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Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Titel: Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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sagte sie und trat aus dem Türrahmen zurück, um Grace einzulassen.
    Es überraschte Grace nicht sehr, dass sie in eine eiskalte Spülküche geführt wurde und nicht in die Stube der Bediensteten, wo man ein Dienstmädchen normalerweise an einem Sonntagnachmittag antreffen würde. Lily war dort mit dem Reinigen von Messern beschäftigt: Mit Schmirgelpapier und Schleifpulver schrubbte sie die Klingen, und dies ziemlich heftig, da sie es schon zweimal gemacht hatte, und beide Male hatte Mrs   Beaman ablehnend den Kopf geschüttelt und sie wieder von vorn anfangen lassen.
    Als Lily Grace erblickte, rannte sie augenblicklich zu ihr, warf ihr die Arme um den Hals und fing soherzzerreißend zu weinen an, dass Grace befürchtete, ihre zehn Minuten würden um sein, bevor sie überhaupt ein Wort wechseln konnten.
    »Schhhh   … schhh   … ist es denn so schlimm?«, fragte Grace und wischte ihrer Schwester etwas Schleifpulver von den Schultern. »Bitte, bitte, sag mir, dass es dir gut geht.«
    Lily schluchzte noch ein paar Mal heftig, dann ging ihr Weinen in Schniefen über. »Es geht schon.« Sie seufzte tief. »Aber du fehlst mir so!«
    »Wie ist es denn hier? Bekommst du etwas beigebracht?«
    Lily nickte. »Ich darf die Schuhe putzen und die Messer säubern. Obwohl Mrs   Beaman meistens sagt, dass ich es nicht gut genug mache.«
    Grace schaute auf Lilys Hände hinunter, die rau und gerötet waren. Es war so, wie sie es im Grunde ihres Herzens geahnt hatte: Lily war nicht die Art Mädchen, das zu einem persönlichen Dienstmädchen taugte, und Mr   Unwin hatte das nur vorgegeben, um die Situation zu retten. Wie seltsam das Leben doch spielte! Dass ausgerechnet jemand wie Mr   Unwin – ein Pfennigfuchser, wie er im Buche stand, und ein kaltherzig und gefühllos wirkender Mann – nicht nur die Freundlichkeit besessen hatte, Lily anzustellen, sondern dies auch noch auf besonders rücksichtsvolle Art und Weise getan hatte.
    »Aber wirst du gut behandelt?«, fragte Grace.
    »Ich bekomme genug zu essen«, antwortete Lilyund wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. »Es gibt jeden Tag Fleisch.«
    »Und haben dich die anderen Dienstboten freundlich aufgenommen?«, fragte ihre Schwester weiter, denn dieser Aspekt beunruhigte sie am meisten: dass Lily womöglich von den anderen ausgeschlossen wurde. »Beziehen sie dich in ihre Gespräche mit ein und so?«
    »Oh, nicht die Dienstboten!«, erwiderte Lily. »Blossom und Lizzie sind sich dafür viel zu schade. Aber Ella redet manchmal mit mir – und das junge gnädige Fräulein ist sehr nett.«
    »Miss Charlotte?«, fragte Grace völlig überrascht. Sie hatte die junge Dame zwar noch nicht kennengelernt, doch unter den Angestellten hieß es, sie sei eine verzogene, selbstsüchtige, oberflächliche Göre.
    »Ja, Miss Charlotte.
Sie
mag mich«, erzählte Lily voller Stolz. Plötzlich fiel ihr etwas ein. »Du solltest mal den Salon und das Wohnzimmer sehen! Da steht ein Krug mit blauen Vögeln drauf!«
    »Wirklich!«, sagte Grace und streichelte Lilys raue Hände. »Aber wann findet Miss Charlotte denn die Zeit, mit dir zu sprechen?«
    »Manchmal kommt sie zu mir, wenn ich allein im Garten bin, oder sie unterhält sich mit mir in der Küche, wenn die anderen oben beschäftigt sind.«
    »Tatsächlich?«, fragte Grace. Das wurde immer eigenartiger. »Und worüber redet ihr so?«
    »Oh, lustige Sachen. Manchmal erfindet sie Geschichten – so wie du immer.«
    »Das ist aber nett von ihr«, sagte Grace. Nun, vielleicht stimmte es einfach nicht, was über Miss Charlotte erzählt wurde.
    »Worum geht es denn in den Geschichten?«
    »Ach, über Mama und so«, antwortete Lily vage. »Alles Mögliche. Sie interessiert sich nämlich für mich.«
    Wie freundlich es doch von Miss Charlotte war, sich mit Lily zu unterhalten, der niedrigsten ihrer Dienstboten, ging es Grace durch den Sinn. »Dann muss sie ja eine echte Dame sein«, sagte sie zu Lily.

Wir erbitten Ihre Gebete für die Seele von
HERRN WILLIAM WILKINS-BOYES-HAIG,
    die unser Schöpfer am 25.   November 1861 zu sich gerufen hat.
Die sterblichen Überreste werden in den Katakomben der anglikanischen Kapelle auf dem General Cemetery of All Souls, Kensal Green, London, beigesetzt.

Kapitel 16
    »Ich bin sicher, Sie wünschen nur das Beste für Ihre liebe verstorbene Mutter, deshalb empfehle ich Ihnen Schwanendaunen von feinster Qualität für die Sargmatratze«, sagte George Unwin.
    »Oh«, erwiderte die Kundin. »Wir dachten

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