Geheimnisvolle Beruehrung
falls es sich wieder um einen Angriff der Makellosen Medialen handelte, verfügten die Fanatiker über bessere Quellen und mächtigere Sympathisanten, als er zunächst vermutet hatte.
»Hilfe! Bitte helft mir!«
Er sah nach oben, um zu erkennen, woher der leise Schrei auf Dänisch und Englisch gekommen war, und entdeckte eine Frau im siebten Stock, die ein Kind an die Brust drückte. Dicker Rauch umgab sie, sodass ihr Tod nur noch eine Frage von Sekunden war.
Binnen kürzester Zeit holte er sie per Teleportation nach unten, wo Sanitäter sich sofort der hustenden Frau annahmen, die ihnen verzweifelt das Kind entgegenstreckte. Beide wurden in Decken gehüllt und auf Rauchvergiftungen hin untersucht.
»Ich übernehme diese Seite«, sagte Kaleb zu dem Teleporter der Pfeilgarde, der auf seine Bitte zur Unterstützung eingetroffen war. »Es sind Leute in Wohnungen eingeschlossen, die man von hier nicht sehen kann.«
Vasic nickte und verschwand hinter dem Gebäude. Aden teilte bereits die Rettungsmaßnahmen zwischen Sanitätern und Medizinern der Garde auf. Zum ersten Mal in der Geschichte der Medialen trat die todbringende Truppe von Attentätern in ihren schwarzen Uniformen so offen als humanitäre Helfer auf.
Kaleb überließ Aden das Organisieren, damit die richtigen Leute an die richtigen Stellen gelangten, und teleportierte zum nächsten Überlebenden. Solange er ein einigermaßen klares Bild von dem Ort hatte, konnte er zu ihnen gelangen.
Um nach Kalebs plötzlichem Aufbruch zur Ruhe zu kommen, streifte Sahara durch das Haus. Inzwischen wusste sie ja, dass es bei Weitem nicht das spartanische Gebäude war, das man von einem kardinalen TK -Medialen erwartet hätte. Eine Ebene ging in die andere über, nur durch eine breite Stufe voneinander getrennt. Auf der untersten befand sich ein Goldfischteich mit hellorangefarbenen Kois inmitten von Pflanzen, die zu den oben befindlichen Fenstern des Raumes strebten, welche sich von Zeit zu Zeit automatisch öffneten, um kühle Luft hereinzulassen. Die Temperatur im Teich wurde separat reguliert, damit die Fische stets ein angenehmes Umfeld hatten.
Vor Glück traten ihr Tränen in die Augen. »Dummes Ding«, flüsterte sie, wischte die Tränen fort und kniete sich neben die Steinumfassung.
Dieser Ort … das ganze Haus, war so vertraut, so tröstlich.
Erst geraume Zeit später setzte sie den Rundgang durch die luftigen, lichtdurchfluteten Räume fort. Trotz aller Großzügigkeit wirkte das Haus nicht unpersönlich. Es war ein Heim, in dem Hunderte von winzigen Details mit Bedacht ausgeführt worden waren, in dem die Räume bis auf wenige Ausnahmen Fenster hatten, die von der Decke bis zum Boden reichten.
Die Scheiben der Fenster auf der zweiten Ebene waren mit einer Folie beklebt, die die wertvollen Bücher in den Regalen schützen sollte, in denen sie sorgfältig in alphabetischer Ordnung aufgestellt waren. Die Knicke in den Buchrücken und die verschlissenen Einbände sagten ihr, dass alle Bände gelesen oder gebraucht gekauft worden waren. Viele waren Sachbücher, zu ebenso unterschiedlichen Themen wie die Bände in Kalebs Büro.
Der Teppich war rubinrot mit weißen Mustern, die Stühle bequem … und doch sah der Raum unfertig aus. Sie spürte, dass er sich hier nicht aufhielt, selbst wenn er las. Genauso wenig wie in der Frühstücksecke oder im Wohnzimmer. Im Bett schlief er, aber ansonsten war das Büro der einzige Raum im ganzen Haus, in dem eine Spur von dem gefährlich intelligenten und faszinierenden Mann zu finden war, der sie gefangen hielt.
Über eine breite Stufe betrat sie die nächste Ebene, von der sich ein beeindruckender Ausblick über weite Grasflächen bot. »So wunderschön, so gefährlich und so vollkommen verlassen wie du«, flüsterte sie, denn vor ihrem inneren Auge hatte sie noch immer das Bild von Kaleb am Fuß der Düne.
Ganz plötzlich fröstelte sie und kehrte auf die sonnige Terrasse zurück. Automatisch überprüfte sie im Organizer Neuigkeiten, ihr Kopf wollte so schnell wie möglich alle Lücken mit der Gegenwart füllen, die für sie wie eine unbekannte Zukunft war.
EILMELDUNG
! Bombenexplosion in Kopenhagen – Steigende Opferzahlen.
Sofort suchte sie nach Livebildern, klickte den Bericht einer Journalistin an und starrte schockiert auf das Chaos hinter der blonden Menschenfrau: Steine, Dachziegel und schwarzer Rauch, staubbedeckte und blutende Opfer, die unter Schock standen und in Rettungsdecken gehüllt auf der Straße
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