die Musiker unterhielten sich, strichen ihre Violinen, Notenblätter raschelten, Dissonanzen fanden allmählich zum Gleichklang. Annabelle starrte gegen den geschlossenen Vorhang und betete, dass man sie nicht entdeckte. Sie spürte Hunts Atem an ihrer Haut. Er hielt ganz still. Das maliziöse Lächeln war einem Gesichtsausdruck gewichen, der sie um vieles mehr

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