Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
gefoltert, zur Arbeit gezwungen, bis sie am Ruder tot zusammenbrachen und ins Meer geworfen wurden. Die Spanier hassten die verräterischen und irrgläubigen Engländer, und es wurde oft gesagt, dass sie zu den Gefangenen, die sie in der Schlacht machten, noch grausamer waren als die Korsaren.
Charles schloss die Augen und versuchte die Bilder auszusperren, die seine Gedanken überfluteten. Er wünschte sich beinahe, dass sein Sohn tot war, denn selbst das erschien ihm besser als ein solch schreckliches Schicksal wie das eines Galeerensklaven.
„Aber das ist ja abscheulich!“, rief Kathryn, als Charles ihr von dem Lösegeld erzählte, das er bezahlen würde, wenn der Mann, von dem er gehört hatte, aller Unwahrscheinlichkeit zum Trotz sein Sohn war. „Dieser Lorenzo Santorini ist kaum besser als die grausamen Männer, die mit Sklaven handeln.“
„Nein, Kathryn“, widersprach er. „Du verstehst nicht, mein Kind. Ich wäre bereit, jede Summe für Richards Rückkehr zu bezahlen, denn ich wäre dem Mann dankbar, der ihn für mich findet.“
„Dennoch würde ein anständiger Mann kein Geld verlangen, Onkel Charles.“ Sie war empört, und ihr Blick war voller Verachtung für diesen Mann, den sie noch nicht kannte.
„Beruhige dich, Kathryn“, schalt er. „Wir dürfen ihn nicht verurteilen. Er tut so viel Gutes, und wenn er damit Gewinn macht …“ Charles zuckte mit den Schultern. „Er schien mir achtbar zu sein. Er ist ein Mann, mit dem ich Geschäfte machen kann. Du hast vielleicht die Empfindung, dass es falsch ist, Geld dafür zu nehmen, einen Mann mit seiner Familie wiederzuvereinen – aber manch anderer hätte den armen Kerl sterben lassen.“
„Bitte, Charles“, sagte Lady Mary, wobei es ihr schauderte, „ich wünschte, du würdest so etwas nicht sagen. Du wirst Kathryn noch Albträume bescheren.“
„Nein, liebe Tante Mary“, erwiderte Kathryn und lächelte sie an. „Meine Albträume gehören der Vergangenheit an. Ich weiß nicht warum, aber seit wir unsere Reise antraten, ist mir viel leichter ums Herz.“ Es war, als spürte sie, dass sie Dickon begegnen, dass sie ihn am Ende ihrer Reise wiederfinden würde. In ihren Träumen schien er ihr sehr nahe, und sie spürte keinen Schmerz und keine Trauer mehr. Ihr kam es vor, als sähe sie ihn, und er lächelte sie an und breitete die Arme aus, um sie zu umfangen und zu küssen.
„Nun, darüber bin ich sehr froh“, sagte Charles mit einem Lächeln. „Aber es wäre zu viel verlangt, wenn wir erwarten würden, Richard so schnell zu finden. Es kann Monate oder sogar Jahre dauern – und vielleicht finden wir ihn auch nie. Doch Signor Santorini hat versprochen, alles zu tun, was in seiner Macht steht. Ich bitte dich, Kathryn, mache heute Abend nichts, was ihn gegen uns aufbringen könnte.“
„Natürlich nicht, Onkel Charles“, versprach Kathryn. „Wenn du glaubst, dass er uns helfen kann, werde ich keineswegs etwas unternehmen, was seine Meinung ändern könnte. Ich bin zwar der Meinung, dass er keine Prinzipien hat und Unrecht tut, aber das werde ich nicht sagen.“
Er lächelte sie erneut an und nickte. Er war mit ihrem Versprechen zufrieden. Es war Zeit aufzubrechen, zumal die Gondel bereits an den Stufen vor ihrem Haus wartete, um sie zu Lorenzo Santorinis Palast zu bringen.
Kathryns Augen weiteten sich, als sie den Palazzo sah, denn er war mit Sicherheit eines der größten und schönsten unter den vielen herrlichen Gebäuden, die an der großen Lagune erbaut worden waren. Dieser Signor Santorini musste sehr reich sein und hatte es sicherlich nicht nötig, Geld von den Familien der armen Kerle zu verlangen, die er aus den Händen ihrer grausamen Herren rettete.
Ihr Hass auf diesen Mann, den sie noch nie gesehen hatte, wuchs. In ihrer Empörung über seinen offensichtlichen Reichtum malte sie sich in Gedanken ein Bild von ihm, und als der große Mann mit dem goldenen Haar auf sie zukam, konnte sie sich zunächst nicht vorstellen, dass es Lorenzo Santorini war. Sie hatte selten einen attraktiveren Mann gesehen, und als sie in seine tiefblauen Augen blickte, stockte ihr der Atem. Es war eigenartig, in ihrem bisherigen Leben war sie nur einem einzigen Menschen mit dieser Augenfarbe begegnet, und die Gefühle, die sie in jenem Augenblick übermannten, waren so stark, dass sie beinahe in Ohnmacht fiel. Sie schwankte, streckte eine Hand aus, um Halt zu suchen, und spürte, wie ihr Arm von einer festen Hand umfasst wurde.
„Seid Ihr
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