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Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Titel: Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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fassungslos.
    Miss Violet schmunzelte. »Ganz genau. Die Damen müssen doch zeigen, dass sie bis in die intimsten Tiefen ihres Gewandes leiden.«
    »Und müssen all diese Kleider ebenfalls schwarz sein?«, fragte Grace, während sie versuchte, um den Vorhang herumzuspähen.
    Miss Violet schüttelte den Kopf. »Nein. Die können aus weißem Batist mit Borten aus schwarzer Spitze sein oder aus weißem Leinen mit durchgezogenen schwarzen Bändern«, gab sie flüsternd zur Antwort.
    Sie kehrten in die Eingangshalle zurück und blieben neben dem Flügel stehen, Miss Violets üblicher Position, von der aus sie sich die betuchtesten Kunden herauspickte und sie persönlich in Empfang nahm. Nachdem Grace erleichtert festgestellt hatte, dass Mr   Unwin nirgends mehr zu sehen war, fing sie an, das Ganze zu genießen – auch wenn sie sich zuallererst wünschte, Lily hätte hier sein können, um dies alles auch zu sehen.
    Der Tag verging für Grace in einem Nebel aus Gesichtern und Kaufwünschen. Am frühen Vormittagkamen vor allem Dienstmädchen, Hausdiener und die ärmeren Leute in den Laden, doch bis zur Mittagszeit hatten sich auch die mittleren Schichten aus ihren Häusern gewagt und kamen, um ihre Liebe zu Prinz Albert durch die Ausgabe beträchtlicher Geldsummen unter Beweis zu stellen. Gegen drei Uhr stellte sich dann eine weitere Bevölkerungsgruppe ein, nämlich jene Angehörigen der Oberschicht, die nicht schnell genug gewesen waren, um sich die Dienste eines privaten Schneiders zu reservieren, und die nun, auf dem Weg zum Tee mit Freundinnen oder Tanten, im Kaufhaus vorbeischauten. Es gab eine ganze Menge solcher feiner Damen – so viele, dass der Fahrdamm vor dem Geschäft sich in ein Meer von stampfenden, wiehernden Pferden sowie kleinen und großen, offenen und geschlossenen, ein- und mehrspännigen Kutschen verwandelte, und zu allem Überfluss kam auch noch eine Herde Schafe hinzu, die ein Schäfer mit Hilfe seiner zwei Schäferhunde zum Billingsgate Markt trieb. Dieses ganze Verkehrschaos bewirkte, dass ein paar Damen auf der anderen Seite der Oxford Street strandeten und ihre Dienstmädchen mit schriftlichen Anweisungen für das Kaufhaus losschickten, sich in den tobenden Verkehr hinauszuwagen und im Anschluss an den Einkauf ohne ihre gnädige Frau nach Hause zu kommen.
    Während sich draußen mehrere solcher Dramen abspielten, fiel Grace ein Gedränge vor den Ladentüren ganz in ihrer und Miss Violets Nähe auf. ImLauf des Tages hatten die uniformierten Männer an den Türen das Kaufhaus mehrfach für kurze Zeit wegen Überfüllung schließen müssen, und zunächst dachte Grace, dies wäre eben wieder der Fall. Bald bemerkte sie jedoch, dass die Türsteher versuchten, einem stattlichen, bärtigen Gentleman aus der wartenden Menschentraube ins Ladeninnere zu verhelfen.
    Miss Violet blickte, von Grace auf das Geschehen aufmerksam gemacht, zu den Türen und murmelte: »Ach, du lieber Himmel!« Dann stürzte sie auch schon, ein erregtes »Los, Miss Grace!« aus dem Mundwinkel zischend, auf den Herrn zu, der eben durch die Türöffnung stolperte, um ihn zu begrüßen.
    Grace setzte sich in Bewegung. Ihr fiel auf, dass die Leute draußen ihr Gedränge in den Laden vorübergehend aufgegeben hatten und sich stattdessen die Nasen an den Scheiben plattdrückten, um jede Regung dieses neuen Kunden zu beobachten.
    »Guten Tag, Sir!«, begrüßte ihn Miss Violet und machte einen viel tieferen Knicks als alle bisherigen. Grace tat es ihr sofort gleich. »Dürfen wir Sie in eine bestimmte Abteilung führen? Was für Einkäufe wünschen Sie heute zu tätigen, Sir?«
    »Ein paar verdammte Trauerflore und schwarze Krawatten!«, antwortete der Mann, während er seinen Zylinder abnahm. Er hatte ein von tiefen Falten durchzogenes Gesicht, einen angegrauten Bart und zurückweichenden Haaransatz, doch seine leuchtendblauen Augen wirkten jung. Er wedelte mit der Hand in Richtung der Warenauslagen. »Entschuldigung, wenn ich so direkt bin, aber ich habe für diesen ganzen Trauerzinnober nichts übrig!« Er schwieg einen Moment und schien sich wieder etwas zu fassen. »Aber selbstverständlich sind meine Empfindlichkeiten in dieser Angelegenheit für Sie nicht von Belang, und so muss ich mich bei Ihnen für meine Übellaunigkeit entschuldigen.«
    »Dazu besteht absolut keine Notwendigkeit, Sir!«, murmelte Miss Violet.
    Der Mann lächelte ein wenig. »Ich war gerade mitten auf einer Lesereise in Liverpool, als ich es hörte, und

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