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Geheimnisvoll und unwiderstehlich

Geheimnisvoll und unwiderstehlich

Titel: Geheimnisvoll und unwiderstehlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Harrington
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wieder ganz erholt hat. Wir stellten uns auf eine lange Genesungsphase ein. Aber niemand hat mit der Demenz gerechnet oder mit den anderen Schlaganfällen, an deren Folgen sie schließlich auch gestorben ist.“
    „Oh Mimi, wie furchtbar. Es gibt wohl nichts Schlimmeres als eine Demenz.“
    Mimi nickte düster. „Ja, die Ärzte haben uns von Anfang an davor gewarnt. Selbst meine Mutter versuchte mich in ihren klareren Momenten davon zu überzeugen, dass ich die Angebote aus den Modehäusern annehmen und in eine andere Stadt ziehen sollte. Sie bot freiwillig an, in diesem Fall in ein Pflegeheim zu ziehen, wo man sich vierundzwanzig Stunden lang um sie kümmern konnte. Aber am Ende war es ganz allein meine Entscheidung, mich hier um sie zu kümmern.“
    „Deine Mutter muss wirklich eine bemerkenswerte Frau gewesen sein“, erwiderte Hal bewundernd.
    „Ja, das war sie tatsächlich. Aber wie konnte ich zulassen, dass man sie wegsperrte? Wie konnte ich mich in den Modemetropolen der Welt herumtreiben, wenn ich gleichzeitig wusste, dass meine Mutter, die alles für mich geopfert hatte, unter Fremden in einem Pflegeheim dahinvegetierte?“ Sie schüttelte den Kopf. „Das konnte ich nicht tun. Und ich wollte es auch nicht tun.“
    „Aber du hättest dir natürlich viel Kummer ersparen können.“
    „Ja, vielleicht. Doch ob du es glaubst oder nicht – diese letzten zwei Jahre, in denen wir hier auf diesem engen Raum zusammen waren, waren die besten. Vor ihrem Tod sind meine Mutter und ich noch einmal richtige Freundinnen geworden. Um nichts in der Welt hätte ich diese Zeit missen wollen.“
    Hal sah schweigend vor sich hin. Dann sagte er gepresst: „Ich beneide dich um diese Erfahrung, Mimi. Seit dem Tod meiner Eltern habe ich meinen Dad so oft vermisst. Es ging alles so schnell und … und dann passierte auch noch die Sache mit Tom. Ich glaube, ich hätte nicht die Kraft gehabt, das zu tun, was du getan hast – einem geliebten Menschen beizustehen und gezwungen zu sein, zuzuschauen, wie seine Kräfte von Tag zu Tag dahinschwinden. Nein, das braucht einen Mut, den ich nicht habe.“
    Mimi hörte ihm aufmerksam zu und war sehr berührt von seiner Betroffenheit. Vielleicht war es ja das, was sie verband – sie hatten beide Menschen verloren, an denen sie sehr gehangen hatten. Aufmerksam fragte sie nach: „Sprichst du von deinem Freund Tom Harris?“
    Hal sah einen Moment zur Seite, dann nickte er gepresst, blieb aber still. Die Atmosphäre war plötzlich sehr gespannt.
    Sie biss sich auf die Lippe. „Bitte entschuldige, ich … ich wollte nicht aufdringlich sein. Aber ich weiß gar nichts über ihn, und dabei ist er doch der Grund für unser gemeinsames Event. Magst du mir nicht ein bisschen über ihn erzählen?“
    „Was willst du denn wissen?“, gab Hal mit rauer Stimme zurück.
    „Ach, ich weiß nicht … alles, was du an ihm mochtest. Welche Art von Pizza aß er gern? Wie sah sein Haus aus? War er unmusikalisch? Was für komische Angewohnheiten hatte er? Solche Dinge eben.“
    Hal lächelte unvermittelt, und die Spannung im Raum ließ ein bisschen nach.
    „Weißt du, wonach er völlig verrückt war? Nach Chilis. Er liebte Chilis besonders, wenn sie richtig scharf waren. Und nicht nur Chilis, auch Knoblauch und Zwiebeln. Das hat Aurelia, seine Freundin, wahnsinnig gemacht.“
    Er grinste bei dem Gedanken daran. „Wenn Tom und ich zum Inder gegangen sind, ist sie immer zu Hause geblieben. Übrigens hast du recht – Tom war wirklich unmusikalisch. Besonders nach dem Genuss von Alkohol hat er immer fürchterlich falsch gesungen.“
    Mimi blieb stumm und hörte ihm aufmerksam zu. Sie spürte, wie gut es Hal tat, über seinen Freund sprechen zu können.
    „Tom war wirklich ein sehr besonderer Mensch“, sagte er nachdenklich. „Aurelia hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, einen Film über ihn und sein Leben zu drehen. Ich bin mir nicht sicher, ob der Zeitpunkt dafür schon gekommen ist. Aber vielleicht mache ich das eines Tages ja wirklich.“
    „Eine Dokumentation? Das ist ja eine wunderbare Idee. Bestimmt gibt es niemanden, der dazu besser geeignet wäre als du.“ Mimi drückte aufmunternd seine Hand und wollte aufstehen. Doch er erwiderte ihren Händedruck unerwartet fest und zog sie dann an sich.
    Im nächsten Moment saß sie auf seinen Knien und hatte die Arme um seinen Nacken geschlungen. Sie wusste kaum, wie es dazu gekommen war.
    Hal sah zu ihr auf und strich ihr eine Haarsträhne

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