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Geheimnisvolle Beruehrung

Geheimnisvolle Beruehrung

Titel: Geheimnisvolle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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M-Medialen.
    Erst als ihr Körper sich über die ungewohnte Anstrengung beschwerte, blieb sie stehen und sah zurück. Kaleb wartete noch immer mit einer Geduld, die seine Macht nicht schmälerte. Ihr Körper war an seine Grenzen gestoßen, sie würde es niemals zu seiner Düne zurückschaffen. Doch ihr Herz hatte noch nicht genug, ihre Haut verlangte weiter nach der eindrucksvollen Welt so fern des Himmels über Moskau.
    Sie schob eine Strähne hinters Ohr, setzte sich und schlang die Arme wie Kaleb um die Knie. Der Mann war ein Rätsel, das sie gleichzeitig faszinierte und frustrierte. Irgendetwas an ihrer Gefangenschaft stimmte ganz und gar nicht, und genauso war es mit seinem Verhalten ihr gegenüber. Sie war mehr als sieben Jahre eine Gefangene gewesen und kannte den Unterschied zwischen einem Käfig und dem hier – was immer es auch war.
    Du gehörst mir.
    Keinen Besitzanspruch hätte man deutlicher formulieren können; er würde sie sicher verfolgen, wenn sie fliehen wollte. Doch bislang hatte er ihr alles gegeben, nach dem sie verlangt hatte. Das konnte eine schlaue Finte sein, um gerade jene Verwirrung auszulösen, die sie empfand, doch es reichte nicht als Erklärung, warum sie so gespalten in Bezug auf Kaleb Krychek war.
    Selbst in diesem Augenblick spürte sie das Bedürfnis, zu ihm zu gehen und ihn zu berühren.
    Es war so lange her.
    Durch den telepathischen Kanal zwischen ihnen, der von seiner Seite her offen gewesen war, seit er sie gefunden hatte, streckte sie die Hand ins Dunkle aus.
Möchtest du dich zu mir setzen?
Ihn so allein zu sehen, bereitete ihr Unbehagen.
    Schon saß er neben ihr, und sie betrachteten die höher gewordenen Wellen, die die steigende Flut anzeigten, und die Gischt, die auf den Strand vor ihnen gespült wurde. »Du magst das Meer.«
    »Ich mochte es schon immer«, sagte sie und spürte die Hitze, die von seinem Körper ausging, obwohl er sich ein ganzes Stück von ihr entfernt befand. »Nachdem man mich in die Zelle gebracht hatte, habe ich mir zunächst die Wogen und das Atmen des Meeres vorgestellt, um nicht verrückt zu werden.«
    Kalebs Blick war wie eine Berührung. »Erinnerst du dich an alles, was du in deiner Gefangenschaft erlebt hast?«
    »Nein«, flüsterte sie und drehte sich nicht zu ihm um, denn sie wusste nicht, ob sie dem Verlangen, das sie unweigerlich zu ihm hinzog, widerstehen konnte. »Es gibt große Lücken.« Beinahe hätte sie ihm auch von den Schädigungen vor der Entstehung des Labyrinths erzählt, als sie noch nicht geahnt hatte, welchen Preis ihre Gabe forderte.
    »Und was ist mit den Jahren davor?«, fragte er. »Erinnerst du dich an die ersten sechzehn Jahre deines Lebens?«
    »Nicht an alles.« Doch irgendwie spürte sie, dass diese Lücken nicht von Dauer sein würden. »Ich erinnere mich, dass man mich untersuchte –« Kaleb sprang unvermittelt auf, ergriff sie bei der Hand und schon stand sie ebenfalls.
    Einen Atemzug später waren sie auf der Terrasse. Sahara schnappte nach Luft und schwankte, wäre gestürzt, hätte Kaleb sie nicht gehalten. »Was ist los?«, fragte sie und griff nach seinen Armen.
    Doch er war schon fort, und sie spürte nur noch Luft in ihren Händen.

10
    Chaos umgab Kaleb, Schreie gellten durch das Gewimmel im morgendlichen Kopenhagen. Die Rettungskräfte schrien den Leuten in schnellem Dänisch zu, sie sollten die Gegend räumen; die Feuerwehr versuchte, die Flammen einzudämmen. Doch niemand näherte sich Kaleb, der vor einem Wohnhaus stand, das eine Explosion auf einer Seite auseinandergerissen hatte. Flammen schlugen aus den Fenstern, und ein Hagel aus scharfen Splittern ergoss sich über die Umstehenden.
    An dem gewöhnlichen Gebäude, in dem ganz gewöhnliche Leute lebten, war nur eines ungewöhnlich: Es war unter anderem das Heim eines Gelehrten, dessen Forschungen Theorien und Beweise infrage stellten, die von den Adelajas über die Wirksamkeit von Silentium aufgestellt worden waren. Die Arbeit hatte sich vor allem mit dem bislang gut verschleierten Verschwinden der Adelaja-Zwillinge beschäftigt, besser bekannt als »die Ersten«, auf denen die ganze Theorie der Adelajas fußte, ein Wegkonditionieren der Gefühle würde die Medialen vor dem Wahnsinn und der Gewalt retten, die ihre Gattung zu zerstören drohten.
    Kaleb wusste darüber Bescheid, weil der Netkopf und der Dunkle Kopf ihm alles berichteten, was Einfluss auf das Medialnet haben konnte – auch über die Explosion hatten sie ihn informiert –, doch

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