Geheimnisvolle Beruehrung
in ihm schrie abwehrend, der Wahnsinn wurde fast übermächtig.
Sahara atmete tief ein und griff nach seiner Hand. »Ich kann dich jederzeit erreichen?« Kaum hörbar war die Frage, der Druck ihrer Hand aber umso fester.
»Wann immer du willst.« Seine telepathischen Kräfte waren stark genug, um auch ihre Fähigkeit so auszuweiten, dass sie nach Lust und Laune kommunizieren konnten. »Wenn du dich bedroht fühlst, gib Bescheid. Ich komme sofort.« Er würde stets ihrem Ruf folgen.
Unerwarteterweise spürte sie Unsicherheit und schluckte. »Und wenn der Clan mich nun verstößt, weil mein Silentium gebrochen ist?«
»Sie haben Faith auch nicht verstoßen, da ist es mehr als unwahrscheinlich, dass sie eine Angehörige verstoßen werden, nach der sie sieben Jahre gesucht haben.«
Sie holte zitternd Luft.
»Ein Wort von dir, und ich hole dich da raus«, sagte er. So schaffte er den Abstand, den er wahrscheinlich doch nicht einhalten konnte.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie nickte. »Dann los.«
Er teleportierte, der Kontakt mit den schlanken Fingern schmerzte an den schon entzündeten Nerven. Bei seinem Vorhaben, Sahara mit Sex an sich zu binden, hatte er nicht bedacht, was ein solch intimer Kontakt – oder überhaupt eine Berührung über längere Zeit – bei ihm auslösen würde. Vor allem, wenn es dabei um Saharas Haut ging, die für ihn wie eine Droge war. Nach außen hin wirkte er so stabil wie immer, war es aber nicht, was bei seinen Kräften verheerende Auswirkungen haben konnte.
Sahara bewegte die Finger, und die Dissonanz meldete sich noch stärker. »Ich hätte ihn nie hier gesucht. Das Haus ist für ein Elternteil samt Kind gedacht, nicht für einen allein lebenden Mann.«
»Er lebt aber immer noch allein.« Leon Kyriakus hatte nie aufgehört, auf seine einzige Tochter zu warten. Weder hatte er nach einer angemessenen Zeit einen neuen Fortpflanzungsvertrag abgeschlossen, um sein genetisches Erbe zu sichern, noch hatte er ihr Zimmer ausgeräumt und ihre persönlichen Dinge weggeworfen. Und er hatte nie aufgehört, nach ihr zu suchen.
Da Kaleb eine solche Loyalität seiner Eltern nie erfahren hatte, hatte er Jahre gebraucht, um zu begreifen, dass Leon sein Kind nie aufgeben würde – und sie keinesfalls Kaleb überlassen würde, wenn er sie vor ihm finden sollte. Nicht ohne Kampf. Kaleb respektierte solche Treue, er hätte Leon auf jeden Fall gestattet, Sahara zu sehen – nachdem er sie so an sich gebunden hätte, dass keine Macht der Welt sie ihm mehr entreißen konnte.
Was er allerdings nicht bedacht hatte, war der große Riss in seiner Psyche durch Sahara. Er würde Dinge für sie tun, die er für niemanden sonst getan hätte, doch obwohl er den Himmel für sie leer fegte, damit sie fliegen konnte, würde er sie nicht freigeben. Sie gehörte ihm, auf immer und ewig. »Dein Vater hat einen elektronischen Schlüssel für dich in einer kleinen Vertiefung auf der letzten Stufe hinterlegt.«
Die tiefblauen Augen, auf deren Anblick er sieben Jahre lang gewartet hatte, waren feucht. Sahara machte einen Schritt vorwärts und blieb dann stehen. »Du verlässt mich doch noch nicht?«
Er folgte ihr.
Doch als Sahara die Hand hob, um anzuklopfen, ließ Kaleb sie los. Plötzlich fehlte ihr der Halt, spürte sie ein Gefühl von Verlust, das völlig überzogen schien, obwohl Kaleb genau das Richtige getan hatte. Im nächsten Moment würde ihr Vater seine vor Jahren entführte Tochter auf der Türschwelle vorfinden. Jede zusätzliche Ablenkung wäre unerträglich.
Im Haus vernahm sie ein Geräusch, bei dem ihr Herz aussetzte.
Kaleb.
Ich komme, wenn du mich rufst. Sofort.
Schon öffnete sich die Tür, und warmes, goldenes Licht fiel bis vor ihre Füße. Der Mann im Türrahmen war so groß und breit wie in ihrer Erinnerung – ihr Vater hatte nie den Körper eines typischen Medialen gehabt. Er sah mehr aus wie einer dieser Holzfäller, die sie in alten Filmen gesehen hatte, sein Gesicht war kantig und das Haar immer noch kastanienbraun – mit einzelnen Silberfäden.
Unvertraut waren auch die tiefen Kerben um den Mund, die sich über die Wangen bis zu den Augen zogen. Die Augen hatte sie von ihm, eine zufällige Auswahl von Genen hatte ihr das offenkundige Zeichen ihrer Verwandtschaft beschert. Mit einem Kloß im Hals schaute sie ihren Vater an, schließlich waren sieben Jahre vergangen, und sie war nicht mehr die Sechzehnjährige von damals.
»Sahara.« Er zog sie in die Arme und drückte sie
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