Geheimnisvolle Beruehrung
so fest an sich, dass sie kaum noch Luft bekam. Ihr Herz zersprang. Der Mann, der sie wie einen Schatz im Arm hielt, würde sie nicht verstoßen. Er roch nach dem Krankenhaus, in dem er die Kinder des Clans behandelte, und nach dem heimlich eingeschmuggelten Kaffee.
Er roch nach Zuhause.
»Du bist es.« Mit rauer Stimme. Er ließ sie los, um sie anzuschauen. »Du bist zurückgekommen.«
»Hallo.« Sie ließ die Tränen einfach laufen, ihr Hals war wie zugeschnürt. »Ich bin nicht mehr die, die ich früher einmal war.«
»Du bist zu Hause, das allein zählt«, sagte er leise, auch in seinen Augen schimmerte es feucht. »Und dein Vater hat sich auch verändert. Ein Kind zu verlieren, verändert einen unwiderruflich.«
Schluchzend hing sie an seinem Hals, voller Trauer, weil sie die verlorenen Jahre nicht ungeschehen machen konnte. Wie lange sie so standen, wusste sie nicht. Als ihr Vater sie ins Haus zog, drehte sich Sahara noch einmal um, um sich von Kaleb zu verabschieden … doch nur einsame Nacht umgab sie, der gefährliche TK -Mediale, der sie nach Hause gebracht hatte, war verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben.
20
Aden war in Venedig und hatte gerade eine Unterredung mit der Anführerin der abtrünnigen Gardisten beendet, als Kaleb Krychek auf seinem Handy anrief.
»Irgendwelche Fortschritte bezüglich der Person, die hinter dem Leck in Perth steckt?« Aden hatte schon früher mit der Frage gerechnet. Doch abgesehen von der Rettungsaktion in Kopenhagen hatte sich Kaleb in den letzten zwei Monaten auffallend still verhalten.
»Oh ja, sogar beträchtliche«, antwortete Aden und dachte an die vielen Gardisten, die der TK -Mediale bei seinen Ausflügen in entlegene Teile des Medialnet abgehängt hatte. »Er heißt Allan Dawes und ist vor sechsunddreißig Stunden spurlos von der Bildfläche und aus dem Medialnet verschwunden, nur Augenblicke, bevor wir zuschlagen konnten. Mit Sicherheit verstecken ihn besonders ausgebildete Telepathen aus den Reihen der Makellosen Medialen.« Das würde den Mann aber nicht retten, es würde das Unvermeidliche nur hinauszögern.
Kalebs Antwort zeigte Aden, dass der Kardinalmediale es genauso sah. »Kleine Änderung meiner Befehle. Bringt ihn zu mir. Ich möchte mich mit Mr Dawes unterhalten.«
»Ich werde das arrangieren, sobald er sich in unserer Gewalt befindet.« Aden legte auf und gab den Befehl an seinen Partner weiter.
»Hältst du es für möglich, dass Kaleb mit den Makellosen Medialen gemeinsame Sache macht?«, fragte Vasic und blickte auf sein Spiegelbild im Kanal, das der morgendliche Regen verzerrte.
Gut geschützt standen sie unter einem Gebäudevorsprung. Aden steckte das Handy ein.
»Krychek treibt der Wille zur Macht.« Er hatte sich nie Illusionen über die Motive des ehemaligen Ratsherrn hingegeben. »Wenn es den Makellosen Medialen gelingt, das Medialnet restlos zu destabilisieren, kann nur Krychek das Vakuum füllen.«
Vasic schwieg lange, der Regen trommelte immer heftiger auf die Wasseroberfläche. »Krychek ist stark genug, um ohne solche Finten die Herrschaft im Netz an sich zu reißen.«
»Doch dann müsste er dafür kämpfen, sie zu halten«, stellte Aden klar. »Es ist leichter, die Führung als Held und Retter zu übernehmen.«
Vasic nickte. »Wir werden ihn im Auge behalten. Selbst ein doppelter Kardinalmedialer kann getötet werden, wenn es nötig erschiene.«
In Kalebs Fall blieb ihnen nur ein Versuch, das wusste Aden genau. Ein Fehlschlag würde den Untergang der Garde besiegeln. »Wir werden ihn beobachten«, stimmte er zu. Regen spritzte vor den schwarzen Kampfstiefeln auf, die er stets trug.
21
Sahara hätte keinen besseren Zeitpunkt für ihre Rückkehr wählen können.
Weder ihr Vater noch sie schliefen in dieser Nacht, konnten einander nicht einen Moment aus den Augen lassen.
»Heute ist sowieso mein freier Tag im Krankenhaus«, sagte Leon am nächsten Morgen. »Niemand wird mich dort vermissen.«
In stillem Einverständnis blieben sie im Haus und schoben den Moment hinaus, in dem sie Anthony informieren mussten – Bruder ihres Vaters und Oberhaupt des Clans. Sie sprachen über vieles, doch ihr Vater stellte keine quälenden Fragen und zwang sie nicht, über Dinge zu sprechen, die sie lieber nicht berühren wollte.
Er war einfach nur glücklich, sie wieder bei sich zu haben.
Erzählte von der Familie und von Entwicklungen im Medialnet, die ihren Clan dazu veranlasst hatten, ganz erstaunliche Programme für die
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