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Geheimnisvoll wie der Orient

Geheimnisvoll wie der Orient

Titel: Geheimnisvoll wie der Orient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lawrence
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zuckte nun unter seinem Blick erschrocken zurück. Mühsam brachte sie ein kleines Lächeln zustande und sah Tair fragend an.
    „Molly, das ist mein Großvater, Scheich Rashid bin-Rafiq.“
    Na wunderbar, dachte sie, da habe ich mich ja bestens in die Familie eingeführt. Vor Beschämung darüber, dass sie sich vor Tairs Großvater in den Armen gelegen und sich geküsst hatten, errötete sie tief.
    Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance . Vermutlich stand die Meinung dieses konservativen arabischen Scheichs, der in einer völlig anderen Kultur verwurzelt war als sie, bereits unumstößlich fest. Sicher hielt er sie nun für ein leichtes Mädchen. Vielleicht sollte sie sich dementsprechend verhalten, ihren schlechten Ruf ausnutzen und etwas wirklich Schockierendes tun. Die Idee erschien ihr nicht schlecht. Allerdings waren ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet gleich null.
    „Großvater, das ist …“
    „Ich weiß, wer sie ist.“ Braune Augen musterten sie, bevor der Scheich seinen Enkel missbilligend ansah. „Aber manchmal frage ich mich, wer du bist.“ Kopfschüttelnd fuhr er fort: „Ich bin sehr erzürnt über dein Verhalten.“
    In Tairs Augen blitzte es verärgert auf, bevor er sich mit einer kurzen, ironischen Verbeugung an seinen Großvater wandte. „Es tut mir leid, deinen Zorn auf mich gezogen zu haben. Ich habe keine Entschuldigung anzubieten.“
    Der alte Mann machte eine wegwerfende Geste mit der rechten Hand. Mit einem Blick auf die geparkten Wagen fragte er leise: „Hast du denn völlig den Verstand verloren?“
    Tair lächelte ironisch. „Das ist gut möglich.“
    Nun hob der Scheich in einer Geste der Verzweiflung die Hände. „Ich bin mit meiner Geduld am Ende.“
    Offensichtlich war er nicht der Einzige, der die Geduld verlor. Noch bevor er ausgesprochen hatte, gingen die Türen des zweiten Wagens auf, und zwei Männer erschienen. Der erste sprang förmlich aus dem Fahrzeug, der zweite stieg eher zögernd aus.
    Verärgert drehte der Scheich sich zu den beiden um und sagte mit drohender Stimme: „Tariq, ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt …“
    „Ich wollte ihn zurückhalten“, unterbrach ihn Khalid und versuchte, mit seinem Bruder Schritt zu halten, der sich rasch der kleinen Gruppe näherte.
    Noch vor vierundzwanzig Stunden wäre Molly den beiden vor Freude um den Hals gefallen. Inzwischen waren ihre Gefühle längst nicht mehr so eindeutig.
    Der Scheich ging den beiden Neuankömmlingen entgegen. „Waren wir nicht übereingekommen, dass ihr im Wagen wartet, bis Tair die Chance hatte, mir zu berichten, was sich wirklich zugetragen hat?“
    „Das kann ich doch sehen. Dazu brauche ich keine Erklärung.“ Tariq warf Tair einen mörderischen Blick zu. Der stand bewegungslos und ohne eine Miene zu verziehen neben Molly.
    Was für ein Albtraum! Molly schloss kurz die Augen. Kann ich die Situation noch irgendwie retten? „Es ist nicht so, wie es aussieht“, versuchte sie ihre Halbbrüder zu beschwichtigen.
    Sie spürte, wie Tair sich an ihrer Seite versteifte. „Doch, es ist genau so.“
    Diese bedächtig ausgesprochene Provokation trieb Tariq die Zornesröte ins Gesicht.
    „Ich habe nicht mit dir geredet, Tair, sondern mit ihnen.“ Erneut wandte sie sich an ihre Brüder. „Die ganze Aufregung ist völlig überflüssig.“ Sie sah alle drei Besucher an und hatte nicht das Gefühl, dass ihre Bemerkung einen von ihnen beeindruckte.
    „Lass sie gehen!“, sagte Tariq drohend und blickte auf Tairs Hand, die Mollys Handgelenk umfasste.
    „Tariq, bitte beruhige dich. Wieso bist du überhaupt hier? Ich dachte, Beatrice geht es nicht gut.“
    „Sie fühlt sich wieder besser.“ Ihr Halbbruder musterte sie aufmerksam. „Fehlt dir auch wirklich nichts?“ Der hasserfüllte Blick, den er Tair zuwarf, ließ keinen Zweifel daran, wen er zur Verantwortung ziehen würde, falls es ihr schlecht ginge.
    Obwohl Tair nach wie vor in wortloser Anspannung neben ihr verharrte, brachte Molly ein Lächeln zustande. Sie ging ein paar Schritte auf die Männer zu. „Mir geht es gut.“ Sie hielt es für unklug zu sagen, sie wolle nicht gerettet werden. Daher erschien ihr diese vage Begrüßungsfloskel als der beste Einstieg.
    Ein längeres Schweigen breitete sich aus.
    Es war Tair, der schließlich das Wort ergriff.
    Es folgte ein kurzer Wortwechsel auf Arabisch mit ein paar eingestreuten französischen Flüchen. Es war nicht schwer, den Inhalt des Gesprächs zu erraten.
    Khalid, der

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