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Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274

Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274

Titel: Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Herries
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aufbringen würde, und Santorini war für ihn die größte Hoffnung, seinen Sohn jemals wiederzufinden. Seit ihrem ersten Treffen hatte er neue Hoffnung geschöpft. „Du darfst so etwas nicht sagen, mein Kind. Es steht dir nicht zu, über diese Dinge zu urteilen.“
    „Kathryns einziger Fehler ist ihre Unwissenheit“, stellte Lorenzo leichthin fest, und sie sah, dass seine Mundwinkel belustigt nach oben gingen. In seinen Augen glitzerte es, als würden sie aus Eis sein, und sie spürte, wie ihr Herz einen Schlag aussetzte. Irgendetwas an ihm zog sie gegen ihren Willen an. „Die Geschenke eines solchen Mannes von sich zu weisen, nachdem man ihm einen bedeutenden Dienst erwiesen hat, käme einer tödlichen Beleidigung gleich. Wäre ich so unklug gewesen, dies zu tun, so hätte er geglaubt, er schulde mir mehr – und er hätte mir ein noch größeres Geschenk gemacht. Er wäre sogar in den Ruin gegangen, wenn ich es verlangt hätte. Aber natürlich kann Eure Nichte nichts über die Bräuche oder den Stolz dieser Menschen wissen.“
    Er sah sie an, als wäre sie ein törichtes Kind!
    Kathryn fühlte sich, als wäre sie bei ihrer alten Amme, die sie für irgendein kindliches Vergehen tadelte. Er erniedrigte sie, setzte sie auf den Stand eines ignoranten Mädchens herab, gab ihr das Gefühl, töricht zu sein – und sie hasste ihn dafür. Hätte sie sich in diesem Augenblick nicht an das Versprechen erinnert, das sie Lord Mountfitchet gegeben hatte, so hätte sie ihm möglicherweise ihre ehrliche Meinung über seine Moralvorstellungen mitgeteilt und ihm genau erklärt, was sie davon hielt, dass er üblicherweise von seinen Opfern Lösegeld verlangte.
    „Ich verbeuge mich vor Eurem überlegenen Urteilsvermögen, Sir“, sagte sie und presste die Nägel in ihre Handflächen, während sie gegen das Bedürfnis ankämpfte, ihn anzufeinden. Dickons Vater verließ sich auf Santorinis Hilfe. Durch ihn würden sie vielleicht etwas erfahren, was sie zu ihrem geliebten Freund führen könnte. Daran musste sie denken, egal wie sehr sie diesen Mann und seine Geschäfte verabscheute. „Vergebt mir, ich wusste nicht …“
    Ihr war noch nie eine Entschuldigung derart schwergefallen, und die Worte hinterließen bei ihr einen bitteren Nachgeschmack. Kathryn war fest entschlossen, an diesem Abend nichts mehr zu sagen. Sie war sich sicher, dass es sie umbringen würde, höflich zu ihm zu sein. Sie konnte nicht ahnen, dass der Blick in ihren Augen und die Haltung ihres Kopfes sie verrieten, und auch nicht, dass ihr Trotz ihn amüsierte.
    „Nein, entschuldigt Euch nicht, süße Madonna“, murmelte er, und der Spott in seiner Stimme traf sie wie ein Peitschenhieb. „Es wäre wahrlich flegelhaft von uns, wenn wir einer solchen Schönheit eine derart kleine Fehleinschätzung nicht verzeihen würden.“
    Kathryn neigte den Kopf. Oh, er war so von sich selbst überzeugt, sich seiner so sicher mit seiner Macht und seinem Reichtum! Sie hätte ihm diesen spöttischen Gesichtsausdruck nur allzu gern aus dem Gesicht gewischt, und wenn sie mit ihm alleine gewesen wäre, hätte sie das auch getan! Aber nein, sie durfte sich von ihm auf keinen Fall zu einer weiteren Unbesonnenheit hinreißen lassen. Sie würde sich so benehmen, wie es sich für eine englische Edeldame geziemte.
    „Ich verbeuge mich vor Eurer Großzügigkeit, Sir.“ Der Blick, den sie ihm schenkte, war so hochmütig, dass er jeden anderen Mann verunsichert hätte, doch er lächelte nur und wandte seine Aufmerksamkeit Lord Mountfitchet zu.
    Es wurde trockener Wein serviert. Für die Damen stand auch ein süßerer zur Auswahl, doch Kathryn nahm dickköpfig denselben Wein, den er und ihr Onkel tranken. Sie erstickte beinahe daran, so trocken war er. Sie nahm einen Schluck, stellte dann aber sofort das Glas ab. Ihre Gereiztheit steigerte sich noch, als sie erkannte, dass er ihren Widerwillen bemerkte. Als sie nach draußen in einen kleinen Hofgarten geführt wurden, wo ein kleiner Tisch für sie gedeckt war, sah sie, wie er seinem Diener ein unauffälliges Zeichen gab – und als sie nach ihrem Glas suchte, war der Wein, wie sie bemerken musste, darin ausgewechselt worden.
    Würde diese Folter denn nie ein Ende haben? Kathryn bat den Diener, der ihr von den vielen köstlichen Variationen an Fisch-, Fleisch- und Reisgerichten vorlegte, ihr etwas Wasser zu bringen. Sie würde sich nicht von dem Wein locken lassen, obwohl Lady Mary erklärte, dass er hervorragend schmecken

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