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Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274

Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274

Titel: Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Herries
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hörte zu. Ihre anfängliche Abneigung gegen Signor Santorini schwand ein wenig, als ihr bewusst wurde, dass er ein gebildeter und einflussreicher Mann war.
    Sie konnte sein Handeln nicht billigen, was das Lösegeld betraf, das er von den Familien derer verlangte, die er gerettet hatte. Doch zugleich begann sie zu verstehen, dass dies nur einen kleinen Teil seiner Geschäfte ausmachte und nicht die Quelle seines großen Reichtums war.
    Sie konnte ihn nicht mögen, entschied sie, denn er war zu arrogant, zu sehr von sich selbst überzeugt – und zudem konnte er nicht verstehen, welche Gefühle der Verlust von Dickon bei ihr oder bei Lord Mountfitchet ausgelöst hatte. Aber vielleicht stimmte es, was Onkel Charles sagte, dass er mit ihm ehrbare Geschäfte machen konnte.
    Abgesehen davon, welches Recht hatte sie, ihn zu verurteilen, wo sie ihn doch gar nicht kannte?
    Lorenzo ließ seinen Blick einen Moment auf ihr ruhen, und sie spürte dasselbe seltsame Gefühl, das sie schon bei der Begrüßung beinahe hatte ohnmächtig werden lassen. Warum nur hatte sie die Empfindung, als wären sie sich schon einmal begegnet?
    „Es ist so wunderbar hier“, rief Kathryn, als sie zum Markusplatz spazierten, der den Mittelpunkt von Venedig bildete. „Ist es wahr, dass die Kirche gebaut wurde, um den Leichnam des heiligen Markus zu beherbergen, als der aus Alexandria hergebracht wurde?“
    „Das wurde mir jedenfalls gesagt“, antwortete Lorenzo, obwohl sie die Frage ihrer Tante gestellt hatte. „Das Gebäude, das Ihr gleich sehen könnt, ist der Palazzo Ducale – und da drüben ist die Kathedrale. Ihre Grundmauern wurden im neunten Jahrhundert errichtet, und im elften Jahrhundert wurde sie nach einem Brand wieder aufgebaut. Achtet auf die Architektur, die eindeutig byzantinische Einflüsse aufweist.“
    „Sie ist sehr schön“, erwiderte Kathryn. „Ich glaubte immer, die Byzantiner wären Barbaren gewesen, aber anscheinend konnten sie bauen.“
    „Sie konnten nicht nur das“, berichtigte Lorenzo. „Byzanz war ein großes Reich, das unseren Respekt verdient hat.“
    „Ihr scheint so vieles zu wissen“, sagte sie. Sie war ein wenig überwältigt von all den Dingen, die er ihnen erklärt hatte, während sie die Stadt mit ihren Kanälen erkundeten. „Bitte sagt mir, was dieses längliche Gebäude dort drüben ist.“
    „Das sind die Procuratie Vecchie, die städtischen Behörden mit dem Sitz der Prokuratoren, aus deren Reihen schon oft der Doge der freien Republik Venedig gewählt wurde. Wie Ihr seht, wurden sie im italienischen Stil errichtet, genau wie viele der Paläste. Und beachtet auch die Säulen auf dem Platz, sie stammen aus dem zwölften Jahrhundert. Auf dieser hier thront der geflügelte Löwe, er ist Sinnbild des heiligen Markus und Hoheitszeichen der Republik, und auf der anderen wird der heilige Theodorus als Krokodil symbolisiert.“ Er blickte Kathryn an, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. „Wollt Ihr noch die Brücke der Unseligen besichtigen oder würdet Ihr lieber zu meinem Haus zurückkehren und dort eine Erfrischung einnehmen?“
    „Sagt mir, warum wird sie so genannt?“
    „Ich denke, Signor Santorini hat für heute genug von deinen Fragen“, ermahnte Lady Mary das Mädchen. „Es war sehr freundlich von ihm, uns zu begleiten. Aber vielleicht würde er, genau wie ich, jetzt gern nach Hause zurückkehren, um etwas zu trinken.“
    „Oh, vergebt mir“, entschuldigte sich Kathryn, denn sie war nicht im Geringsten müde und hätte die Stadt noch eine Stunde oder länger erkunden können. „Ja, lasst uns nach Hause gehen – das heißt, zurück zu Eurem Palast, Signore.“
    „Für die Dauer Eures Besuches ist es auch Euer Palazzo“, versicherte ihr Lorenzo. Nachdem er am Abend zuvor erfahren hatte, dass die Unterkunft, die sie gemietet hatten, ihren Erwartungen nicht entsprach, hatte er seine Diener losgeschickt, um ihr Gepäck zu holen, und darauf bestanden, dass sie bis zu ihrem Aufbruch nach Zypern bei ihm wohnen sollten. Es war auch sein Vorschlag gewesen, Lady Mary und Kathryn bei ihrem Rundgang durch die Stadt zu begleiten, denn Lord Mountfitchet musste sich um andere Angelegenheiten kümmern. Trotz Kathryns Protest hielt er es nicht für angemessen, die Damen alleine gehen zu lassen. „Und was den Namen der Brücke betrifft, so stammt er daher, dass über diese die Pestkranken in ein anderes Stadtquartier gehen mussten, um die Gesunden nicht anzustecken.“
    „Ah, ich verstehe“,

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