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Geheimnisvolle Beruehrung

Geheimnisvolle Beruehrung

Titel: Geheimnisvolle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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ihn nicht aufhalten können. Das konnte niemand.
    Jetzt nicht mehr.
    Vor zwei Jahren wäre es vielleicht noch möglich gewesen – doch dank der Gestaltwandlerleoparden und -wölfe in Nikitas Revier, die nie erfahren würden, welch wichtige Rolle sie in seinem Leben gespielt hatten, hatte er seine Macht in der Zwischenzeit ausbauen können. Die schiere Größe hätte andere in den Wahnsinn getrieben, doch Kaleb besaß einen Vorteil: Schon als Kind war er dem Wahnsinn begegnet und hatte überlebt.
    Ob er dabei geistig gesund geblieben war, stand auf einem anderen Blatt.
    »Entschuldigt mich«, sagte er, noch bevor sich Nikita oder Anthony äußern konnten. »Ich muss mich um etwas anderes kümmern.« Er verschwand, ohne auf eine Reaktion zu warten. Ming und Tatiana hatten über das Medialnet Kontakt aufgenommen; er teilte ihnen in aller Kürze dasselbe mit wie Nikita und Anthony. Bei der verdächtig schweigsamen Shoshanna hatte er schon lange einen äußerst vertrauenswürdigen Spion in die höchsten Ränge eingeschleust.
    Kein Grund also, noch weiter Zeit auf die ehemaligen Ratsmitglieder zu verschwenden.
    Als Kaleb auf die Terrasse zurückkehrte, schlief Sahara immer noch ruhig. Gerade wollte er sich von ihr abwenden, als sie die Augen aufschlug, und der tiefblaue Blick in die schrecklichen Geheimnisse vordrang, die zeigten, wie nahe er dem Dunklen Kopf stand.
    »Ich habe mir das Buch angeschaut«, sagte sie und streckte die Beine mit der katzengleichen Anmut, die sie als Jugendliche entwickelt hatte, als sie Tanzstunden nahm – mit der offiziellen Begründung, sie wolle Muskeln und Gleichgewichtssinn stärken.
    Alles in allem ein vernünftiger Grund. Und doch nicht die Wahrheit. Sahara tanzte einfach leidenschaftlich gern.
    »Ich mag keine Mathematik.«
    Er zog das Jackett aus, legte es ins Büro, öffnete die Manschetten und krempelte die Ärmel hoch. Sie sollte die Narbe auf dem linken Unterarm sehen, da sie offensichtlich nicht mehr so verwirrt wie noch gestern Abend war. Er musste wissen, ob sie sich erinnerte.
    »Mathematik war nie dein bestes Fach«, sagte er, als ihre Augen ohne ein Zeichen des Wiedererkennens die Narbe betrachteten. »Aber als ich das letzte Mal nachgezählt habe, sprachst du zehn Sprachen fließend wie deine Muttersprache, unter anderem Französisch, Spanisch, Hindi, Mandarin, Suaheli, Arabisch und Ungarisch.«
    »Wirklich?«, fragte sie, und ihre Augen blitzten, als sie zur Seite rückte, um ihm einen Platz auf der Sonnenliege anzubieten.
    Er setzte sich mit dem Rücken zu ihr und stützte die Unterarme auf die Knie … dachte an die sieben Jahre der Suche, die endlosen Tage, die er von der Terrasse in die Schlucht gestarrt hatte, als die Vernunft in ihm gegen den ihn wahnsinnig machenden Gedanken ankämpfte, sie könnte tot sein.
    Der tiefe Abgrund vor der Terrasse hatte sich aufgetan, als er zum ersten Mal die Vorstellung zugelassen hatte, sie könnte nicht mehr am Leben sein. »Hast du dich ausgeruht?«
    »Ja.« Sie richtete sich auf, lehnte sich an seinen Rücken, wie ein Brandeisen drang ihre Wärme durch die feine Baumwolle.
    Kaleb erstarrte, bislang hatten Berührungen in seinem Leben keine Rolle gespielt.
    »Ich hungere so sehr nach körperlicher Nähe, dass es wehtut«, flüsterte sie und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Kaleb zwang sich, die Muskeln nach und nach zu entspannen. Ihr Vertrauen war ungemein wichtig – und wenn sie den körperlichen Kontakt dafür brauchte, würde er die sensorische Überlastung schon aushalten. »Die Gestaltwandler haben einen Begriff, den sie Körperprivilegien nennen«, sagte er leise.
    Ihre Finger strichen über seinen Nacken, die Haut zog sich beinahe schmerzhaft zusammen, als er versuchte, der schockierend heftigen Empfindung Herr zu werden. »Woher weißt du das?« Heisere Worte, ein Arm legte sich um seine Taille.
    Seit … mindestens einem Jahrhundert hatte ihn niemand mehr im Arm gehalten, nur mit Mühe gelang es ihm, seinen gleichmütigen Ton beizubehalten. »Ich habe gewisse Kontakte.« Tatsache war, dass er es sich zur Aufgabe gemacht hatte, herauszufinden, wie Gestaltwandlerrudel funktionierten, denn Informationen bedeuteten Macht, und Macht wiederum bedeutete Kontrolle.
    Sie streckte die Finger über seinem Zwerchfell aus. »Körperprivilegien … erklär mir, was das heißt.«
    »Im Grunde sind es Regeln, die festlegen, wie viel Kontakt die Gestaltwandler jeweils untereinander haben«, sagte er und wagte kaum, das zarte

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