Geheimnummer. Kein Sex nach Plan
Wasser.
»Daniel, das ist ja echt lieb von dir, ähm, dass … dass du dich in mich verliebt hast.« Was sollte das denn schon wieder heißen? »Nein, ich meine natürlich … was ich damit sagen will …«
O Gott, ich hatte seit Ewigkeiten keinen Mann mehr abblitzen lassen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es sagen sollte, erst recht nicht, bei einem durch und durch sympathischen und noch dazu gutaussehenden Kerl wie Daniel.
»Daniel, es ist doch so, dass … ich habe schon … ich meine, ich habe einen Freund und … und … den liebe ich nun mal. Wirklich!« Wenn man mal davon absah, dass er vielleicht gerade dabei war, seine blonde Kommilitonin zu vögeln. »Und außerdem bist du doch fast zehn Jahre jünger als ich und stehst gerade mal am Anfang deiner Karriere, du hast noch viele erfolgreiche Jahre vor dir und wirst noch so viele Leute kennenlernen und natürlich auch Frauen, und ich, ich habe das alles schon hinter mir, bis auf die Fußballkarriere natürlich, und ich bin viel älter und in einer festen Beziehung und außerdem schwanger.« Ich atmete tief durch. »Verstehst du ungefähr, was ich damit sagen will?«, fragte ich ihn mit flehendem Blick, weil mir allmählich keine guten Argumente mehr einfielen.
Daniel nickte. »Ja, natürlich. Ich will dir und deinem Freund auch bestimmt keinen Stress machen.« Er fuhr sich durch seine strubbeligen Haare und lächelte mich etwas gequält an. »Ich wollte nur, dass du es weißt.«
Er wirkte trotz seiner Größe plötzlich wie ein kleiner Junge. Ich nickte stumm, weil ich nicht so recht wusste, was ich darauf sagen sollte. Neben uns blubberten die Nudeln leise vor sich hin.
»Sorry«, sagte Daniel schließlich mit belegter Stimme. »Es war echt eine blöde Idee von mir, vorbeizukommen. Ich hätte es dir nicht sagen sollen.«
»Doch, doch, natürlich!« Er sah mich irritiert an. Ich räusperte mich schnell: »Ich meine, es ist ja nicht so, dass ich so etwas ständig gesagt bekomme. Und glaub mir, das war bei weitem netter als das, was ich ab und zu von deinen Kollegen zu hören kriege.« Ich lächelte ihn aufmunternd an.
»Sag nicht, die haben dich als Praktikantin beschimpft.«
Wir prusteten beide viel zu laut los und lachten auch länger als nötig. Aber wir waren froh, dass wir den peinlichen Moment einigermaßen locker umschifft hatten.
»Und du bist echt schwanger?«, fragte Daniel plötzlich.
»Äh ja, im dritten Monat«, was mir wieder schmerzlich bewusst machte, wie dringend ich mit Tim darüber reden musste.
»Darf ich mal fühlen?« Er sah mich erwartungsvoll an und schien sich trotz allem für mich zu freuen.
»Äh, na ja, es ist ja noch sehr klein, winzig, eigentlich, aber wenn du willst.«
Ich hatte selbst eben erst in der Badewanne gemerkt, dass man schon eine leichte Wölbung erkennen konnte. Daniel schob vorsichtig seine Hand unter meinen Pulli. Es war das erste Mal, dass jemand über meinen schwangeren Bauch strich. Ich lächelte Daniel etwas verlegen an, er lächelte zurück – und plötzlich lagen unsere Lippen aufeinander. Sie berührten sich leicht, spielten miteinander. Dann wandte ich mich ab, und Daniel zog seine Hand zurück. Wir sagten kein Wort.
»Hast du Lust auf Nudeln?«, brach ich schließlich das Schweigen. Daniel nickte erleichtert: »Und wie!«
Kein Sex nach Plan
Es war eine furchtbare Nacht. Vor lauter schlechtem Gewissen bekam ich kein Auge zu. Ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen Tim, Mona, dem Stau auf der Autobahn und Daniel. Vor allem wegen Daniel. Nicht, weil wir uns geküsst hatten. Für den Kuss machte ich ohnehin nur einen plötzlichen Hormonschub verantwortlich, verursacht durch erstmaliges Handauflegen auf meinen schwangeren Bauch. In der Situation hätte ich vermutlich jeden geküsst, und da war Daniel nach Tim im Grunde noch die beste Wahl gewesen.
Nein, ich hatte ein viel größeres schlechtes Gewissen, weil Daniel und ich noch bis drei Uhr nachts herumgealbert hatten und ich darüber den wahren Grund für mein schlechtes Gewissen komplett vernachlässigt hatte. Solange Daniel da war, waren Tim und Mona vollkommen aus meinem Gedächtnis gelöscht, und das war unverzeihlich.
Es hatte damit angefangen, dass Daniel brav meine Nudeln gegessen hatte, die ohne Salz und mit einer lauwarmen Tomatenmark-Wasser-Soße ungenießbar waren. Daniel verdrückte anstandslos eine halbe Portion, hauptsächlich wohl, um nichts sagen zu müssen, bis ich nicht mehr konnte und meine Nudeln wieder ausspuckte.
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