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Geheimnisvolle Beruehrung

Geheimnisvolle Beruehrung

Titel: Geheimnisvolle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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mir.
    Trink.
    Warme Muskeln unter ihren Händen.
    Sie erstickte fast unter der Flut von Erinnerungen, schob die Decke fort und stolperte ins Bad. Mit zitternden Fingern spritzte sie sich Wasser ins Gesicht, griff nach einem Handtuch und musste sich am Waschbecken festhalten, um ruhiger zu werden und nachzudenken. Die Glasglocke, unter der sie seit ihrer Ankunft gelebt hatte, war zersprungen, Übelkeit erregende Angst spülte die letzten Reste fort.
    Wie hatte sie nur so gelassen sein können? Wie hatte sie Kaleb Krychek berühren können, als sei er einfach nur ein gewöhnlicher Mann? Das war er nicht. Auch in ihrem Kerker war sie nicht vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten gewesen – die Wachen hatten zwar nicht mit ihr, aber doch miteinander gesprochen, und sie hatte die Informationen in den kurzen klaren Perioden in ihrem Kopf geordnet.
    Kaleb Krychek, Ratsherr Kaleb Krychek, besaß so große telekinetische Kräfte, dass man munkelte, er könne ganze Städte dem Erdboden gleichmachen, vielleicht sogar den Planeten selbst zerstören. Wenn er wollte, konnte er sie wirklich wahnsinnig machen, und man sagte ihm nach, Töten falle ihm so leicht wie anderen das Atmen.
    Sie umklammerte den Beckenrand so fest, dass die Knöchel weiß unter der Haut hervortraten, obwohl sie nach all den Jahren im Dunkeln endlich ein wenig Farbe bekommen hatte.
    Ich habe gehört, er soll Santanos Protegé gewesen sein.
    Damals hatte ihr Langzeitgedächtnis nur hergegeben, dass Santano Enrique ebenfalls Ratsherr war. Doch irgendetwas im Ton dieser Stimme sagte ihr, dass das Gehörte wichtige Informationen über Kaleb enthielt.
    Sie trank einen Schluck Wasser, atmete tief ein und überlegte sich, was sie als Nächstes tun sollte.
    Zumindest besteht eine Hoffnung.
    Der Gedanke entzündete einen Funken in ihr. Lange Zeit hatte nicht einmal die vage Möglichkeit einer Hoffnung bestanden. Ihr Geist war so brutal aufgerissen worden, dass sie sich tief in sich selbst hatte zurückziehen müssen, um zu überleben. Die Gewalt war die Strafe dafür, dass sie das Labyrinth geschaffen hatte, doch Sahara bereute nichts. Ohne das Labyrinth wäre sie schlimmer dran gewesen als die sogenannten Rehabilitierten, man hätte ihre Persönlichkeit ausgelöscht, sie zu einem Roboter gemacht, der genau das tat, was die Wärter von ihr wollten.
    Der Schild.
    Sie holte tief Luft und öffnete ihr geistiges Auge, um den Obsidianschild zu betrachten, der ihren Geist schützte. Nicht sie hatte den wunderschönen, unzerstörbaren Schild geschaffen, und er würde ihr auch nie gehören. Der Schild gehörte Kaleb. Falls sie zu fliehen versuchte, konnte er ihn zur Strafe zusammenbrechen lassen.
    Ihr Magen zog sich bei dem Gedanken zusammen, sie könnte erneut so hilflos und ungeschützt sein, schiere Panik drohte sie zu überwältigen, doch sie biss die Zähne zusammen. Sie zwang sich dazu, an die verängstigte Jugendliche zu denken, die sich in der Gewalt von Fremden befunden hatte. Sie hatten sie benutzen wollen, bis nichts mehr von ihr übrig gewesen wäre. Ihr Gedächtnis hatte Lücken, große Teile waren im Labyrinth verloren gegangen, aber manches würde niemals verschwinden. Seit frühester Kindheit wusste sie, wie man Schilde baute.
    Und Kaleb würde mir nie wehtun.
    Sie ignorierte den Gedanken, der sicher nur ihrer Verwirrung über seinen fürsorglichen Umgang mit ihr zuzuschreiben war, und wob eigene Schilde unter dem Obsidianschild. Denn wenn er begriff, dass sie ihm nicht geben würde, was er haben wollte, und ihr seinen Schutz entzog …
    Er wird mir nicht wehtun. Er würde mir nie etwas tun.
    Zitternd stellte sie sich unter die Dusche. Diese Überlegungen konnten auch der Beweis dafür sein, dass sie die Zeit im Labyrinth nicht bei klarem Verstand überstanden hatte. Vielleicht würde warmes Wasser sie beruhigen. Es funktionierte, und ein Gedanke durchdrang die Panik:
    Ich besitze eine Fähigkeit, durch die ich fliehen kann.

8
    Bei der Vorstellung, diese Fähigkeit gegen Kaleb einzusetzen, drehte sich ihr der Magen um, doch sie kam sich nun nicht mehr völlig hilflos vor. Sie war nicht mehr die betäubte Sechzehnjährige, die nur zeitweise die Herrschaft über ihren Verstand besaß – sie war eine Frau, die Schreckliches überlebt hatte. Sahara zog sich an, band ihr Haar im Nacken zusammen und öffnete leise die Tür. Da Kaleb anscheinend immer wusste, wo sie sich gerade aufhielt, musste er ihr irgendwie folgen … kontrollierte ihre Gedanken vielleicht

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