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Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274

Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274

Titel: Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Herries
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krank, Madonna?“
    Seine Stimme war tief und rau, doch sie hörte nur das Tosen des Meeres, das an einem windigen Abend gegen eine felsige Küste gepeitscht wurde. Vor Verwirrung schwirrte ihr der Kopf. Einen Augenblick lang war sie wieder an dem unseligen Ort und schaute hinunter auf die Korsaren, die ihren geliebten Dickon mit sich fortnahmen. Ihre Angstgefühle waren so stark, dass ihr beinahe die Sinne schwanden.
    „Kathryn? Ist alles in Ordnung, mein Kind?“
    Lady Marys Stimme rief sie vom Rande des Abgrunds zurück in die Realität. Sie sah den Mann an, der ihren Arm immer noch mit eisernem Griff festhielt, und ihre Augen wurden plötzlich dunkel vor Abscheu, als sie den närrischen Gedanken verwarf, der ihr zunächst gekommen war. Wie hatte sie auch nur für einen Moment glauben können, dass dieser Mann ihr geliebter Dickon war? Sein Gesicht war gebräunt, er hatte ausgeprägte Wangenknochen und viele kleine Falten um die Augen. Richard Mountfitchet wäre jetzt fünfundzwanzig, dieser Mann hingegen musste einige Jahre älter sein, das war offensichtlich. Um seinen Mund war ein harter, unversöhnlicher Zug, der völlig anders war als das ungezwungene Lächeln, das sie so oft auf Dickons Lippen gesehen hatte.
    Nach allem, was sie von ihm wusste, war er kaum besser als jene verabscheuungswürdigen Männer, die ihren treuen Freund entführt hatten!
    Sie bewegte den Arm. Schließlich ließ er sie los, als sie stolz den Kopf hob, so, als wollte sie ihm zu verstehen geben, es nicht noch einmal zu wagen, sie zu berühren. „Es geht mir gut“, sagte sie und lächelte Lady Mary an, die um sie besorgt war. „Es war nur eine kleine vorübergehende Schwäche. Wahrscheinlich war es der plötzliche Wechsel vom hellen Licht in die Dunkelheit.“
    Das war natürlich eine fadenscheinige Ausrede, denn es war keineswegs düster in dem Palast. Er war ein Ort voller Farben und hellem Sonnenlicht, das aus den vielen Fenstern hoch über ihnen in den Raum fiel und der großen Eingangshalle eine kirchenähnliche Stimmung verlieh.
    „Es war heute sehr warm“, erwiderte Lorenzo, und seine Augen wurden schmaler, als er Kathryns Feindseligkeit spürte. Was bedrückte sie – und warum hatte sie ihn einen Augenblick lang so eigenartig angesehen? „Und ich glaube, es könnte hier etwas zu kühl sein. Ich bitte Euch, mir in meine privaten Gemächer zu folgen, meine Damen. Dort werdet Ihr Euch sicherlich wohler fühlen.“
    Lorenzo führte sie zu einem kleinen Salon, der an Wänden und Böden verschwenderisch mit schönen Mosaiken in satten leuchtenden Farben ausgestattet war. Der Raum war mit den wundervollsten Gegenständen eingerichtet, die Kathryn je gesehen hatte. Manche davon wirkten eindeutig byzantinisch, und die seidenen Sofas hätten genauso gut in den Harem eines osmanischen Herrschers gepasst.
    „Ich habe noch nie einen so schönen Salon gesehen“, erklärte Lady Mary und verlieh damit jenem Gedanken Ausdruck, den Kathryn aus Stolz nicht aussprechen wollte. „Wo habt Ihr nur all diese herrlichen Dinge aufgetrieben, Signor Santorini?“
    „Manche davon wurden mir aus Dankbarkeit geschenkt, weil ich das Leben eines geliebten Sohnes gerettet habe“, teilte Lorenzo ihr mit. Sein Blick ruhte auf Kathryn während er sprach, in den geheimnisvollen Tiefen seiner Augen lag ein spöttisches Funkeln. „Es geschah in Granada, und der Junge war ein Maure, der Sohn eines Händlers, dessen Reichtum mich im Vergleich wie einen Bettler erscheinen lässt.“
    „Wie interessant“, antwortete Lady Mary. „Bitte erzählt uns mehr, Sir.“
    „Es war nichts“, wiegelte Lorenzo mit einem flüchtigen Lächeln ab. Seine Augen wurden kälter als das tiefste Eis, als er sah, wie Kathryn verächtlich lächelte. „Ich war zufällig zur rechten Zeit am rechten Ort – und der dankbare Vater überschüttete mich mit Geschenken aller Art, von denen Ihr hier manche sehen könnt.“
    „Ihr müsst aber auch ein sehr wohlhabender Mann sein“, sagte Kathryn, und ihr Tonfall ließ die Bemerkung wie die schrecklichste aller möglichen Beleidigungen klingen. „Wäre es nicht vielleicht edelmütiger gewesen, die Geschenke abzulehnen und sich mit der Freude zufriedenzugeben, ein Leben gerettet zu haben?“ In ihren Augen blitzte es auf, sie forderte ihn so offensichtlich heraus, dass die Luft zwischen ihnen zu knistern schien.
    „Nein, nein, Kathryn“, wies Charles sie unbehaglich zurecht. Er hatte Angst, dass sie den Venezianer gegen sich

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