Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
ihm auch nicht einfach in die Falle gehen. Wenigstens weiß ich, dass Don Pablo Kathryn in sein Haus in der Nähe von Granada gebracht hat. Ich habe einen Freund, der nicht weit entfernt von dort lebt und vielleicht in der Lage ist, mir zu helfen.“
„Also werdet Ihr versuchen, sie zu befreien?“ Charles sah ihn voller Respekt an. „Ihr geht ein großes Risiko ein, Sir. Solltet Ihr entdeckt oder gefangen genommen werden …“
„Ich habe Rachids liebevolle Zuwendung schon einmal überstanden“, sagte Lorenzo mit einem ironischen Lächeln. „Ich bin bereit, das für Kathryns Wohl ein weiteres Mal zu riskieren. Aber ich bevorzuge es zu glauben, dass das nicht nötig sein wird. Vielleicht kann ich sie doch noch sicher aus dieser Situation herausholen. Wenn ich versage …“ Er zuckte mit den Schultern.
„Ich werde dafür beten, dass es Euch gelingt – um Kathryns und um Euretwillen.“
„Vielleicht erhört Euch Euer Gott“, erwiderte Lorenzo. Eine tiefe Gefühlsregung stieg in ihm auf, die er zu unterdrücken versuchte. „Ich setze nur wenig Vertrauen in Gebete, aber allein Kathryns wegen werde ich darauf hoffen, dass Eure Bitten erhört werden.“
Innerlich erschauderte er, als er sich ihr Schicksal vorstellte, falls er versagen sollte. Sie war schön und würde auf den Sklavenmärkten von Algier einen enormen Preis erzielen.
„Und was soll ich Eurer Meinung nach tun?“
„Fahrt nach Zypern, wie Ihr es beabsichtigt habt. Sucht Euch ein Weingut und beginnt ein neues Leben. Wenn ich Erfolg habe, werde ich Kathryn zu Euch bringen.“ Lorenzo lächelte eigenartig. „Wenn nicht, müsst Ihr ihren Vater für mich um Vergebung bitten.“
Charles nickte. Er ahnte, dass der andere Mann sich bewusst reserviert verhielt und seine innere Aufgewühltheit zu verbergen suchte. „Es soll so sein, wie Ihr sagt – möge Gott Euch schützen und erhalten, Sir.“
Lorenzo neigte den Kopf, die Augen dunkel von Emotionen. „Möge Euer Gott Euch geleiten, Sir. Bitte entschuldigt mich, ich habe einige Vorbereitungen zu treffen.“
Charles beobachtete Lorenzo, als er den Raum verließ. Er musste sein Vertrauen in diesen Mann setzen, denn er hatte keine andere Wahl. Es war seltsam, aber er spürte eine Verbindung zu ihm, ein Einvernehmen, das über Worte hinausging. Vielleicht konnte nur ein Mann wie Lorenzo Kathryn retten, ein Mann, der viel mehr über das Leid jener wusste, die auf Korsarengaleeren dienten, als er je zugeben würde.
Kathryn blickte auf das Haus, in das man sie nun brachte. Das solide Gebäude aus grauem Stein befand sich auf einem Bergplateau oberhalb der Stadt. Die Fenster waren klein und größtenteils mit Eisengittern versehen. Sobald sie in diesem Gemäuer sein würde, wäre sie wahrhaftig eine Gefangene. Ihr schauderte, als Don Pablo auf sie zutrat, um ihr von dem Pferd herunterzuhelfen, auf dem sie geritten war.
„Willkommen auf meiner Hazienda“, sagte er und lächelte sie an, als er schließlich ihren Arm nahm und sie durch das schwere Eisentor geleitete, durch das man gehen musste, um zu dem Haus und den Gärten zu gelangen. Es fiel hinter ihnen mit einem Unheil verkündenden Geräusch ins Schloss. „Betrachtet Euch als meinen Gast, Señorita. Ihr dürft Euch im Garten frei bewegen, und mein Heim ist für die Dauer Eures Aufenthalts das Eure.“
„Ihr seid sehr gütig, Don Pablo.“
Sie behielt ihre Wut für sich. Es nutzte nichts, ihn anzufeinden, denn dann würde er sie nur noch strenger bewachen lassen. Sie wusste, dass sie in Gewahrsam war, trotz all seiner versöhnlichen Worte. Er hätte ihr die Sonderrechte nicht eingeräumt, wenn er sich nicht vollkommen sicher wäre, dass sie nicht entkommen konnte. Die Mauern, die seine Gärten umgaben, waren zu hoch, als dass sie sie hätte überwinden können. Außerdem zweifelte sie nicht daran, dass sie unter ständiger Beobachtung stehen würde, wann immer man ihr gestattete, zwischen den Hecken und Beeten spazieren zu gehen. Aber es war zumindest besser, als den ganzen Tag in ihrer Kammer eingesperrt zu sein.
Bis jetzt hatte der Spanier ihr gutes Benehmen für bare Münze genommen. Offensichtlich glaubte er, dass die Situation sie angemessen einschüchterte. Und sie war in der Tat hilflos, denn seine Hazienda erschien nahezu wie eine Festung. In diesem Moment konnte sie nichts unternehmen, aber sie würde die Augen offen halten und auf ihre Chance warten. Ihre Bewacher waren vielleicht irgendwann einmal nachlässig, und dann … dann
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