Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
antwortete Kathryn mit einem Lächeln. „Ich hatte gedacht, dass vielleicht eine romantischere Geschichte damit verknüpft ist.“
„Vielleicht von einem Liebhaber, der sich ins Wasser stürzte, nachdem ihm das Herz gebrochen wurde?“ Lorenzo lachte rau. „Wie ich sehe, eifert Ihr den Dichtern nach. Ihr seid dafür an den rechten Ort gekommen, denn dies ist ein Land voller Schönheit und Romantik. Ihr braucht nur unsere herrlichen Skulpturen und Gemälde zu betrachten.“
Sie errötete und wandte sich von dem Spott in seinen Augen ab, da ihr Herz sich plötzlich sehr seltsam benahm. „Mir sind einige sehr schöne Gemälde in Eurem Haus aufgefallen, Sir.“
„Sagt mir, welche bewundert Ihr?“
„Mir ist besonders eines aufgefallen …“ Kathryn runzelte die Stirn. „Es hängt in der Eingangshalle, und seine Farben leuchteten wie Edelsteine, als ich sah, wie das Sonnenlicht darauf fiel. Die meisten Bilder, die ich bisher bewundert habe, waren mit Tempera ausgeführt, aber ich glaube, dieses wurde mit Ölfarben gemalt, nicht wahr?“
„Fürwahr, Ihr täuscht Euch da nicht“, antwortete er. „Der Künstler war ein Mann namens Giovanni Bellini, und mein Vater kaufte das Bild vor einigen Jahren. Ich habe noch andere Gemälde erworben, die Ihr Euch vielleicht einmal ansehen möchtet.“
„Das würde ich sehr gern tun, aber nur, wenn Ihr die Zeit erübrigen könnt, Sir. Ich weiß, dass Ihr ein sehr beschäftigter Mann seid, und – gebt Acht, Sir!“ Kathryn schrie kurz auf, als sie sah, wie jemand plötzlich versuchte, mit einem gebogenen Messer auf seinen Rücken einzustechen.
Noch während sie sprach, wirbelte Lorenzo herum und bekam das Handgelenk des erfolglosen Mörders zu fassen, als der gerade den Arm hob, um mit seiner tödlichen Waffe zuzustechen. Es gab ein heftiges Gerangel, und sie vernahm ein Geräusch, das sich wie brechende Knochen anhörte. Noch bevor sie recht wusste, was geschah, stürzten drei Männer herbei, überwältigten den Angreifer und zogen ihn mit sich fort.
„Vergebt uns, Madonna“, bat Lorenzo, und sein Gesicht war wieder zu jener unbewegten Maske geworden, die sie so verstörte. Jede Spur von Weichheit und Humor war daraus verschwunden. „Ich glaube, Euer Wohlergehen war nicht gefährdet, aber es hätte dennoch nicht passieren dürfen. Meine Männer hatten die Anweisung, nach allem Ausschau zu halten, was Unannehmlichkeiten verursachen könnte.“
„Wie schrecklich“, sagte Lady Mary. Sie wirkte beunruhigt. „Ich hoffe, Ihr seid nicht verletzt, Sir?“
„Ich danke Euch für Eure Besorgnis“, erwiderte er, aber sein Blick war auf Kathryn gerichtet. In den Tiefen seiner Augen war ein eigentümlicher Ausdruck. „Vielleicht versteht Ihr jetzt, warum es nicht sicher für Euch gewesen wäre, alleine in der Stadt umherzugehen.“
„Aber warum hat er Euch angegriffen?“ Der Vorfall hatte Kathryn erschreckt, aber Lorenzo hatte so schnell reagiert, dass sie keine Angst empfunden hatte. Lady Mary hingegen wirkte erschüttert. „Habt Ihr Feinde, Sir?“
Lorenzo runzelte die Stirn. „Ich glaube, dass jeder Mann in meiner Position zwangsläufig Gegner hat, aber bis heute wusste ich nicht, dass es jemanden gibt, der so weit gehen würde, mich hier in Venedig zu attackieren.“
„Wisst Ihr, wer der Mann war?“
„Ein bezahlter Meuchelmörder.“ Lorenzo wischte den Gedanken an den Mann mit einer Grimasse beiseite. „Ich glaube, ich weiß, wer ihn bezahlt hat.“
„Jemand, der Euch hasst?“
„Er hat Grund genug dazu“, erwiderte Lorenzo. „Er gehört zu jenen Männern, die Ihr so sehr verabscheut, Kathryn. Er ist Korsar von Beruf und aus Leidenschaft. Man nennt ihn ‚den Gefürchteten‘, denn seine Grausamkeit übertrifft selbst die von seinesgleichen. Selbst diese Leute verachten ihn, aber sie wagen nicht, ihn zu verraten.“
„Warum hasst er Euch so sehr, dass er jemanden bezahlt, um Euch zu töten?“
„Weil ich es mir zur Lebensaufgabe gemacht habe, so viele seiner Galeeren zu zerstören wie möglich.“ Noch nie hatte sie in Lorenzos Augen eine solche Kälte gesehen. Als sie in diese hineinblickte, wurde sie von Gefühlen überwältigt, die so stark waren, dass sie kaum Luft holen konnte. „Ich besitze im Augenblick neunzehn Kriegsschiffe, vor kurzem haben wir eines in einer Schlacht gegen Rachid verloren. Aber ich habe noch sechs weitere bestellt. Bald wird meine Flotte groß genug sein, um der seinen entgegenzutreten, wann und wo auch immer er in
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