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Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274

Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274

Titel: Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Herries
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See sticht – und dann werde ich ihn Stück für Stück zerstören.“
    Kathryn schaute ihn weiter unablässig an, und sie spürte, wie sie immer tiefer in einen Strudel gezogen wurde, bis sie in den bodenlosen Tiefen seiner Augen zu ertrinken drohte. „Dann muss ich Euch wohl Abbitte leisten“, erklärte sie, als sie wieder zu Atem kam. „Ich hielt Euch für ebenso schuldig wie jene Männer, die andere versklaven, weil Ihr für die, die Ihr befreit, Lösegeld verlangt. Aber wenn Ihr Euer Leben und Euer Vermögen der Vernichtung eines solch üblen Mannes gewidmet habt, dann …“
    „Bitte sprecht nicht weiter“, unterbrach Lorenzo sie, und sie sah, dass seine Augen nicht mehr diesen gejagten Blick hatten, sondern zu lachen schienen. „Ihr lauft Gefahr, mir zu schmeicheln, Madonna. Sagt nur, dass Ihr das, was ich tue, für gut befindet, und ich verlange nichts weiter.“
    „Ihr spottet meiner“, sagte sie, und es gelang ihr nicht ganz, ihre Kränkung zu verbergen.
    „Wahrhaftig, das ist sehr unfreundlich von mir“, erwiderte er. „Aber bitte versagt mir nicht die Freude, die es in mein Leben bringt, Euch zu necken, da ich bisher nur wenige Vergnügen kannte, Madonna.“
    Wieder einmal wurde ihr bewusst, dass starke Emotionen unter der Maske brodelten, die er der Welt zeigte, und sie blieb zunächst stumm. Sie waren während des Gesprächs weitergegangen und befanden sich nun einige Schritte vor Lady Mary und zwei Männern, die sie jetzt noch genauer im Auge behielten als zuvor. Inzwischen waren sie an einem der Kanäle angekommen, wo Lorenzos Gondel darauf wartete, sie zu seinem Palast zu bringen.
    „Ihr seid nicht, was Ihr zu sein scheint“, stellte sie schließlich fest. „Wollt Ihr mir den Grund sagen, warum Ihr Rachid so sehr grollt? Sicherlich muss es noch andere Piraten geben, die beinahe ebenso gefürchtet sind, und doch ist er derjenige, den Ihr beseitigen wollt.“
    „Davon habe ich bisher nur sehr wenigen Menschen erzählt“, erwiderte Lorenzo. „Vielleicht sage ich es Euch eines Tages, Kathryn. Aber ich denke, im Augenblick werde ich mein Geheimnis für mich behalten.“

3. KAPITEL
    Im Innenhof des Palazzos, wo leuchtend bunte Blumen üppig in Terrakottatöpfen wuchsen und die sanfte Abendluft von ihrem Duft durchzogen war, hatte Kathryn beinahe das Gefühl, in dem Boskettgarten ihres Elternhauses zu sein. Es war eigenartig, aber an diesem Garten war etwas Englisches, obwohl viele der Blumen Mittelmeerpflanzen waren. Die Rosen hatten üppige Blüten und ihr Geruch ähnelte einigen Sorten, die einst ihre Mutter angepflanzt hatte.
    Sie dachte an ihren Vater und fragte sich, ob er sie wohl vermisste. Aber vielleicht war Philip inzwischen aus Oxford zurückgekehrt und konnte ihm Gesellschaft leisten. Trotzdem war sie sich seiner Liebe sicher genug, um zu wissen, dass er an sie denken würde. Sie sehnte sich nach ihrer Familie, doch zugleich erkunde sie eine neue Welt, die ihr unglaublich farbig und aufregend erschien.
    Ihre Gedanken wanderten zu dem Zwischenfall auf dem Markusplatz, der sich früher am Tage zugetragen hatte. Hätte Lorenzo nicht so schnell reagiert, womöglich wäre die Sache ganz anders ausgegangen. Sie hatte ihm zwar eine Warnung zugerufen, doch sie schmeichelte sich nicht mit dem Gedanken, ihm das Leben gerettet zu haben. Er hatte instinktiv gehandelt, so, als hätte er den Angreifer gehört oder vielleicht gespürt. Was für ein Mann war er nur, dass er sich derart in Acht nehmen musste?
    Er hatte sich in ihre Gedanken geschlichen, und letzte Nacht erschien er ihr sogar im Traum. Er war in Gefahr gewesen, und sie hatte versucht, zu ihm zu gelangen. Doch ein starker Wind trug sie immer weiter von ihm fort. Sie war mit Tränen im Gesicht erwacht, obwohl sie nicht verstanden hatte, warum sie weinte.
    Kathryn war sich über ihre Empfindungen nicht im Klaren. Sie wusste nicht, welche Gefühle sie für Lorenzo Santorini hegte. Er war so merkwürdig – und immer wieder anders. Mal schienen seine Gesichtszüge hart wie Stein zu werden, wobei sein Mund zu einem schmalen Strich wurde, von dem nichts Versöhnliches ausging. Doch wenn er lachte und seine Augen aufleuchteten, dann verspürte sie dieses befremdliche Gefühl, ihn schon immer gekannt zu haben.
    Was hatte er nur gemeint, als er sagte, dass er sein Geheimnis erst einmal für sich behalten würde? Sie bezweifelte nicht, dass er ein Mann voller Rätsel war, aber …
    Ihre Gedanken wurden von näher kommenden Stimmen

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